Screenshot: Facebool Deniz Naki https://www.facebook.com/deniznaki62/?fref=ts

In der Türkei hat man eine Rufmordkampagne gegen den Fußballverein Amedspor gestartet, weil sie sich mit der kurdischen Bevölkerung solidarisiert hat.

Es braucht nicht viel, um in der Türkei als Terrorist zu gelten. „Das Gesetz zur Bekämpfung des Terrorismus“ definiert den Tatbestand sehr weiträumig. Um jemanden als solchen einzustufen, reichen Signalwörter aus, die die Urheber von sich geben. Das sind etwa Begriffe wie Freiheit, Gleichheit und Frieden.

Konkreter: Wenn ein Journalist einer großen Qualitätszeitung geheime Waffenlieferungen der Regierung an die IS aufdeckt, ist er ein Terrorist. Wenn Facebook-User Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan mit der Hobbit-Figur „Golum“ vergleichen, sind es Terroristen. Wenn Politiker der HDP von Frieden sprechen, sind es Terroristen. 14-Jährige Buben, die versehentlich in eine Großdemonstration geraten sind, sind Terroristen. Jetzt kann es dazu kommen, dass selbst Fußballer zu Terroristen erklärt werden, weil sie sich mit der kurdischen Bevölkerung solidarisiert haben.

Was ist passiert?

Im türkischen Pokalspiel traf Diyarbakir Amedspor auf Bursaspor. Die mehrheitlich kurdischen Kicker von Amedspor gewannen völlig überraschend mit 2:1. Einer ihrer Spieler ist Deniz Naki, der in Deutschland geboren wurde und auch in der Bundesliga zum Einsatz kam. Nachdem der 26-Jährige den Siegtreffer erzielte, ging er in Richtung Publikum und zeigte mit seinen Fingern das „Victory-Zeichen“. Durch den nach oben gestreckten Arm erkannte man auch ganz deutlich den Begriff „Azadi“ (kurdisch: Freiheit), den sich Naki auf seinen Unterarm tätowieren ließ. Seine Mitspieler schlossen sich ihm an. Mit der Geste wollten die Spieler auf die dramatische Lage der kurdischen Bevölkerung in Diyarbakir und vor allem in Cizre aufmerksam machen.

Bei Kundgebungen kurdischer Politiker und Aktivisten wird diese Geste ausnahmslos gezeigt, um den Friedenswillen zu bekräftigen.

Die Regierung war dagegen höchst verärgert. Gemeinsam mit regierungsnahen Medien haben sie eine Rufmordkampagne gegen Amedspor gestartet. Der Privatsender a-tv fragt sich etwa, ob Naki nun ein Terrorist oder ein Fußballer sei und bezieht sich auf Nakis Tätowierung. Wegen des Verdachts auf Terrorismus, führte die Polizei eine Razzia im Vereinsgelände durch. Bereits zuvor wurde Amedspor wegen „Ideolgischer Propaganda“ zu einer Strafe in Höhe von umgerechnet etwa 7.800 Euro und zu einem Spiel ohne Zuschauer verurteilt.

Die Türkei ist auf dem besten Weg zum ersten Staat der Welt zu werden, in dem Fußballer als Terroristen gelten.

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Julian Tumasewitsch Baranyan

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