#Menschlichkeit #Nationalitäten #Vorurteile #Frieden #Menschsein #Menschbleiben

Heute war ein schöner sonniger Feiertag und jetzt noch strömt eine angenehme sommerlich frische Abendluft durch die Balkontüre.

Es tut gut, dass es nicht regnet, nicht schneit und ich liebe es, wie jedes Jahr, den Pflanzen beim Wachsen zuzusehen. Jeden Tag entdeckt man etwas neues.

Heute haben wir zum Beispiel unsere Einfahrt verschönert und Sonnenblumen, die uns die Vögel von der Winterfütterung geschenkt haben ;), endlich rausgesetzt. Es tat gut etwas für sich selbst und die Nachbarn zu tun (wir wohnen in einem Mehrparteienhaus).

Danach ein Spaziergang zum Spielplatz.

Autos fahren an uns vorbei. Kommen vielleicht von einem Ausflug, fahren in den Urlaub, müssen doch auch am Feiertag Termine wahrnehmen,fahren zu Freunden oder fahren ganz einfach nach Hause Abendessen.

Wir gehen über die Brücke und ich schaue mir den Fluss an, der heute augenscheinlich noch ruhiger fließt als sonst.

Im Sport- und Freizeitgebiet angekommen sehen wir einen "Sonnenbeobachter", Menschen, die mit ihren Hunden einen Abendspaziergang machen, Radlfahrer, Inlineskater, die an einem gemütlich vorbeifahren, genauso wie Skateboarder und dergleichen. Oben auf den Bänken sitzt wie immer die "Old-Men-Crew" mit ihren Bierchen und lachen über ihre Witze. Ein Stückchen weiter sitzen junge Burschen und unterhalten sich angestrengt und genießen die Umgebung. Auf der anderen Seite spielen Jungen und Männer Fußball.

Wieder ein Stück weiter spielen kleine Grüppchen an verschiedenen Körben Basketball. Jetzt sind wir auch an dem Skater-Platz wo sich BMX-Biker, Skateboarder, Inline-Skater, Scooter-Fahrer treffen und ihre Trick vorführen und üben. Nebendran die Tischtennisplatten die heute mal benutzt werden.

Ein Stück weiter vor uns ist schon der Kinderspielplatz. Unsere Tochter geht spielen und wir setzen uns auf eine Bank in die Sonne neben einer "Würstlbude". Der Mitarbeiter, der uns kennt grüßt freundlich und wir grüßen natürlich zurück.

Es ist heute abend nicht zu viel und auch nicht zu wenig los. Der Skater-Platz ist gut besucht und auf dem Spielplatz spielen auch so um die 5-8 Kinder. Inklusive unserer Tochter.

Nebenbei im Gras hat sich eine Gruppe Mütter niedergelassen und unterhalten sich und lachen zusammen.

Vor uns spielen Kinder mit ihrem Hund. Ein Vater spielt mit seinen Kindern -ca.4 - 5 Jahre alt - Fußball. Eine Mutter versucht ihre drei Kinder zu maßregeln, da sie sich daneben benommen haben.

Alles in allem eine ganz friedliche Situation. Auch bei der Bude ist viel los 4 Tische mit mehr und weniger Leuten sind besetzt und konsumieren Getränke. Die größte Gruppe, von älteren Personen besetzt, konsumieren Bier. Am 2. Tisch sitzen 2 Männer und unterhalten sich. Am dritten Tisch sitzt ein einziger Mann und schaut dem ganzen Treiben am Platz einfach zu. Dahinter am 4. Tisch sitzen nochmals 2 Männer, die sich unterhalten.

Kurz nachem wir uns setzten haben wir von der großen Gruppe Gesprächsfetzen aufgefangen. Es ging um die Präsidentschaftswahlen, Frauen die nichts zum sagen hätten und irgendwelche Hassbotschaften bezüglich Flüchtlingen.

Erst jetzt schaute ich mich richtig um. An dem großen Tisch saßen zwei ältere Damen, zwei europäische Herren, ein - wie sich später heraushören ließ - Iraner, der gebrochen Deutsch sprach und der Mitarbeiter der Bude gesellte sich auch immer wieder dazu, wenn die Zeit es zuließ. Dieser ist auch vom Aussehen her eher südlicher einzuordnen und spricht besser Deutsch als der Iraner aber mit deutlichem Akzent. Der Mann allein am Tisch war ein Einheimischer, die zwei Männer am einen Tisch waren der Sprache nach zu Urteilen süd-östlich einzuordnen und am anderen Tisch waren die Männer ein Deutscher und ein Einheimischer (laut Dialekt).

unbekannt

Der Hund vom Buden-Mitarbeiter wurde auf den Hund der Kinder vor uns aufmerksam und das Mädchen was den Hund hielt achtete darauf, dass sie sich nicht beißen. Die Tischgruppe bemerkte es und merkte an, dass die Hunde sich schon kennen und da nichts zu befürchten sei.

Bei näherem Hinsehen bemerkte ich, dass ich den Bruder des Mädchens schon kannte. Es waren Flüchtlingkinder.

Die Gruppe sprach daraufhin darüber, wie wahnsinnig schnell diese Kinder die deutsche Sprache gelernt haben und wie toll das nicht sei. Kurz darauf kam aber wieder ein Spruch, wie dumm die Ausländer nicht seien.

Zu den Süd-Östlichen Männern gesellte sich ein Dritter, der den Mitarbeiter der Bude auf sehr gutem Deutsch begrüßte und sich nach seinem Befinden erkundigte. Auch der Iraner begrüßte ihn freundlich und hat mit ihm zum herumscherzen angefangen, auf Deutsch, dass er für ihn heut ja mal Palatschinken machen könnte. Die zwei Männer am Tisch versuchten das Wort auszusprechen, kannten es wohl noch nicht. Der Mitarbeiter meinte, dass Palatschinken wirklich gut sind, vorallem mit Vanilleeis und Schokosauce und die Frauen unterhielten sich wieder über Hetzgeschichten, die sie auf Facebook gelesen hatten.

