Etikette - oder wie mache ich etwas einfaches kompliziert.

In letzter Zeit habe ich immer öfter über sog. Benimmregeln gelesen. Und zwar Benimmregeln gegenüber Transgender-Personen. Die meisten waren an Absurdität nicht mehr zu überbieten. Man solle etwa Transgender nur so oder so, aber auf keinen Fall so ansprechen. Man darf das oder das fragen, aber auch nur, wenn die Trans-Person gerade nicht mit dem linken Auge zuckt, denn das könnte dann auch ganz was anderes heissen. In einem anderen Ratgeber wurde es gleich als äusserst diskriminierend dargestellt, überhaupt eine Frage zu stellen, denn die Nicht-Trans-Person habe sich gefälligst selbst zu informieren.

Nun wird sich ein Mensch mit normalem Menschenverstand zurecht fragen, wozu hier überhaupt Benimmregeln notwendig sind. Der viel strapazierte Satz, dass hier wieder weit über das Ziel hinausgeschossen wurde, trifft leider einmal mehr zu. Und wieder wurde unser Bestreben, von der Gesellschaft als Realität akzeptiert, und nicht als Skurrilität begafft zu werden, von übereifrigen, realitätsfremden Pseudo-Weltverbesserern torpediert. Denn wo liegt das Problem? Sieht eine Person, rein äusserlich, offensichtlich wie eine Frau aus, sollte man sie auch so ansprechen, wie man eine Frau ansprechen würde. Und sie auch so behandeln. Und dabei bleiben. Ist man sich nicht ganz sicher, welches Geschlecht das gegenüber darstellt, was besonders, aber nicht nur, bei manchen FzM-Transsexuellen der Fall sein kann, dann sollte man ganz einfach fragen. Liegt der Intelligenzquotient der Transgender-Person auch nur einen halben Punkt über dem einer Haselnuss, wird sie euch gerne antworten. Schliesslich ist es ja auch in ihrem Interesse, dass das Gegenüber sie entsprechend anredet. Und wenn sie euch beleidigt ins Gesicht springt, dann sollte man ohnehin darüber nachdenken, ob man auf einen Ausbau des Kontaktes überhaupt wert legt, oder selbigen nicht gleich besser wieder in den Weiten der ewigen Jagdgründe begräbt. Keine Sorge, das hat nichts mit Transphobie zu tun, sondern lediglich damit, dass man sich vor allzu schlimmem, oberflächlichem Herumgezicke einer dummen Person schützen will.

Überhaupt sollte es im Interesse jeder Trans-Person liegen, zur Aufklärung über Transgender beizutragen. Und Fragen zu beantworten. Leider habe ich es schon des öfteren erlebt, dass sich manche Menschen, vermutlich verunsichert durch eben solche Panikmache wie oben beschrieben, einfach nicht trauen, Fragen zu stellen. Bitte, liebe Leute: Fragt! Je mehr man dazu beitragen kann, den Begriff Transgender zu entmystifizieren, und uns somit vom Freak-Dasein zu befreien, umso besser. Und das sollte eben unser aller Ziel sein. Und wenn eine Frage dann doch zu intim oder unangenehm ist, kann man sie immer noch höflich zurück weisen, ohne gleich ein Drama daraus zu machen. Wie heisst es so schön? „Durchs reden kumman d’Leut zsamm.“ Das sollte unser aller Leitgedanke sein.

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trans tipping point

trans tipping point bewertete diesen Eintrag 21.12.2015 15:42:14

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