"Wenn einer sagt, er macht das, so heißt das ... nichts."

Auch wenn die Jahreszeit noch Winter heißt, Minusgrade mit sich bringt und in allerhand unwegsamem Gelände noch Schneereste vor sich hin schwitzen, lässt sich nicht leugnen: Mir ist so komisch zumute.

Meine Tochter fasste es dieser Tage in ein Wort: Frühlingsgefühle. Und beteuerte nach meiner Rückfrage (es gibt so Dinge, die frau lieber nicht von ihren Kindern wissen möchte), dass sie, neinnein, nicht "diese Sache" meine, sondern Lust auf ihren Garten bekäme.

Tatsächlich war auch ich dieser Tage auf meinem Balkon (einen Garten habe ich leider nicht) und stellte erstaunt fest, dass trotz der letzthin wieder klirrenden Fröste einige der Pflanzen so vor sich her trieben, als gäbe es so etwas wie Winter nicht. Was sicherlich mit der großartigen Südlage und den sich aufheizenden Wänden dahinter zu tun hat. Sogar die einstmals als angeblich einjährige Erdbeeren gekauften Pflanzen schoben schon frisches Blattwerk heraus, das ich in dem Kreis zwischen Mittelfinger und Daumen nicht mehr fassen kann.

Kann schon sein, dass es noch einmal einen Rückschlag gibt. Aber das alljährliche Interesse ist geweckt zusammen mit der Zuversicht und besseren Laune, die so viel Sonnenstunden eben mit sich bringen. Wird schon werden.

Zeit für Gartenbücher, die einen Vorgeschmack auf das bieten, was zu tun noch zu früh ist.

Und da die alten bis zum Zerfransen des Papiers durchgewälzt sind und, man erinnert sich, dunnemals den Eindruck zurückließen: So etwas schaffst du nie!, habe ich mir ein neues geleistet, welches ich inzwischen zum vierten Male höre.

Jenen, die sich interessieren, rate ich auch unbedingt, es mir nachzutun. Selbst gelesen ist es wahrscheinlich nur der halbe Genuß. So aber: Gelesen, vom Autor selbst, mit allem Herzblut, das jener ins Schreiben legte, nachdem er all das Leid, den Schmerz und letztlich, nach Gewinn von Kenntnissen, Selbsterkenntnissen auch den Erfolg erlebte,

... macht es einfach nur einen wahnsinnigen Spaß. Und lehrt uns, genauso wie den Schreiber, Demut vor der Natur, die zu beherrschen wir alleweil uns mühen, ohne über auch nur den Hauch der erforderlichen Erkenntnisse zu verfügen.

Ich sehe, es wird Zeit, Buch und Autor zu offenbaren:

"Die Tage des Gärtners" von Jakob Augstein aus 2012

https://unsplash.com/photos/gcWd0ts4RCo

Augstein, ja, klar, ist umstritten und mit Urteilen und Vorurteilen behaftet, über die ich mir bislang, ich gestehe das ganz freimütig, keinerlei Meinung gebildet habe. Hier aber, das bitte ich zu beachten, schreibt er nur und ausschließlich über seinen Garten, Kontakte mit Pflanzenhändlern, Teichbauern (siehe Titel) und all jenen Leuten. Und Augstein schreibt über Pflanzen jeglicher Art, die wann, wie, warum am besten wo im Garten unterzubringen sind. Und auch über die Fälle, in denen nichts mehr einen Sinn hat und man sich besser einen anderen Garten sucht.

Augstein selbst hat das nicht getan, sondern sehr viel gelernt.

Die Vielzahl der lateinischen Pflanzennamen, die er sich reingeschafft hat, wird sich wohl keiner merken können oder wollen. Auch nicht, dass die einzige genetisch(!) (das heißt: nicht eingefärbte) schwarze Rose von einem aus Thüringen nach Amerika ausgewanderten Pfarrer kam (das einzige, nicht wiederholbare Exemplar wurde ihm aus dem Garten gestohlen).

Beim Geranium, das die einzige dem Giersch zwar verwandte, aber viel standortstabilere Pflanze ist, wird es schon wieder sehr interessant. Und bitte Geranium nicht mit der Geranie verwechseln, was jetzt lächerlich klingt, aber in einem von Agatha Christies Krimis in der Übersetzung wohl passiert ist. Und anscheinend immer wieder, in allerlei Sprachkreisen passiert.

Und zwischendurch ein wenig Rilke, wenn die Fische im Teich, obschon sie das nicht sollten, in einem harten Winter erstickt sind.

Ein kluger Mann schreibt kurzweilig und mit Herzblut über einen Garten, seinen Garten, der plötzlich so viel mehr an Gedanken, Gefühlen, Erinnerungen und Vorstellungen offenbart, als man es so einem Garten zutraut.

Hörenswert, lehrreich und inspirierend bis es wieder so richtig losgeht.

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Persephone

Persephone bewertete diesen Eintrag 14.02.2018 20:10:41

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