Bei mir gleich um's Eck fährt die Emilia. Die Emilia ist eine Elektrobuslinie, die im Gewerbepark Regensburg im 10-Minutentakt mit maximal 18 km/h einen 1,1 km langen Rundkurs befährt. Es ist - natürlich - vorerst noch ein Pilotprojekt, man will die Schwachstellen herausfinden und gegebenenfalls korrigieren. In diesem Versuchsstadium fährt ein Mitarbeiter des Stadtwerks mit, um bei Pannen oder gar Zwischenfällen einzugreifen.

Generell bleibt der Eindruck, daß die maßgeblichen Leute in Wirtschaft und Politik große Hoffnungen in das Autonome Fahren setzen. Ich glaube eher nicht an die glorreiche Zukunft des Autonomen Fahrens, und das nicht wegen der Technik. Ich traue Technikern generell einiges zu, die finden bestimmt in absehbarer Zeit eine Lösung für die verbliebenen technischen Probleme.

Das Problem wird auch hier der Mensch sein. Aus psychologischen Gründen werden vollständig selbsttätig steuernde Autos höchstwahrscheinlich nicht zugelassen werden, man wird, wie jetzt schon im Probebetrieb in Kalifornien und Nevada, einen menschlichen Fahrzeugführer mit Führerschein für den Notfall vorschreiben.

Damit bist du als (Reserve-)"Fahrer" für jeden Fehler deiner Maschine verantwortlich. Während der Fahrt gemütlich ein Buch lesen ist nicht drin. Stell dir das mal vor: Du hockst da, sollst aufmerksam den Verkehr beobachten, hast aber eigentlich nichts zu tun. Es ist die Situation eines Fahrlehrers, denn letztlich ist er für das Auto und eventuelle Fahrfehler verantwortlich und nicht der Fahrschüler. Das ist Streß pur und in höchstem Maße frustrierend. Wie lange dauert es, bis du die Automatik ausschaltest und nach Alter Mütter Sitte selber lenkst?

Stellen wir uns vor, eines Tages seien tatsächlich sämtliche Autos serienmäßig mit diesen Autopiloten ausgerüstet. Ich kann mir nicht vorstellen, daß man dann als Kfz-Besitzer den Autopiloten einschalten muß. Die Autohersteller werden dies zu verhindern wissen.

Wieso das denn?

Es gibt Autofahrer, es werden wohl die meisten sein, die ihren Wagen benutzen, um trockenen Fußes von Punkt A nach Punkt B zu kommen. Dann aber gibt es noch jene, die ihr Auto auch als Sportgerät benützen, denen ist das Fahren an sich wichtig, das Ankommen ist nur ein angenehmer Nebeneffekt. Und genau jene sind es, die den Autopiloten nur sehr gelegentlich einschalten werden. Und es sind wiederum genau diese, von denen die große Gefahr ausgeht. Die nämlich wollen von ihrer Freude am Fahren nicht lassen. Wrrrrummm, rrrroaaarrr!

Man darf sich die Sicherheitslage auf unseren Straßen nicht so vorstellen, als wären sämtliche Autofahrer um nichts mehr besorgt als um ihre eigene Sicherheit und die der anderen.

Wir hatten in den fünfziger Jahren einen VW-Käfer. Als meine Mutter damals auf einer der in Niederbayern ganz, ganz seltenen Geraden mal 100 km/h erreichte, war das für uns Kinder eine Sensation. Ich habe mir seither schon oft gedacht, was für eine feine Sache es wäre, wenn man auf den heutigen Straßen und mit den heutigen Autos so fahren würde, daß 100 km/h eine Sensation sind.

In einer Diskussion im Usenet habe ich mal meine Phantasie vorgestellt: 30 km/h in geschlossenen Ortschaften, 70 km/h auf Landstraßen und 90 km/h auf der Autobahn. Sämtliche Autos sind serienmäßig so gedrosselt, daß sie gar nicht schneller fahren können als 100 km/h. Für den Fall, daß du einen akut Kranken ganz schnell ins Krankenhaus bringen mußt oder für andere akute Notfälle, gibt es einen Notknopf, den kannst du dann drücken. Der Notfall wird per Computer protokolliert und du mußt nachher den Notfall dokumentieren und für deine hohe Geschwindigkeit geradestehen.

Himmel, da war was los! Ich sei ein Befürworter des Überwachungsstaats, ein Kontrollfreak, wurde mir vorgeworfen.

Freie Fahrt für freie Bürger.

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