Der Mensch ist einzigartig.

Komplex.

Verschwiegen.

Er kann schweigen, sogar lügen.

Und doch:

Ist er durchschaubar.

Wussten Sie, dass 300 Likes für einen Hochleistungscomputer ausreichen, dass er Sie besser kennt als ihr Partner?

Es gab eine Zeit, dass wir widersprachen, als das Volk gezählt werden sollte. Was gar nichts mit der biblischen Volkszählung zu tun hatte. Wir wollten nicht erfasst werden. Und wir wollten nicht kontrolliert werden. Und ein bisschen hatten wir auch Orwells 1984 im Kopf. Wir waren die personifizierte Paranoia.

Als vor ein paar Jahren Volkszählung war und ich dieses nette Mädchen in meine Wohnung ließ, nur so aus Neugier, musste ich hernach lachen. Wie lächerlich wenig hatte sie mich doch gefragt. Jedes Konto im Social Network wusste mehr von mir. (Als ich noch solche hatte.)

Erst als mir Facebook die Albernheit erklärte, dass ich meine Handynummer angeben solle, um meine Daten zu schützen, schüttelte sich mein Innerstes und ich fragte mich: Gibt es wirklich Leute, die solch eine Aufforderung ernst nehmen? Und: Sind die denn alle inzwischen total verblödet?

Sie sind es, stelle ich fest.

Sie plaudern alles heraus, was ihnen gerade so passiert, durch den Kopf geht usf. Und es besorgt sie überhaupt nicht, dass irgendwer irgend etwas von ihnen wissen könnte, was besser ihr ganz Eigenes bliebe.

Sie lauern auf Likes und Shares und überhaupt Wichtigkeit, wo doch jeder weiß, dass wir zwar einzigartig, aber letztlich doch einer von vielen (Unmaßgeblichen) sind. Sie wollen Superstars sein, ohne jegliche Fähigkeiten mitzubringen.

Und: Sie wollen geliebt werden.

Was man ja noch am Meisten verstehen kann.

Irgendwie wollen wir das ja alle.

Aber von jedem?

Inzwischen, so dass ich glauben muss, diese Dinge stehen geradewegs vor meiner Tür, habe ich gelesen: "Zero" (Marc Elsberg) und "Mirror" (Karl Olsberg). Beide berichten von Netzwerken, die nur eine winzige Fortsetzung dessen sind, was schon da ist. Netzwerke, die unsere Freunde sein wollen, uns Ratschläge geben und mittels Brillen und Armbändern ständig bei uns und ständig im Netz sind. Sie geben Ratschläge für ein besseres Leben. Die wir bereitwillig annehmen. Und sind immer bei uns. Was wir gerne in Kauf nehmen.

Der Preis, den wir zahlen, ist die ständige Überwachung. Und der "Lohn", den wir dafür einheimsen, ist der ständige Rat. Ob mir das System empfiehlt, mich mehr zu bewegen, mehr zu schlafen. Oder ob mir das System, dank ausgefeilter Algorithmen, empfiehlt, dies oder das im zwischenmenschlichen Bereich zu tun oder zu lassen ... so oder so werde ich unmündig, werde mich ohne diese stete mentale Unterstützung sehr bald nackt und hilflos fühlen.

Kann schon sein, dass das Leben nicht immer eine einfache Sache ist. Warum aber hätte mich der liebe Gott, die Natur, die Evolution (oder was auch immer) mit Verstand ausgestattet, wenn ich ihn nicht nutze?

Sei es so bequem, so nützlich, so verkaufsfördernd wie auch immer, dass Computersysteme mich mittels ihrer Algorithmen "kennen lernen".

Auf diese Bekanntschaft lege ich keinen Wert.

Ob nun Google, weil ich dort letzthin etwas suchte, mir ähnliche Dinge ans Herz legt; ob nun Amazon mir mitteilt, dass Kunden, die die gleichen Dinge wie ich kauften, auch jenes dazu kauften; ob meine Freunde in Netzwerken dieses mochten und man glaubt, auch ich könnte das mögen ...

IHR KENNT MICH NICHT!

Und das ist gut so.

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Die Tempeltänzerin

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