Arbeitszeitflexibilisierung und Lebensarbeitszeit

Arbeitswochen mit 45 Stunden habe ich gefordert. Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Denn eigentlich müsste man das ganze System umkrempeln.

Ich habe einen Mitarbeiter, der steht kurz vor der Pensionierung. Er arbeitet als Gärtner, ist eben nicht mehr der Jüngste. Früher hat er locker 40 Stunden in der Woche gearbeitet. Jetzt zwickt es halt hier und da schon. Ich habe ihn gefragt, was wir tun sollen, ob er nicht nur Teilzeit arbeiten will. Das wollte er nicht, davon könne er nicht leben. Aber er würde gerne auch in der Pension noch arbeiten kommen, sei es nur für zehn oder 15 Stunden. Schließlich hat er ja dann nach Jahrzehnten im Betrieb viele seiner Sozialkontakte hier. Aber da würde ihm die Steuer so gut wie alles wegfressen. Hätte der liebe Mann mit 25 bis 35 50 Stunden arbeiten können, hätte er beispielsweise in den letzten fünf Jahren vor der Pension 30 arbeiten können, dann nur noch zehn in der Pension. Weil er sich ja die Lebensarbeitszeit schon früh verdient hat.

Genau dafür möchte ich eintreten: Lebensarbeitszeit. Und zwar betriebsübergreifend. In Zeiten des Computers ist das alles kein Problem. Denn wir wollen, gerade die Jungen, ja immer mehr Freizeit haben. Flexibler arbeiten. Weniger arbeiten. Andere wiederum wollen deutlich mehr arbeiten. Und am Ende haben wir wieder ein Problem mit älteren Arbeitslosen. Meine Lösung ist die Lebensarbeitszeit. Denken wir es so, dass der Anspruch auf Pension nach 40 Beitragsjahren entsteht. Derzeit denken wir, sagen wir, in 40-Stunden-Wochen. Was wäre nun, würde er in den ersten zehn Jahren 60 Stunden „reinhackeln“, in den nächsten zehn Jahren, weil die Familiengründung ansteht, nur 25, dann wieder 50 und in den letzten zehn Jahren wieder nur 25? Aber durch die Mehrarbeit vollen Pensionsanspruch hat? Dieser tritt vielleicht erst ab 70 ein, weil vorher ja noch Stundenleistungen erbracht werden. Vielleicht wird dadurch das Pensionssystem auch finanzierbar...

Zudem gibt es dann quasi eine Grundverpflichtung an Arbeitszeit, sagen wir 20 Stunden, da ist eine minimale Krankenversicherung dabei und so weiter. Mehr oder weniger ein Grundeinkommen, von dem man leben kann. Den Rest muss man sich dann dazu verdienen können. Wer nicht will, soll nicht. Aber die Menschen sollen in eine gesicherte Zukunft sehen können, und zwar unabhängig davon, ob sie jetzt 20 oder 60 Stunden arbeiten. Klar, früher ging das nicht. Aber heutzutage kann das jeder Computer erfassen und errechnen. Damit würde man wohl so gut wie allen Bedürfnissen – Politik, Menschen, Unternehmen – gerecht werden.

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Jürgen Heimlich

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fishfan

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Bernhard Juranek

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