Aufklärungsfotos statt Antibiotika in der Tiermast!

Schon wieder will die EU-Kommission etwas verbieten! Und diesmal ist es eine aus meiner Sicht sehr sinnvolle Maßnahme, wie Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis am Montag verlautbarte: „Tiere sollen Antibiotika nur noch bekommen, wenn sie krank sind.“ Vielleicht helfen Aufklärungsfotos am Fleischpackerl aber mehr!

Wissen Sie, wie Tiere gehalten werden? In riesigen Hallen, zu hundert, wenn nicht zu tausend. Deswegen ist Fleisch so billig. Und deswegen braucht es auch die Antibiotika. Der Fleischpreis ist mittlerweile so gering, dass sich kein Bauer mehr leisten kann, dass seine Tiere krank werden. Eine Untersuchung in Deutschland hat jüngst ergeben, dass 90 Prozent der untersuchten Puten resistente Keime in sich trugen – weil sie eben ohne Not mit Antibiotika vollgepumpt werden. Beziehungsweise: Was heißt ohne Not? Wenn in einer Lagerhalle mit hunderten Tieren eines krank wird, sind es fast schon alle anderen auch.

Es ist ein ewiger, schlimmer Kreislauf: Die Bauern bekommen für eine 100 Kilo Sau derzeit vielleicht 130 Euro. Bis es im Supermarkt ankommt, müssen Schlachtung, Teilung, Verpackung, Transport, Werbung und das an allen Arbeitsschritten beteiligte Personal bezahlt werden. Trotzdem gibt es das Schnitzerl sehr billig. Da darf dann nichts schief gehen. Darum halten viele ProduzentInnen nachhaltige Landwirtschaft in kleinem Rahmen für nicht schaffbar. Die KonsumentInnen helfen auch nicht: Greifen Sie nicht auch gerne zu einem Sonderangebot, wenn Sie ehrlich sind?

Uns fehlt einfach die Beziehung zu unserem tierischen Essen. Ich wurde komisch angeschaut, als ich den „Essbaren Tiergarten“ gegründet habe, in dem Nutztiere leben, die im angeschlossenen Restaurant gegessen werden können. Aber ich belüge meine KundInnen nicht. Ich will, dass die Menschen einfach wissen, wie so ein Schnitzerl aussieht, bevor es am Sonntag unter Panier unsichtbar wird.

Der freie Markt regelt das nicht, weil es unter diesen Vorzeichen ja immer einen gibt, der es billiger macht. Ich kann ja auch niemandem vorschreiben, meine Schokolade zu kaufen, wenn er lieber eine billige nehmen will. Aber es funktioniert bei mir. Wie auch bei immer mehr Biobauern, die kleinere Tieranzahlen haben, dementsprechend teurer verkaufen, aber sich wohl selbst in den Spiegel schauen können. Vermutlich muss man einfach dran glauben.

Und so lange die Tierhaltung und -schlachtung hinter weitgehend verschlossenen Türen abläuft, kann doch die EU-Kommission, die sonst gerne viel für uns regelt, die Entscheidung nicht einfacher, aber ehrlicher machen. Her mit Bildern aus der „Produktion“, wie die Henderl, Schweinderl und Kalberl gehalten werden. Ich denke schon, dass die Menschen dann - zwar nicht alle und nicht immer, aber immer öfters - zu dem etwas teureren, aber nachhaltiger hergestellten Fleisch greifen.

Es geht ja im Grunde um die Emotion. Früher wusste man eher, wo das Fleisch herkommt und jeder wusste auch, dass für jede Leberstreichwurst ein Tier irgendwann sterben musste. Gut, das wissen die Leute das heute auch noch. Aber es ist so weit weg! Lebensmittel sind keine Industrieware wie Nägel, die man prozessoptimiert erzeugen kann. Wenn man Tierhaltung und Lebensmittelerzeugung industrialisiert - was ja geschehen ist - dann gibt es eben diese Auswüchse.

Essen ist wie tägliche Medizin und da kommt es schon drauf an, was man isst . Es würde kein Arzt auf die Idee kommen Menschen dauernd mit Antibiotika zu versorgen. Bei Tieren macht man das, weil man sich den Tierarzt nicht mehr leisten kann. Deswegen gibt man es sicherheitshalber gleich dauernd und für alle.

Ich halte die Idee der EU-Kommission für eine gute. Aber eines ist auch klar: Wenn es das nicht mehr geben sollte, dann wird es die Schweineställe mit 5.000 Tieren wahrscheinlich nicht mehr geben. Ob die das durchbekommen, bezweifle ich. Da wird bald wieder alles beim Alten sein und TTIP, also das Freihandelsabkommen mit den USA, wird wohl auch noch eine Rolle spielen. Und wohl keine, die kleinstrukturierte, nachhaltige Landwirtschaft fördert.

Die Natur hat aber Monokultur und Massentierhaltung einfach nicht vorgesehen. Artgerechte Tierhaltung muss heißen das die Tiere sich frei bewegen können. Schließlich haben die Schweine, Puten und Hühner ja keinen Banküberfall begangen! Darum sollten wir wenigstens wie bei Zigarettenpackerl Bilder drauf drucken, damit wir sehen, was wir mit dem Konsum des Billigfleisches fördern!

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