Schaurma für Europa

Schaurma (auch: Schawarma) ist ein dem Dürüm ähnliches Fastfoodgericht arabischen Ursprungs. Während sichSchaurmawenig überraschend in Ländern wie dem Libanon, Syrien, Jordanien oder auch Israel großer Beliebtheit erfreut, entstand der Schnappschuss mit kyrilischen Schriftzeichen (Шаурма)und der, jedem Kind zwischen Texas und Vladivostok bekannten Farbpalette, im Primorskij Kraj der Russischen Föderation.

McDonalds steht Kopf in Russland. Als ich mich vorletzte Woche kurzfristig mit einem neuen Geschäftspartner in Moskau auf einen Kaffee treffen wollte, vereinbarten wir den Ur-McDonalds im Zentrum Moskaus als Ort unseres kurzen Aufeinandertreffens...

Der Vorteil: Gelegen auf der Pushinskaya, gar nicht weit vom Kreml entfernt, ist dieser Treffpunkt in keiner Form erklärungsbedürftig, denn jeder Russe und jede Russin kennt dieses Lokal. Der Riesenmcdonalds (wenn ich mich recht erinnere 20-25 Kassen) war der erste in Russland und es gibt kaum jemanden, der in den Wochen nach der Eröffnung nicht zwei bis drei Stunden in der Schlange stand um, alttestamentatischen Szenen gleich, das McManna bzw. Bigmac in Empfang zunehmen. Dieser historische Ort, diese Wiege des amerikanischen Fastfoods in Russland, dieser symbolträchtige McDonalds ist nun vorerst geschlossen, auf Anweisung von ganz oben.

Wir leben in Zeiten der Sanktionen. Während die russischen Gegensanktionen der EU vermutlich unmissversändlich klarmachen sollten, dass man jährlich fast soviele Europäische Waren importiert wie Brennstoffe exportiert (nicht umgekehrt!), symbolisiert der geschlossene Ur-Mcdonalds ganz offensichtlich die mangelnde Bereitschaft Russlands, die verführerischen und perfekt abgelichteten amerikanischen Leckerbissen nicht länger unreflektiert und mit der bisherigen Selbstverständlichkeit in sich aufnehmen zu wollen. Ein Schritt den Europa noch nie gemacht hat, denn der deutsche Musterknabe setzt ja etwa stets gehorsam um, was Uncle Sam so anschafft: sei es durch die seit dem 2.WK auf US-Linie gebrachten deutschen Medienkonzerne oder die per Gesetz geduldete Stationierung amerikanischer Truppen, die ebenfalls per Gesetz abgesicherte Duldung der amerikanischen Abhörmaschinerie, die second-agendas der unzähligen US-NGOs und eben auch das Auflebenlassen und Aufrechterhalten aller negativer Russland-Stereotpyen im Rahmen des schizoiden Ukrainedramas.

Darf man soetwas überhaupt sagen?

Damit ihre eigene soziale Identität nicht bedroht wird, neigen Gruppen dazu negatives Verhalten von Eigengruppenmitgliedern (stärker) zu sanktionieren. In der Sozialpsychologie wird ein solcher Umgang mit Nestbeschmutzern der black-sheep-effect genannt. Entsprechend haben uns die Amerikanischen Medien auch den Begriff "Putin-apologet" zur Verfügung gestellt, der dann auch als "Putin-Versteher" eingedeutscht und in unseren Medien inflationär zum Einsatz gebracht wurde. Interessant etwa, wie der Professor für Politikwissenschaften an der Uni Innsbruck, Gerhard Mangott, letzthin in einem profil-Interview fast die Hälfte des Interviews nicht seine differenzierten Gedanken zu Russland ausbreiten konnte, sondern dazu genötigt wurde, sichHoudini-gleich aus dem Verdachtsgewirr (ein Putin-Versteher zu sein) zu entfesseln.

Herr Ober, ein "Schaurma" für Europa bitte. Aber Jennifer!

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irmi

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fischundfleisch

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Martjusha

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