Ab 29. März können die Bozner Bürger aber auch die Pendler mitbestimmen, wie die Südtiroler Landeshauptstadt in Zukunft aussehen soll.

Sollen Pendler und Touristen, die mit dem Zug oder Bus nach Bozen reisen, weiterhin als Allererstes einen vernachlässigten Park vorfinden, in dem zu jeder Uhrzeit fragwürdige Gestalten herumlungern? Sollen weiterhin die in die Jahre gekommenen Bausünden an der Südtiroler Straße mit ihrem fehlenden Charme einen hässlichen Gegenpol zur wunderbaren Altstadt bilden?

Oder soll dieses strategisch liegende Viertel wieder mit einem Einkaufszentrum, Büros, Restaurants, Wohnungen und Einrichtungen für Kinder, Jugendliche und Senioren aufgewertet werden? Auch aus verkehrstechnischer Sicht spricht alles für das Kaufhaus Bozen: die unterirdischen Zufahrten würden sogar verkehrsberuhigte Straßenzüge zulassen. Die Fußgänger könnten vom Bozner Wahrzeichen, dem Waltherplatz, aus gemütlich in alle Richtungen spazieren ohne von Autoverkehr gestört zu werden.

Von Kaufleutelobby benutzt

All diese Argumente stören natürlich die lautesten Gegner des geplanten Kaufhauses Bozen. Dabei merken sie gar nicht, wie sehr sie von der kleinen, aber sehr mächtigen Bozner Kaufleutelobby für ihre Ziele benutzt werden.

Gewisse Bozner, im Volksmund als „Laubenkönige“ bekannt, hatten das Glück, ein Haus unter den Lauben erben zu dürfen. Leider nutzen viele diese Gebäude nicht, um in die Stapfen ihrer tüchtigen kaufmännischen Vorfahren zu treten und eigene Geschäfte zu betreiben. Nein, die absolute Mehrheit von ihnen vermietet die Geschäftslokale zu astronomischen Preisen: 30.000€ pro Monat sind keine Seltenheit.

Welcher Kaufmann, welches Geschäft kann es sich leisten, jeden Monat 30.000 Euro allein an Miete zu entrichten? Die Antwort sieht jeder, der durch die Lauben spaziert: die Geschäfte werden fast ausschließlich von internationalen Ketten angemietet, die sich solche Mieten leisten können und auch in Kauf nehmen, eine unrentable Filiale unter den Lauben zu betreiben, da sie einen gewissen Werbeeffekt erzielt. In der Fachsprache der Werbeexperten werden solche Läden als „Flagship Stores“ bezeichnet.

Laubenkönige fürchten Wettbewerb

Die Laubenkönige wissen ganz genau, dass sie ihre überhöhten Mieteinnahmen nur so lange erzielen können, solange sie jeden Wettbewerb mit allen Mitteln bekämpfen. Dies erklärt die vehemente Kampagne gegen das Kaufhaus Bozen.

Aber die Bozner haben längst verstanden, dass Wettbewerb das Geschäft belebt: wenn das Kaufhaus Bozen endlich errichtet wird, normalisieren sich die Mieten für Geschäftslokale in der gesamten Altstadt und es haben auch wieder kleinere, regionale Anbieter eine Chance, ein Geschäft in der Altstadt zu betreiben – entweder unter den Lauben oder direkt im Kaufhaus Bozen.

So wird Bozen wieder zu dem, was es in seinen besten Jahren war: eine blühende Handelsstadt und ein beliebtes Urlaubsziel.

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