Die Situation war für mich so faszinierend, dass diese Menschen selbst Kontakt mit "Ausländern" hatten, aber trotzdem sich so manipulieren ließen von erfundenen Geschichten.

Ich schaute mir meine Umgebung nun genauer an. Am Skater-Platz waren Europäer, Asiaten und Afrikaner, meiner Einschätzung nach. An den Tischtennis-Tischen waren eventuell Syrer. Der Vater, der mit den Kindern Fußball spielte, war auch Richtung Süd-Ost einzuordnen. Die Mutter, die ihre Kinder vorher maßregelte trug ein Kopftuch. Ein Mädchen fuhr auf ihrem Rad vorbei - sie trug ebenfalls ein Kopftuch. Die Menschen am Basketballplatz hatten alle möglichen Hautfarben. Die Fußballspieler waren auch Flüchtlinge. Am Spielplatz spielten afrikanische und europäische Kinder zusammen. Die Frauen im Gras trugen alle verschiedene bzw. zwei gar kein Kopftuch und amüsierten sich gerade köstlich.

Als wir meine Tochter vom Spielplatz abholten, meinte sie, sie müsse noch auf den Jungen aufpassen der da bei den Häusern spielt - er war ca. 3 Jahre unsere ist 6 Jahre alt. Auf die Frage wieso antwortete sie: "Damit ihn keine bösen Menschen mitnehmen wenn er da alleine spielt!" Der Junge war nicht nur jünger als sie, sondern auch von der Hautfarbe her gesehen eher süd-östlich einzuordnen. Da der Kleine aber zu seiner Mutter ging, war das Thema erledigt.

Auf dem Weg nach Hause sah ich mir die ganze Szenerie nochmals in Ruhe an. Alle Menschen auf diesem Platz lebten friedlich miteinander bzw. nebeneinander ohne große Scherereien. Auch die Fußballspieler spielten friedlich. Auch wenn ich sie nicht verstand. Mir wurde ganz flau im Magen und mir kamen fast die Tränen.

Auf der Brücke angekommen sahen wir nochmal zum Platz hinunter. Die Fußballspieler waren ca. 100m entfernt, der Skater-Platz und Spielplatz noch ein Stück weiter. Man sah nur Menschen dort unten die ihre Freizeit genossen. Egal ob sie auf Bänken saßen, Fahrrad fuhren, Fußball spielten, spazierten oder sonst was taten. Man erkannte die Formen von Menschen und was sie gerade taten. Jedoch nicht mehr ihre Hautfarbe und Worte konnte man sowieso nicht mehr hören.

Den restlichen Weg fühlte ich mich richtig unbehaglich. Ich dachte an die Gruppe an der Würstelbude, die mit "Ausländern" am Tisch saß und über "Ausländer" herzog. Ich dachte daran, wie die Menschen auf diesem Areal friedlich neben- und miteinander agierten und fragte mich, wie Politiker oder Hass-Prediger diese friedliche Szenerie wieder ins Negative ziehen könnten.

Dann dachte ich an noch etwas: Ich sehe immer wieder zwei Mädchen, die sehr eng befreundet sind. Die eine ist eine Asiatin und die andere eine Muslimin und trägt einen Hijab. Das letzte mal sah ich sie beim Billa und die Muslimin hatte ein Skateboard dabei. Es ist schon wieder ein Vorurteil, aber sowas erwartet man einfach nicht. Gegensätzlich dazu eine Kindergarten-Mutter, die wir zu einem Spielplatz eingeladen haben und sie uns antwortete: Nein, danke, ich brauche die ganzen Ausländer nicht um mich herum! Ich geh mit meiner Tochter nur auf den Spielplatz im Innenhof. Da sind wenigstens nur Einheimische!" Sie ist selbst aber eine Bosnierin und hat sich von ihrem Mann und Vater des Kindes getrennt, weil er ihre Eltern in Bosnien nicht besuchen wollte, denn das Pack kann er nicht ausstehen.

Meine Vermutung ist Folgende: Man liest und hört von Syrern, Flüchtlingen, Afghanen, und dann noch diese Zahlen, wo man sich die Masse an Menschen gar nicht vorstellen kann als Normalsterblicher, der keinen blassen Schimmer hat, ob sich in der gefüllten Innenstatt jetzt 1.000 oder doch nur 300 Menschen befinden.

Man ist gefangen von schrecklichen Informationen, Vorfällen die passiert sein sollen und das brennt sich ins Gehirn ein.

Wenn wir nun einen Menschen kennenlernen, der zwar zB ein Flüchtling ist, jedoch ganz anders als in den Gruselnachrichten, wird nur dieser eine "Einzelfall" zum Menschen. Der Rest, den man nicht kennt bleibt fürchterlich grausam, denn es sind ja "Tausende" und die können nicht alle Gut sein. Natürlich nicht. Es ist ja auch nicht jeder Österreicher perfekt! Man siehe sich unsere Politik an ;).

Mein Resumee von heute ist noch immer das gleiche, was ich schon seit einem Jahr fast "predige" und mich immer wieder selbst drauf aufmerksam machen (lassen) muss: Es braucht wieder mehr Menschlichkeit und weniger Hass. Mehr selbst erleben statt vorkauen lassen.

MENSCH SEIN UND MENSCH BLEIBEN

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Eveline I.

Eveline I. bewertete diesen Eintrag 27.05.2016 17:15:24

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