Meine junge Kollegin, nett, hilfsbereit, großzügig, regte sich heute auf.

Der Finanzdienst ihres Internethandels hatte ihr einen(!) Cent aufs Konto gestellt, obwohl sie die Lieferung komplett zurück gesandt hatte. Nicht das Richtige. Ihr Händler findet das ok. Aber was soll der Cent? Kurz drauf, bei der nächsten Lieferung, warden ihr 1,20 Euro Mahngebühren in Rechnung gestellt, obwohl sie bezahlt hatte, fristgerecht. Dass die Deppen ihr Geld zurück überwiesen, ist ja nun nicht ihre Schuld. Dennoch überwies sie nochmals, einschließlich der Mahngebühren, war aber nun doch in Rage, dass man ihr eine weitere Mahngebühr von 1.20 in Rechnung stellte.

Warum, weshalb und überhaupt? Ist das nicht schrecklich ungerecht?

Ich sah, wie ihre Halsadern schwollen, und wie sich aus der netten jungen Frau eine astreine Cholekerin aufzuplustern begann. Und es kostete mich eine ganze Reihe von Sätzen, um sie wieder herunter zu holen aus diesen Höhen des hohen Blutdrucks aus Gründen der Gerechtigkeit.

Im Hinterkopf hörte ich meinen Vater, der in seiner höchst temperamentvollen, obschon liebevollen, Ehe immer wieder mal gesagt hatte: "Ich WILL mich aber aufregen!", wenn seine Frau (klar: meine Mutter) gesagt hatte: Warum regst du dich eigentlich so auf?

Es schien ihm durchaus auch ein Stückchen Spaß zu machen, dieses Streiten, sich-Plustern, vermeintlich Recht-Haben, dieses auch irgendwie Opfer sein (versteht mich denn keiner?). Hernach war er meist der liebste Mensch. Und wenn meine Mutter kleine Geschenke zwischendurch bekam, dann war es nach solchen Attacken.

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Natürlich habe ich keine Ahnung, warum Menschen so etwas tun: Also, sich Aufregen ohne allzu großen Grund. Aber da ist der Verdacht, sie tun es, weil sie es WOLLEN.

Wie mein Vater, dem es gut zu tun schien und anscheinend dabei half, wieder seine Mitte zu finden und zu dem, was er eigentlich war: ein guter, zuweilen sogar charmanter Ehemann.

Wenn ich jedoch sehe, was bei F+F so los ist, wo augenscheinlich eine Reihe meiner näheren und ferneren Mitbürger sich auch aufregen will, vermisse ich eben das: die nachfolgende Anwandlung von Charme, die da sagt: War doch nur Spaß, nimm doch nicht übel.

Also muss es andere Gründe geben, die ich darin vermute, dass manchereiner in seinem allzu tiefen Blutdruck versinkt, vielleicht verursacht von wenig anderen Problemen, vielleicht auch nur von Langeweile. Eine Vermutung, die auch dadurch bestärkt wird, wie viel Zeit, Mühe und Energie mancheiner daran verschwendet, seiner Meinung Geltung zu verschaffen.

Also mir, nach einem Arbeitstag, entlocken manche Diskussionen lediglich ein mildes Lächeln: Keine anderen Sorgen? Und: Nichts anderes zu tun?

In den Augen derer, die da offenbar wirklich nicht viel anderes zu tun haben, ist jeder, der aus einer dieser sinnlosen Diskussionen aussteigt, ein Loser ohne Argumente. Was sie offenbar glücklich macht.

Wozu ich gern beitragen möchte.

Ob es ums Thema geht? Ich bin mir oft nicht sicher. Nicht einmal darin, dass wirkliches Herzblut verschwendet wird. Es geht um die Aufregung ansich, um die Gemeinschaft, die man im realen Leben vielleicht nie so empfindet wie bei den vermeintlich Gleichdenkenden im Netz. Vielleicht geht es auch um das Unbrave, das man im echten Leben vor der Tür nicht wirklich ausleben kann: Was würden die Nachbarn, die Kirchenfreunde, die Lehrer meiner Kinder usf. denken?

Am Ende komme ich natürlich zu keinem Resultat.

Da bleibt nur Otto:

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harke

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Zaungast_01

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philip.blake

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