Migration und Integration – schaffen wir das?

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Am 31. August 2015 kam es zum umstrittenen und bekannten Ausspruch der Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Thema "Flüchtlingskrise": "Wir schaffen das." Laut diversen Umfragen soll dieser Ausspruch ihr und der CDU eine neue Krise verschafft haben. Mittlerweile ist der Ruf aufgrund der Kursänderung wieder restauriert. Ob sie die Lage damals tatsächlich unterschätzt hat, sei dahingestellt. Hierbei geht eher um die Frage "was sollen wir schaffen" und um die damit verbundenen Herausforderungen.

Kulturelle Differenzen

Es handelt sich nicht um die erste Flüchtlingsbewegung in Europa. Tatsächlich gab es drei prägende Ereignisse in unmittelbarer Nachbarschaft. Der Ungarische Aufstand, der Prager Frühling und der Jugoslawienkonflikt. Diese Konflikte werden von den Verfechtern der bedingungslosen Willkommenskultur instrumentalisiert und auf dieselbe Ebene mit den aktuellen Fluchtbewegungen gesetzt. "Wir haben es doch damals geschafft, also werden wir es auch heute schaffen" - dabei werden aber eine Reihe wichtiger Faktoren außer Acht gelassen. Die Fluchtbewegungen sind unvergleichbar miteinander, da es sich um vollkommen unterschiedliche Kulturkreise handelt.

Während Ungarn, Tschechen und Bürger von Ex-Jugoslawien zum europäischen Kulturraum gehören, eine religiöse und geschichtliche Verbundenheit gegeben ist, gab es nur eine überwindbare Barriere: Die sprachliche. Die Flüchtlinge aus Afghanistan, Nordafrika und dem arabischen Raum haben hingegen ein anderes Wertesystem. Die religiösen und kulturellen Unterschiede erschweren eine rasche Integration in die Gesellschaft. Die zusätzliche Religiösität und das Stellen religiöser Schriften über den Rechtsstaat, stelle ein weiteres Hindernis für die Integration dar. Fazit: Die Vorgehensweise im Jugoslawien-, Ungarn- oder Tschechienfall lässt sich nicht auf die aktuelle Lage ummünzen, da die kulturelle Differenz viel größer ist.

Bildung und Qualifikation

Zusätzliche Last für die Integration stellen das Bildungs- und Qualifikationsniveau der Einwanderer dar. Trotz der Euphorie mancher Unternehmer, dass Einwanderer potentielle Arbeitskräfte sind, gibt es neue Herausforderungen. Natürlich handelt es sich bei der Gruppe "Einwanderer" nicht um eine homogene Gruppe. Ganz im Gegenteil, die Gruppe ist sehr heterogen - dementsprechend unterschiedlich und extrem sind auch die Bildungsniveaus je nach Herkunftsland.

Die Analphabetenquote beträgt in Afghanistan 53%, in Pakistan 54% bei den Frauen und 34% bei den Männern. Anders ist es in Syrien und Irak: Im Gegensatz zu Pakistan und Afghanistan wird in diesen arabischen Ländern mehr Wert auf Bildung gelegt und auch die Wirtschaftsstruktur ist anders aufgebaut. Die Analphabetenquote liegt ungefähr bei 14% bei Männern und 20% bei Frauen.

Die Aussage hinter dieser kurzen Analyse ist: Eine rasche und einfache Integration der Einwanderer in die Gesellschaft und in den Arbeitsmarkt ist nicht möglich, da enorme Qualifikations- und Bildungsmängel aufgeholt werden müssen.

Sprachliche Barriere und Kapazitäten

Elementare Sprachkenntnisse gehören zu den Grundvoraussetzungen einer Integration. Sie erleichtern den Weg in die Gesellschaft und in den Arbeitsmarkt. Zu erwähnen ist dennoch, dass noch wichtiger als die Sprachkenntnisse aus meiner Sicht die Akzeptanz des Wertesystems ist. Auszeichnend ist im Allgemeinen, dass sich die Anzahl der Flüchtlinge während der Flüchtlingskrise vervielfacht hat. Die Regierung und auch die Gesellschaft war nicht auf so große Zahlen vorbereitet, weswegen es teils auch an Ressourcen, wie etwa Deutschkursplätzen mangelt.

Der politische Islam und der ausländische Einfluss

Ein weiteres prägendes Problem ist die Finanzierung radikaler, gegengesellschaftlicher Vereine aus dem Ausland. Hierbei haben vor allem die türkischen Dachverbände DITIB (in Deutschland) und ATIB (in Österreich) Fuß gefasst. Die Tätigkeit dieser Verbände ist im gesellschaftlichen und politischen Diskurs höchst umstritten. Die Rolle dieser Verbände ist integrationshindernd, es werden parallelgesellschaftliche Strukturen unterstützt. Auch die Nähe zu antisemitischen, rassistischen, autoritären sowie religiös radikalen Inhalten ist ein Teil des Problems. Vor allem der indirekte Einfluss der türkischen AKP-Regierung bereitet große Sorgen. Viele Mitglieder dieser Verbände versuchen externe Konflikte hereinzustragen, wettern gegen die westliche Lebensweise, unterwandern Organisationen und Parteien und stellen somit eine Gefahr für das harmonische Miteinander dar.

Hilfe vor Ort stärken

Es bedarf weniger Polarisierung, aber auch weniger Vertuschung, um diese Probleme zu lösen. Natürlich darf nicht pauschalisiert werden - neben vielen Problemen gibt es auch Erfolgsbeispiele und erste richtige Ansätze. Egal ob der Integrationsfond, das Projekt Zusammen:Österreich, diverse Sprach- und Wertekurse, das Islamgesetz und die Aufstockung der Entwicklungsgelder. Wichtig ist es, die Hilfe vor Ort zu stärken - durch konkrete, arbeitsschaffende Projekte und Kooperationen.

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