Computer, so wissen wir schon seit ein paar Jahrzehnten, arbeiten nach Algorithmen. Die imgrunde ganz einfach sind: Stromfluss ja oder nein. Wenn ... dann. 1 oder O.

Diese Prozesse sind Grundlage aller Entscheidungen und brauchen kein menschliches Gehirn. Sie finden bei einfachsten biologischen Kreaturen statt.

Yuval Noah Harari ("Homo Deus" ) beschreibt sie an einem ganz einfachen Beispiel. Ein Affe, der einen Bananenbaum sieht, möchte Bananen essen. Was aber, wenn auf der Hälfte des Weges ein Löwe lauert? Hat der Affe großen Hunger, wird er überlegen, ob es das Risiko lohnt. Hat er vor kurzem erst gegessen, wird er das Risiko scheuen.

Am Ende überleben jene Affen, die die richtige Entscheidung treffen. Die allzu risikofreudigen werden nicht überleben; die allzu feigen auch nicht. Überleben wird nur der Teil der Population, der angemessene Entscheidungen traf und auch ein bisschen Glück hatte.

Der Mensch, als intelligentestes Wesen auf diesem Planeten,jedoch keineswegs Krone der Schöpfung, hat einen ähnlichen Werdegang durchlebt. Und doch gibt es Unterschiede die Menge, die sich auch, aber nicht nur am IQ festmachen lassen. So kommt es, dass wir Atomphysiker genauso wie Lagerhilfsarbeiter haben, die immerhin eines gleichermaßen auszeichnet: Ihre Gene haben sich über einen evolutionären Prozess von etlichen Jahrtausenden durchgesetzt. Sie haben überlebt. Und bilden sich ein, auf diesem Planeten das bedeutsamste Geschöpf zu sein. Worüber man sich streiten kann.

Immerhin ist ihnen eines eigen: Sie sind sich ihrer selbst bewusst und treffen Entscheidungen bewusster als viele andere Erdenkreaturen. Auch, wenn die Forschung letzthin einiges an dieser Auffassung zu korrigieren hatte.

Denn kluge Entscheidungen, Mitgefühl, die Fähigkeit zum Teamwork etc. sind keine ausschließlich menschlichen Fähigkeiten.

Der Mensch also als klügstes aller Tiere mit der Fähigkeit, sich andere Menschen, Tiere und den ganzen Planeten zum Untertan zu machen. Und als jenes Wesen, das Algorithmen erkennt, um sich auch diese zu Nutze zu machen.

Algorithmen, wir erinnern uns, als Ja-Nein, Wenn-Dann, 0-1. Dem Computer einverleibt, der immer klüger wird.

Während Tiere ihr Leben damit verbringen, zu überleben, sich zu ernähren und zu vermehren, tut der Mensch all diese Dinge mehrheitlich so nebenbei. Zum Sinn seines Lebens hat er die Arbeit auserkoren. Er braucht Beschäftigung, und zwar sinnvolle. Und steht nun, angesichts seiner Intelligenz dazu geführt, vor dem Problem, dass die von ihm lange Zeit, und zwar nur von ihm, lösbaren Algorithmen, in zunehmendem Maße von Computern gelöst werden. Was sehr praktisch ist. Denn Computer haben keinen Hunger, werden nicht müde, aber dafür immer klüger. Wo sich bislang viele Menschen in vielen Berufen sicher sein konnten, dass ihre Arbeit kein Computer wird bewältigen können, schwindet diese Sicherheit in zunehmendem Maße.

Nicht nur die Produktionsarbeiter müssen sich vor Vollautomatisierung fürchten. Auch Supermarktkassiererinnen, allerhand Büroarbeiter, Dienstleister und und und, so errechnen das Computer(!) (wer sonst?), werden in absehbarer Zeit mit einer Wahrscheinlichkeit von 86 bis 98 % von der modernen Technik ersetzbar sein.

Ganz wenige Berufsgruppen nur, für die ihres fehlenden monetären Nutzens wegen sich bislang keiner anschickte, irgendwelche Algorithmen zu entwickeln, wie z.B. Archäologen (0,7%), gelten als nicht durch Technik ersetzbar.

Was alles nichts am Geldsystem ändern wird. Jene, die die Computer entwerfen ließen, die ihnen nun gehören, werden einen (wesentlich) größeren Teil für sich beanspruchen. All die vielen anderen, die nun nutzlos sind, werden zwar nicht ihrer Existenz beraubt, aber doch in Ermangelung eigener Leistung auf ein Mindestmaß beschränkt werden. Bedingungsloses Grundeinkommen? Ja, klar. Wozu wäre Produktion nützlich ohne Konsumenten? Vielleicht wäre die Gesundheitsfürsorge dann nicht mehr so gut. Warum auch? Was nutzlos ist, muss nicht sinnlos gehätschelt werden.

Und was täten all die vielen Nutzlosen dann? Bücher schreiben? Bilder malen? Komponieren? Töpfern? Wozu? Auch das können Computer, heute schon, nicht schlechter.

Der Mensch, ein Auslaufmodell, das sich mittels der selbst erdachten Algorithmen selbst abschaffte?

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