"Weihnachten 24 aus 365" - Menschlichkeits-Lotto beim Spenden

In der Weihnachtszeit nutzen sehr viele wohltätige, gemeinnützige Organisationen und Vereine einerseits das Generalthema von Weihnachten "Fest der Liebe", "Nächstenliebe" und Menschlichkeit, Schenken, andererseits das durch die kalte, rauhe, dunkle Jahreszeit Winter stärkere Bewußtsein für die Härten des Lebens,  um uns mit unzähligen Events, Bitt- bis Bettelschreiben, Aktionen und Werbematerial aller Art zum Geben und Spenden aufzurufen.Beginnend morgens am Lionsclub-Punschstandl und Zeitungs-, LosverkäuferInnen vorbei, dann über Bitt-Emails im Outlook-Ordner und auf Facebook oder gar der firmeneigenen Charity-Aktion über Werbe Jingles im Radio für "Licht ins Dunkel" usw. hin zu Postwurfsendungen im Briefkasten, Friedenslicht-AktivistInnen an der Haustür und Haussammlungen abends werden wir informiert, konfrontiert, fast verfolgt. Diesem "Dauerbombardement" bei dem an 24 von 365 Tagen im Jahr alle Welt und alle und alles um uns plötzlich ihre Menschlichkeit, Engagement, Aktivismus, Mildtätigkeit zu entdecken scheinen entkommen wir nicht und es löst bei uns oftmals Überforderung, Frust, Ärger bis hin zu Resignation oder sogar Wut aus.Nun dürfen und müssen Menschlichkeit, Empathie, Mitfühlen und Geben, Schenken, Helfen niemals  nur an 24 von 365 Tagen im Jahr für uns wichtig und Anliegen sein. Wer dafür sensibel und  offen ist, hat da wohl über die Jahre relativ klare Vorstellungen entwickelt, "Was?", "Wann?", "Wo?" und "Wie?" bzw letztlich "Wieviel?" übers Jahr geholfen, gespendet werden kann und soll. Aber auch da ist nicht immer ein 365-Tage-System mit Prioritätensetzung, Schwerpunkten, und vor  allem klarem Budget und Struktur dahinter zu rechnen. Bei einem plötzlichen lokalen Not- oder Härtefall im persönlichen Umfeld, großen mitunter entfernten Katastrophen verlangen schon Herz und Mitgefühl: "Spenden - jetzt!". Dann sind da Anliegen, die aus eigener Biographie oder noch besser Engagement wichtig sind: Angehörigen wurde von diesem Verein geholfen, man hat diesen Notfall, Krankheit, sogar durchlitten oder man selbst oder Freunde sind bei diesen und jenen Sozialprojekten selbst engagiert, es war darüber schon viel zu lesen. Also jedenfalls eine komplizierte Gemengelage.Nun sind die Wenigsten von uns echte Philanthropen mit Millionenbudgets an Geld und auch Zeit, um  über 365 Tage und vor allem in Spitzenzeit Weihnachten richtige und fundierte Entscheidungen zu  treffen. Daher fehlt auch oft wichtiges Wissen über die Organisation, Verein, Projekt hinter einem Anliegen. Damit Spenden und Geben aber nicht zu einem "Menschlichkeits-Lotto" wird oder im anderen Extrem Spenden nur an die "sicheren Kandidaten" Caritas, Rotes Kreuz, Pro Juventute gehen, hier meine eigenen Tipps:Dank Internet und Social Media ist es heute relativ leicht, die wichtigsten Informationen, Fakten und Eckdaten zu einer Organisation oder Projekt schnell zu finden, kurzes Googeln genügt. Ausserdem haben diverse Spendenskandale dazu geführt, dass es Gütezeichen gibt, die seriöse Organisationen auszeichnen. Oft verraten schon Aufmachung und Grundrichtung bei aufmerksamem Lesen, wie seriös das Ganze ist. Hört und sieht man von Anliegen und Organisation nur zu Weihnachten das erste Mal, ist das irgendwo erklärungsbedürftig. Werden klare reale Basis-Informationen   gegeben mit Fakten, Daten, Hintergründen ist das klar besser als noch so schön geschriebene Textbausteine und ergreifend mitleiderregenden Fotos.

Organisationen die seit Jahren bestehen, von reellen, mir bekannten u. geschätzten Menschen  unterstützt werden und sich "gemeinnützig" nennen dürfen sind Anderen vorzuziehen. Nächstes Kriterium könnte sein, ob Projekte von ehrenamtlichen Menschen direkt für Menschen vorliegen, also weniger Geld in Verwaltung, Verteilung der Spendengelder geht. Wertvoller Faktencheck wäre auch, gezielt nach negativen Beiträgen im Netz zu suchen, etwa Warnungen von Konsumentenschützern, AK oder öffentlichen Stellen, wer ganz sicher gehen will fragt bei diesen Stellen nach oder konsultiert ExpertInnen, die im fraglichen Bereich arbeiten. Setzt eine Organisation dagegen auf teils sogar fadenscheinige C-Promis als Testimonials stellt sich die Frage, welche Schwächen und Fakten dadurch überstrahlt werden sollen.Wenn dann noch das Budget in etwa fixiert, die ungefähren Schwerpunkte des Gebens geklärt und die Spreu mit den Tipps oben vom Weizen getrennt ist, steht einem fundierten, gewissenhaften Spenden und Geben wenig(er) im Weg und der oder die Spender kann ruhigen Gewissens geben.Vielleicht wäre es zum Schluß auch eine sehr gute Idee, das Projekt "Jahresplan für Spenden, Soziales Engagement und Geben" auf die Liste der dringenden Sylvestervorsätze zu setzen, für 365 Tage Menschlichkeit, Empathie u Hilfe.

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Daniel Guttmann

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Christoph Cecerle

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fischundfleisch

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