Where Bonn?, fragt Maurice, der sich eigentlich gut in Deutschland auskennt. Dabei starrt er mir tief in die Augen, ohne seinen fokussierenden Blick von mir zu lassen. Ich verstehe nicht was er meint und frage nach. Er wiederholt die offensichtliche Frage. Das ganze Spiel wiederholt sich weitere zwei Male bevor ich ausschweifend anfange die geografische Lage der ehemaligen Hauptstadt Deutschlands zu beschreiben. Er schaut mich fragend an, zeigt mit dem Finger auf sich selbst und murmeltBonn Uganda. Erst jetzt verstehe ich seine Frage und erzähle ihm, dass ich in Berlin geboren bin.

Trotz aller Bemühungen ist es oft nicht leicht, das Englisch der Ugander zu verstehen. Uglish nennt man das murmelnde Genuschel englischer Sprache, das wesentlich durch Luganda geprägt ist. Klar, die Aussprache einer Fremdsprache rührt immer von der traditionellen Landessprache her. Mich enttarnt man aufgrund meiner Aussprache aus zehn Meilen Entfernung als Deutschen.

Noch dazu ist mein Englisch eher Mittelmaß. Wenn Englisch nicht die offizielle Amtssprache in Uganda wäre, würde ich mich niemals darüber beklagen. Fernseh-, Radiosendungen und Zeitungen gibt es auf Englisch und ab der Oberstunde wird die Weltsprache auch in der Schule gelehrt. Das heißt aber nicht, dass jeder Ugander Englisch spricht. Während Städter und junge Menschen sprachtechnisch oftmals gut aufgestellt sind, kommt man mit Englisch auf dem Land oder bei älteren Menschen nicht weiter. Kurioser Weise kann man diese Faustregel auch auf Personen anwenden, die im Tourismussektor Ugandas arbeiten.

In Uganda spricht man ein R nur, wenn ein E davor steht. So wird aus born schnell Bonn oder aus runningunning.Und weil das R nicht gesprochen wird und an manchen Stellen sinnlos erscheint, wird es auch mal weggelassen: Kindergatenlese ich auf einem Schild in Luweero hinter dem viele kleine Kinder um eine Schaukel herumtoben.Manchmal sprechen sie auch das H nicht aus und ich wundere mich stundenlang was iking sein soll.

Doch auch untereinander haben die Ugander Verständigungsprobleme, obwohl fast jeder seine eigenen Sprachkünste für perfekt hält. Wenn Missverständnisse auftauchen oder sie untereinander nicht auf einen Nenner kommen, switschen sie einfach ins Luganda. Nur der Europäer steht doof da und wundert sich über so manche Neukreation.

Sorry bekam ich hier in den letzten Tagen sehr oft zu hören. Sorry für meinen Sonnenbrand, wenn mein Telefon mir runter fällt oder ich doof umknicke. Sorry. Das nutzt jeder freundliche Ugander oft und gerne und will damit ausdrücken, dass es ihm Leid tut.

Die Worteslow but sure hat ein Taxifahrer riesengroß auf seine Windschutzscheibe geklebt. Ich lese den Satz, als ich gerade auf dem Beifahrersitz unseres Busses dabei bin diesen Beitrag zu tippen. Kurz vorher habe ich über einen jungen Mann nachgedacht, den ich vor fast zwei Wochen traf. In weißen Buchstaben stand auf seinem rosafarbenem T-Shirt Because I am a girl und das in einem Land, in dem Homosexualität hart bestraft wird. Ich fragte nach. Er ist weder schwul, noch arm. Er mochte einfach die Farbe.

Ob er sich auch über den Inhalt der Aussage im Klaren ist?

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Andreas Susana

Andreas Susana bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:05

Herbert Erregger

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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