Tote Migranten und die Unfähigkeit, "normal" darüber zu reden.

Wie ihr wisst, sind bei einem Schiffsunglück vor Libyen vermutlich 117 Migranten gestorben. Nach Angaben von drei Überlebenden hatten insgesamt 120 Menschen das in Seenot geratene Schlauchboot bestiegen, um nach Europa überzusetzen. Unter den Vermissten seien auch zehn Frauen und zwei Kinder, eines davon erst zwei Monate alt.

Unter den Beiträgen diverser Medien und Gruppen findet man viele Lach-Smileys sowie rassistische und menschenverachtende Kommentare (siehe Screenshots). Man kann an der Asylpolitik vieles kritsieren: von offenen Grenzen und der daraus resultierenden Einwanderung in die Sozialsysteme über nicht stattfindende Abschiebungen bei Straftaten bis hin zur Rolle der NGOs. Dies muss möglich sein, ohne in die rechte Ecke gestellt zu werden. Wer sich allerdings über Tote - darunter auch Säuglinge - freut, hat sich die Bezeichnung Menschenfeind/ Rassist redlich verdient und ist nichts besser als beispielsweise IS-Fans die im Internet Anschläge und Katastrophen bejubeln.

All das zeigt leider, dass eine differenzierte und sachliche Debatte kaum noch möglich ist.

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Wir leben leider in Zeiten, wo politische Botschaften auf 140 Zeichen heruntergebrochen werden, was in sich schon die Gefahr der Zuspitzung, der Pauschalisierung und letztlich auch der Polarisierung mit sich bringt. Zudem ist Schubladendenken für viele immer einfacher, als sich differenziert und tiefgehend mit einer Thematik auseinanderzusetzen und auch mal längere Texte zu lesen. Man wird so oder so vor einen Karren gespannt: ist man für die Abschiebung Krimineller, ist man ein „Nazi“; ist man dafür, Menschen in Not zu helfen, ist man ein „Gutmensch“. Dazu kommt, dass die Medien oft nur die Extremen zitieren. Ich bin mir bspw. überzeugt, würde man zwei Durchschnitts-Demonstranten - einmal von #wirsindmehr und das andere Mal von der Demo gegen den Mord an Daniel H. in Chemnitz - an einen Tisch setzen, bestünde zu 80 Prozent Einigkeit in den Ansichten. Kein Mensch ist doch ernsthaft dafür, dass Islamisten hier durchgefüttert werden; und kein Mensch ist genauso wenig dafür, dass Menschen im Meer ertrinken. Wenn man natürlich den glatzköpfigen Neonnazi auf der einen und den linkeextremen Steineschmeißer auf der anderen Seite befragt, kommt man zu extremen Aussagen - und genau das befeuern leider viele Medien, denen „normal“ und sachlich nicht reicht. Denn das wäre ja langweilig und würde weniger Auflage, Quote und Klicks bringen.

Menschen wollen aus den unterschiedlichsten Gründen nach Europa: Die einen wollen ihre wirtschaftliche Situation verbessern; andere fliehen vor Terror, Krieg und Zerstörung; wiederum andere hängen abstrusen Vorstellungen von einem Kalifat an und möchten Andalusien erneut auf die islamische Weltkarte setzen oder haben andere antidemokratische und frauenfeindliche Einstellungen. Vor allem Letztere haben hier natürlich nichts verloren.

Wenn Typen, die vorgeben, ihre Heimat zu lieben, die für mich auch die Werte Humanismus, Demokratie und Aufklärung beinhaltet, sich dann aber über ertrinkende Menschen freuen, sind diese Leute keine Demokraten und diskreditieren nebenbei notwenige Kritik. Genauso wie ich die Verharmlosung von Islamismus und Linksextremismus kritisiere, darf man rechtextreme und rassistische Gesinnungen weder tolerieren noch entschuldigen!

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Margaretha G

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