So wird Österreich ein noch besseres „Mütterland"

Gemäß eine internationalen Vergleichsstudieder Organisation Save the Child belegt Österreich den elften Platz für die Lebensbedingungen von Müttern. Verglichen wurden Müttersterblichkeit, Sterblichkeit bei unter fünfjährigen Kindern, durchschnittliche Dauer der Ausbildung, Pro-Kopf-Einkommen und Beteiligung von Frauen an der Regierung. Angeführt wird die Liste wenig verwunderlich von Norwegen, Finnland, Island, Schweden und Dänemark.

Fast wie immer sind es die Skandinavier, die bei sozialen und medizinischen Themen viel richtig machen. Österreich ist zwar nicht unter den Topt10, doch die medizinische Versorgung scheint mir im Bereich der Geburtshilfe zumindest in Wien und Umgebung sehr in Ordnung zu sein. Zu bemängeln ist die persönliche Komponente, die aufgrund von Zeitmangel und vielleicht Unerfahrenheit bei vielen Arzt-Patienten-Gesprächen zu kurz kommt. Dies ist aber kein Problem, mit dem sich nur Mütter bzw. werdende Eltern herum schlagen müssen. Es gibt nun einmal überlaufene Ambulanzen, übermüdete und gestresste Spitalsärzte sowie zu wenig niedergelassene Spezialisten.

Schwangere haben aber vielleicht trotzdem einen besonderen Nachteil in unserer derzeitigen Situation. Sie sind nämlich nicht krank und brauchen in erster Linie keine medizinische Behandlung. Der Großteil der Frauen braucht vor allem Beratung zur Gesundenvorsorge physischer und psychischer Natur. Hier sehe ich viel Potential für meinen Berufsstand. Denn unsere Aufgabe ist es die Frauen in ihrer Gesundheit und Natürlichkeit zu stärken, sowie bei Problemen die richtigen Spezialisten zu kennen und an sie zu verweisen. Die Aufgabe eines Arztes ist es meistens, einen Patienten zu diagnostizieren um ihn dann zu heilen. Da kann der Blick für das Natürliche schon einmal verzerrt sein. Ich schreibe hier auch bewusst in der männlichen Form, denn ich glaube, dass Männern, im Bezug auf Schwangerschaft und Geburt der letzte Funke der Empathie fehlt, sich in eine werdende Mutter hinein zu versetzen – und das Vertrauen zu haben, dass der Körper der Frau perfekt für das Wunder Geburt vorbereitet ist.

Entscheiden sich Frauen für Hebammenbegleitung, kommen sie bald zu Wahlhebammen, denn Hebammen mit Kassenvertrag sind selten. Einerseits, weil es zu wenig Kassenverträge gibt, andererseits, weil die Krankenkassen den Hebammen sehr wenig zahlen. Der Zugang zur Privathebamme ist letztlich eine finanzielle Frage. Bekommt eine Frau ihr Kind geplant daheim, zahlt die Krankenkasse € 397,60. Bei einer Rufbereitschaft von 24h für fünf Wochen um den Geburtstermin mit möglichen Nacht- und Wochenendeinsätzen, sowie einer unvorhersehbaren Dauer der Geburt, gibt es wenige Hebammen die für diesen Betrag die große Verantwortung auf sich nehmen möchten. Die Preise in Wien bewegen sich also um das Doppelte bzw. Dreifache. Noch immer nichts im Vergleich zu dem was die Krankenkasse für eine Geburt im Spital ausgibt. Denn eines ist klar: Hebamme, Gynäkologe, Kinderarzt, Anästhesist, OP-Schwester, Kinderschwester, Putzfrau, Strom, Materialkosten, Medikamente und noch vieles mehr möchte/n bezahlt werden. Das löst oft Unverständnis bei den Frauen aus, die ich betreue.

Von Wahlfreiheit und Gleichberechtigung für alle kann hier nicht mehr gesprochen werden. In meinen Augen ist die Krankenkasse für eine flächendeckende Versorgung mit Vertragshebammen verantwortlich. Die gratis Hebammenberatung im Mutter-Kind-Pass für alle ist der erste Schritt in die richtige Richtung. Dadurch bekommen endlich die Menschen Zugang zu Informationen, die es am notwendigsten brauchen.

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Bernhard Juranek

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Herbert Erregger

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Silvia Jelincic

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