Wissen Sie, was ein Cover-up ist? Wenn nicht, ist das kein Grund zur Sorge. Dann sind Sie wahrscheinlich eher der Typ fürs Bildungsfernsehen. Ich ja auch. (Wie werd´ ich was anderes behaupten?)

Aber spät am Abend kann es dann schon mal passieren, dass ich im Niveau etwas abgleite. Ist ja nicht schlimm, oder?

Und dann schaue ich eben solche Sendungen, bei denen man erfährt, was ein Cover-up ist. Soll bloß keiner sagen, bildungsfernes Fernsehen würde nicht auch bilden, nicht wenigstens ein bisschen.

Und schließlich bin ich ja ein kunstinteressierter Mensch, durchaus und gerne auch in den Randsparten.

Zu denen gehört, jaja, da gibt es nichts zu staunen, auch die Tätowierkunst. Wenn denn der Tätowierer ein Künstler ist. Und weil die Szene durchaus durchwachsen ist, geht hier und da (mir will scheinen: nicht so selten) etwas schief. Gar nicht zu reden davon, dass manches lebenslang gemeinte Bekenntnis dann eben doch nicht lebenslang trägt. Aber es hält. Ob das Tätowierte will oder nicht.

Und dann wird es Zeit für ein Cover-up.

Wer so etwas macht, sollte in der Tat ein rechter Künstler sein, denn nichts ist schlimmer, als wenn ein gecovertes Tattoo noch einmal gecovert werden muss. (Also: Das Bild auf dem Bild auf dem Bild.) Und das alles ohne Radiergummi oder Abdeckstift. Denn, wir erinnern uns, tätowiert wird unter die Haut. NIx mit wegmachen, drübermalen etc. (Ah, ich vergaß: Gestern erzählte ein etwas angejahrter Herr aus der DÄDÄER, dass ihm ein Tattoo entfernt wurde, seinerzeit, mit dem Messer. Diese scheiß-groben Kommunisten! IIIh und pfui!, sag ich da.)

Weil es anscheinend fehlgeleitete Tätowierte die Menge gibt, wird in diesen Fernsehsendungen stets die Geschichte zum Tattoo erfragt. Und die rührseligsten kommen dann am Schluß in die Auswahl und kriegen eben so ein Dingens, äh, Cover-up. Das natürlich ganz toll ist. Klar.

http://www.tattoo-sundo.de/cover-ups/

Das Blöde ist nur:

Man hat hinterher immernoch ein Tattoo. Und das ist zwangsläufig größer, dunkler, mindestens aber bunter. Kunst hin oder her. Man muss Tattoos also jedenfalls mögen.

Was bei mir ja nicht der Fall ist. Ich gucke sie mir bei anderen an, finde sie zuweilen sogar schön, aber ganz gewiss nichts für mich.

Mir hat es damals schon gereicht, dass meine Fast-Rentner-Nachbarin vor 20 Jahren mitten im Bus (es war Winter!) ihren Mantel auf und den Pulloverkragen so weit herunter riss, dass ich es sehen konnte: Das nagelneue weiße Häschen auf ihrer der Schwerkraft nachgebenden linken Brust (immerhin würde es an dieser disponierten Stelle bis ans Lebensende keine Falten werfen). Ich stellte mir vor, wie dieses schon damals deplazierte Dingens im Pflegeheim auf den Sozialdienstler wirken würde. Und war von jeglichem Wunsch in dieser Richtung geheilt.

Und wer es nicht größer, dunkler oder bunter mag, der möge über diese Lösung nachdenken.

Die lässt immerhin etwas wie einen Nach-Denkprozess erkennen. (Schön wäre auch eine Liste anstelle des einen Namens.) Dann wäre die Sache wenigstens nicht vergeblich gewesen. Umsonst ist so etwas ja nie.

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fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 31.03.2016 20:45:10

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