Bezugnehmend auf die legendäre Auktion, die Damien Hirst am 15. September 2008 bei Sotheby's inszeniert hat, und den durch die Marktschwemme folgenden Preisverfall, schrieb ich in der Kunstmarkt-Formel: „Auf die Frage, 'Wie macht man eine Million mit Kunst?' gibt es eine aktuelle Antwort: indem man fünf Millionen in Damien Hirst investiert“. (S. 69)
Nun stellt artnet.com die Frage, ob Damien Hirst mit seinem eigenen Museum den Preisverfall stoppen kann: „Can Damien Hirst's $38 Million London Museum Resuscitate His Waning Market? … It didn't help matters that Hirst's market has been going steadily downhill since his Sotheby's coup in 2008, where he broke all art rules and bypassed his dealers by selling works directly through auction, reaping a whopping £115.5 million ($177 million) profit in the process. Things were never the same for his market after that move, considered downright outrageous by most art world players.“
Der Erfinder von Damien Hirst und der Brit Art, Charles Saatchi, meint übrigens: „Viele ambitionierte Arbeiten von jungen Künstlern landen nach ihrem Dbüt auf dem Müll. So ist die große Glasvitrine mit einem verwesenden Kuhkopf voller Maden und Schwärmen surrender Fliegen von einem unbekannten Künstler ziemlich unverkäuflich – bis er ein Star geworden ist. Dann kann er alles verkaufen, was er auch nur angefasst hat. … Es gibt keine Gesetze für Investitionen. Haie können gut sein. Künstlerscheiße kann gut sein. Öl auf Leinwand kann gut sein.“ (zitiert nach: Adam Lindemann, S. 215). Vielleicht hat der Zyniker Saatchi bei diesen Worten an seinen Zauberlehrling gedacht, der noch niemanden mit einem Kunstwerk verzaubert, aber mit seinen Kunstmarkt-Kapriolen schon viele mitgerissen hat. Nach oben und nach unten.
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Übertroffen wird das künstlerisch Banale nur noch von Jeff Koons. Eines seiner aufgeblasenen Kunstwerke, „Balloon Venus (Orange)“, ist nun bis 13. 3.2016 im Naturhistorischen Museum Wien zu sehen. Wie der geneigte Besucher erfährt, war Koons am 10. Jänner 2012 im Naturhistorischen Museum zu Gast und konnte die „Venus von Willendorf“ zum ersten Mal im Original betrachten. „Hingerissen von ihrer schönen Gestalt, kreierte er eine monumentale, hochglanzpolierte Edelstahlskulptur des berühmten Fruchtbarkeitssymbols, die den Anschein erweckt, als wäre sie aus einem einzelnen Ballon gefertigt“, so die Poeten der NHM-Pressestelle.
Sofort stehen Der Standard und Die Presse beim Großmeister des Banalen Schlange um an eine Wortspende zu gelangen. Damit sparen sich die Kunstredakteure die Mühe, das Werk von Koons einer Kritik zu unterziehen. Die Presse erklärt uns, „warum es seine 'Balloon Venus' auch als Verpackung für Champagner gibt“, und Der Standard-Leser erfährt aus nächster Nähe: „Wem Jeff Koons in seinem New Yorker Büro einen Kaffee kredenzt, der darf sich an den üppigen Formen der Venus von Willendorf erfreuen: Die Tassen aus dem Naturhistorischen Museum hat Koons sicher bei einem seiner Wien-Besuche mitgenommen.“
Es ist erfreulich, dass nun endlich eine Handvoll Naturwissenschafter und Hunderte Museumsbesucher, die noch nie etwas von Jeff Koons gehört haben (ja, sowas gibt’s!) mit dem Banalen in der Kunst konfrontiert werden. Und damit sicher wieder für viele Vorurteile eine Bestätigung finden. Schade ist nur, dass das NHM auf der Welle mitschwimmt, sich mit angeblich wichtigen Künstlern wichtig zu machen, anstatt darüber nachzudenken, welche Künstler zu dem Thema wirklich was zu sagen haben. Spontant fand ich dazu die Skulptur von Marina Besrodnych: „Venus von Willendorf und die Venus von Kostjonki treffen sich zu Silvester in Wyoming zum Fischen“. Ich erlaube mir das Urteil, dass diese Arbeit mehr Esprit besitzt als die Balloons von Koons.
Mehr Infos für Kunstsammler: www.kunstsammler.at