Was ist das Gegenteil von einer Emanze? Eine Frau, die Männer mag?

Das jedenfalls muss ich annehmen, wenn ich neuerdings so manche Meinungsäußerung im Netz lese.

Was die Emanzen deutlich von emanzipierten Frauen unterscheidet.

Denn emanzipiert sollen sie schon sein. Weil es praktisch ist, wenn sie ihr eigenes Geld verdient. Da kann Mann die Miete und alles Mögliche teilen. Und besonders praktisch ist das nach der Trennung, weil Mann dann nicht für sie bezahlen muss.

Fürs Übrige: Der maskulinierte Mann gibt da ein herzhaftes "Jein!" von sich. Soll heißen: Er kann sich nicht so recht entscheiden. Denn eigentlich wars ja ganz schön, als sie noch die Hausarbeit alleine machte und ihm seine Wünsche erfüllte. Da konnte man ihre Missbefindlichkeiten (weil´s ihr als Hausfrau ja so gut ging!) einfach als Nörgeln abtun.

Wenn ich heute lese, dass dieses "Nörgeln" sprachlich wieder gehäuft angetestet wird, ist das kein Zufall. Denn da stehen sie, unsere Helden, und verteidigen uns mit aller Verve, die ihnen innewohnt gegen die muslimischen Übergreifer. Mit einem Male sind wir "ihre Frauen", also die deutschen, österreichischen, jedenfalls die abendländischen, die kein anderer anzutasten hat.

Als sie selbst.

Oktoberfest ist nicht so schlimm wie Köln.

Burka aber viel schlimmer als Minirock.

Klar, der abendländische Mann ist es gewöhnt, sich genau anzusehen, ehe er auswählt. Da sollten die Auslagen schon frei sein. Nix mit Ratespiel und Geheimnistuerei. Und im Zweifelsfall zieht Mann halt die Notbremse.

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So weit, so einfach.

Wäre da nicht die Sister im Hintergrund, die mich heftig an der Schulter schüttelt und ruft: "Nein! Männer sind nicht der Feind. Du kennst doch ein paar sehr vernünftige. Was ist passiert?"

Was ist passiert mit den Männern von damals, die – erstaunt zwar, aber mit einem Aha-Effekt – die Kinder wickelten, im Wagen fuhren, mit ihnen spielten? Alles mit zunehmender Selbstverständlichkeit. Die stellten sich nicht hin und taten wie die Helden. Die rochen, dass Baby-Scheiße stinkt und eben doch weg gemacht werden muss. Mehr war da nicht.

Das hätte doch irgendwie weitergehen, wenigstens aber so bleiben müssen.

Stattdessen schwallt da eine rückwärts gewandte Frauenfeindlichkeit ins Land, die schlichtem Neid zu entspringen scheint. (Warum, verdammt!, haben wir Männer des Abendlandes unsere Frauen so wenig im Griff?)

Nein, nein, DAS ist keine Verteidigung der emanzipatorischen Errungenschaften, sondern schlechterdings Überdruss am Eigenen. (Wie konnte es bei uns so weit kommen?)

Und wir Frauen von einst, über- und in die Jahre gekommen, die BHs verbrannten und unseren Bauch als uns gehörend deklarierten, sehen diese neuen Männer, die als gebrannte Kinder vielleicht zum Kampf gegen unseresgleichen angetreten sind. Wiewohl sie ohne uns nicht leben können oder wollen. Aber am Liebsten so, wie wir irgendwo dazwischen waren: wohlgefällig-unterwürfig, gleichzeitig aber - wenns denn Not tut - fest auf eigenen Beinen stehend.

Warum, frage ich mich, können Männer und Frauen so rein tendenziell nicht Freunde sein? Weil, was da passiert, geht nur zusammen und nicht gegen einander. Warum fühlt sich einer immer unterlegen und um sein Recht betrogen? Warum gibt es so wenig Augenmaß für Gleichberechtigung?

Oder soll ich sagen: Gerechtigkeit?

Wir kämpfen um alles Mögliche. Für Tiere, Kinder, Menschen hier und dort. Und sehen nicht, was im Miteinander noch nicht oder schon wieder nicht stimmt?

Ich, auch wenn ich nicht mehr Zielgruppe bin, möchte nicht zu "unseren Frauen" gehören, wenn das für mich Oktoberfest statt Köln bedeutet. Es macht nämlich keinen Unterschied.

Und ganz sicher will ich nicht, dass jene aus dem Morgendland Beispiel geben für "unsere Männer", die es sehr wohl schon anders konnten und wussten.

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