Ein Denkmal, das keine Zukunft hat - Das Völkerschlachtdenkmal ist aus der Zeit gefallen

Das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig ist aus der Zeit gefallen, weil es eine verherrlichende Erinnerung an eine Epoche des Militarismus, der aristokratischen Macht und der Unterdrückung demokratischer Freiheitswerte ist. Die Schlacht von 1813 wird häufig als „Befreiungskriege“ gefeiert, obwohl sie im Kern den Sieg der alten europäischen Adelsherrschaft über die republikanischen, demokratischen und freiheitsliebenden Prinzipien Frankreichs bedeutete. Statt einer echten Freiheit brachte die Völkerschlacht den deutschen Fürsten und Adeligen ihre Rechte zurück, während demokratische Ansätze brutal niedergeschlagen wurden.

Das Denkmal symbolisiert den Triumph der aristokratischen Elite und der monarchischen Restauration, die den europäischen Kontinent noch für lange Zeit in feudale und autoritäre Strukturen zwangen. Die Verklärung dieser „Befreiung“ unterdrückt die Tatsache, dass auch deutsche gegen deutsche kämpften – Sachsen etwa kämpften auf Napoleons Seite und wurden durch den Sieg explizit besiegt. Gerade in Sachsen war man daher von Anfang an gegen dieses Denkmal, das hier den eigenen Verlust in monumentaler Form zeigt.

Dass es überhaupt noch steht, stellt eine falsche Verherrlichung überkommener, militaristischer Werte dar, die heute nicht mehr in unsere Zeit passen. Besonders perfide ist, dass das Denkmal von den Nazis für ihre Propaganda genutzt wurde, wodurch die vertretenen Werte weiter diskreditiert sind. Es diente ebenso als Unterkunft für Freimaurerlogen – etwa in den dunklen Katakomben – was den seltsamen Widerspruch zwischen Mythos und Realität noch verstärkt.

Ein Abriss des Denkmals wäre konsequent: Die massiven Granitsteine könnten für dringend benötigten Wohnungsbau verwendet werden, um echten gesellschaftlichen Nutzen zu schaffen. Die zutiefst düsteren Figuren des Denkmals könnten von modernen Steinmetzen so bearbeitet werden, dass daraus mittelalterliche Gargoyles entstehen – grotesk, aber deutlich ästhetischer und symbolisch passender als das monumentale Werk der Verherrlichung von Krieg und Adelsherrschaft.

Jeder sollte einmal am Völkerschlachtdenkmal gewesen sein, um die erdrückende Atmosphäre zu spüren und zu verstehen, warum dieses Monument in einer aufgeklärten, demokratischen Gesellschaft keinen Platz mehr haben darf. Es steht für die Verblendung einer Epoche, in der Militarismus und aristokratische Siege über demokratische Ideale triumphierten. Historisch kann sogar argumentiert werden, dass ohne diese Völkerschlacht die großen Weltkriege und der Krieg von 1870/71 möglicherweise nicht stattgefunden hätten. Stattdessen hätten wir schon Hundert Jahre früher das Zivilrecht des Code Napoléon empfangen und damit modernere Rechts- und Gesellschaftsstrukturen entwickeln können.

Kurz gesagt: Das Völkerschlachtdenkmal ist ein kolossaler Anachronismus, ein Denkmal des gescheiterten Militarismus, der Rückkehr des Adels gegen die ersten demokratischen Ansätze und der Spaltung der Deutschen untereinander. Es verdient seinen Platz in der Geschichte, aber nicht als verehrtes Monument. Stattdessen sollte man es schleifen, die Steine sinnvoll verwenden, und die bis heute depressiv und düster wirkende Steinplastik ironisch in mittelalterliche Gargoyles verwandeln – so wird aus der bedrückenden Geschichte zumindest ein groteskes Kunstwerk, das viel treffender ist als der Klotz der Nation, der heute noch in Leipzig steht.

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Kvasir

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Stinktier

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