Oma oder Opa?

Wäre ich ein Philosoph, also einer mit Diplom, ein Diplom-Philosoph mit Philosophen-Diplom, und wäre ich Teil des Lehrkörpers einer Universität, dann würde ich in diesem Wintersemester zusammen mit einem Kollegen von der Juristischen Fakultät ein Hauptseminar anbieten mit dem Thema: "Oma oder Opa?"

Lachts nur, ihr Ignoranten, die ihr glaubts, das sei doch - hihihi! - kein Thema für eine wissenschaftliche Veranstaltung. Ich aber sage euch, das ist eine hochkomplexe Frage, die uns mitten hineinführt in die aporischen Abgründe des Denkens und Definierens.

Die Frage aber lautet so:

Was wäre die Folge wenn ich mich jetzt, da ich in einem Alter stehe, in dem ich zwar Kinder noch zeugen könnte, aber nicht mehr will, zur Frau umoperieren lassen würde? Wie stünde ich dann zu den von meinen Söhnen noch zu produzierenden Enkeln? Wäre ich dann der Opa oder die Oma meiner Enkel? Läßt sich diese Frage überhaupt beantworten oder löst sich in dem Moment, da alle Philosophen der Erde diese Frage auch nur stellen, die Welt in ein rosa Logik-Wölkchen auf? Müssen wir dem Schicksal nicht dankbar dafür sein, daß ich kein an einer Universität lehrender Diplom-Philosoph mit Philosophen-Diplom bin?

Andererseits:

Ohne Philosophie wäre die Welt doch stinklangweilig, nur der übliche Mord und Totschlag, ob nun mit dem Gewehr begangen oder mit der Dividenden-Maximierung.

Und nochmal andererseits:

Für die kleinen, noch zu zeugenden Enkel wäre es ein Mordsspaß, wenn ich Ihnen sagte, daß ich zwar der Vater ihres Vaters bin, gleichzeitig aber ihre Oma. Sie würden sich drei Minuten lang vor Lachen auf dem Teppich kugeln, dann aber würden wir anfangen zu philosophieren. Und wenn sie dann mit sechs so richtig lesen können, würden sie Hegel in seine Einzelteile zerlegen und nicht wieder zusammensetzen wollen.

Ha! Denken ist ein Form von Wollust.

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