Genau einen Tag nach meiner Landung auf Rhodos, wo ich in Theologos meinen all inclusive „Summer Dream“ erleben darf (das Hotel heißt wirklich so), erreicht mich aus Österreich die Schlagzeile „Griechische ‚Bauern‘ erschlichen Millionen“ (ORF.at 2.9.25)

Demnach wurden 1.036 Übeltäter ermittelt, die seit 2019 EU-Subventionen von insgesamt 22,7 Millionen "erschlichen" haben. ORF.at: „Die bisherigen Untersuchungen brachten verschiedene Betrugsmethoden ans Licht: Dazu zählen erfundene Eigentumsverhältnisse, irreführende Angaben zu Flächen verstorbener Eigentümer sowie falsche Angaben zu Nutztieren. Zudem wurden Anträge von Begünstigten häufig unvollständig oder selektiv eingereicht – Flächen wurden teilweise falsch deklariert.“

ethos.at https://ethos.at/ideenreich/bildung/1234-betrachtungen-aus-rhodos

Rückblende 2015: Nachdem ich K. mehr als ein Jahrzehnt nicht gesehen hatte, tauchte K. plötzlich in meiner Galerie auf und eröffnete mir treuherzig: „Hubert, ich hatte die vergangenen zehn Jahre in der EU einen Job, aber keine Arbeit.“ K. sagte das nicht ironisch, nicht zynisch, sondern entrüstet, denn K. war und ist ein arbeitswilliger Mensch. Noch schlimmer als die Verurteilung zur Untätigkeit war für K. die Unverschämtheit jener Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die statt pünktlich um 9:00 Uhr im Büro einzuloggen, erst kurz vor oder – Gipfel der Unverschämtheit – nach der Mittagspause das Büro mit ihrer Anwesenheit beehrten.

Nun kann man (n = 1) nicht als repräsentative Umfrage bezeichnen, doch die Hochrechnung von 1 Person auf 100 Prozent des EU-Personals ist auch nicht an den Haaren herbeigezogen. Sicher ist: in der EU sitzen mehr als 1.036 Abgeordnete und Beamte, die mehr als 22.7 Millionen in weniger als 5 Jahren erschleichen – unter dem Vorwand, sie würden dort arbeiten.

Der griechische Minister Michalis Chrysochoidis erklärte, dass er – und das impliziert: die griechische Regierung - „illegale und ungerechtfertigte Bereicherung“ ablehne. Das impliziert: legale und gerechtfertigte Bereicherung, so wie von den EU-Beamten tagtäglich praktiziert, wird nicht abgelehnt, geschweige denn geahndet. Das entspricht zwar nicht der aristotelischen Logik, umso weniger der Nikomachischen Ethik, ist aber die übliche Moral des Jahres 2025.

„Fünf hochrangige Regierungsbeamte, darunter ein Minister und drei Abgeordnete, traten zurück, nachdem ihnen eine Beteiligung an dem Fall vorgeworfen worden war.“ (ORF.at) Es war anzunehmen, dass nicht hunderte griechische Kleinbauern und Grundstückeigentümer gleichzeitig auf die Idee kommen, Eulen nach Brüssel zu tragen, geschweige denn, fähig sind, EU-Anträge auszufüllen. Auch Robin Houdchoidis kann nicht der Rädelsführer dieser konzertierten Aktion gewesen sein. „Seit 2017 hatten sich Berichte über Unregelmäßigkeiten gehäuft“, Ermittlungen wurden bereits „im Sommer 2020 von der Europäischen Staatsanwaltschaft (EuStA) eingeleitet“ (ORF.at).

So bleibt nur eine Frage: warum deckt der „investigative“ ORF diesen „Skandal“ gerade jetzt auf? Keine Antwort auf diese Frage, aber ein Hinweis, dass da irgendwer das Feuer am Köcheln hält, sind folgende Artikel:

+ „Athen drohen Milliardenstrafen wegen Subventionsbetrug“, Handelsblatt, 8.7.2025 (Anmerkung: Milliardenstrafen für Millionenbetrug - auch das ist EU.)

+ „Die reiche Ernte: Subventionsbetrug in Griechenland“, Die Zeit, 27.07.2025

+ „Griechenland: Land der unsichtbaren Ziegen“, Süddeutsche Zeitung 13.8.2025

und nun endlich, am 2.9.2025 um 23:31 (!) Uhr der ORF.

Keine Antwort auf die obige Frage, aber ein Hinweis, dass Ablenkungsmanöver für manche mehr als willkommen sind: während sich die Ö. Regierung auf "Klausur" begibt, soll wohl niemand von der Story aufgerüttelt werden, wie Östereichs Regierende „illegale und ungerechtfertigte Bereicherung“ verhindern.

Der Kanzler höchst persönlich (damals noch ein gewisser Nehammer) setzt sich ein Denkmal mit dem „Qualitätsjournalismusförderungsgesetz (QJFG)“ und lässt auf dieser gesetzlichen Grundlage die Medienkontrollbehörde RTR (wen sonst?) 20 Millionen Euro (jährlich!) an die größten Schmierblätter des Landes auszahlen. So bestechend einfach geht „legale und gerechtfertigte Bereicherung“.

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Miki

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