... wie hat es in einer der gestrigen (Nachwahl-)Sendungen zur Wahl der Spitzenkandidat der Linken Helmut Holter formuliert: "Wir müssen der AfD die Maske des Biedermanns entreißen und die Fratze des Hasses zum Vorschein bringen." So mehr oder weniger "unisono" die Parteien, die sich selbst als die Demokratischen bezeichnen, auch wenn die Linken (wie vor einigen Jahrzehnten auch noch die Grünen) in diesem Club noch gar nicht allzu lange Mitglied sind.

Der Tenor der Parteien der gefühlten "All-Parteien-Koalition" wird abseits dieser beiläufigen Inkriminierung der AfD als "nicht demokratisch" aber schon deutlich: Es gibt ein Kommunikationsproblem. Wir müssen die Leute besser abholen, damit sie nicht Opfer der Rattenfänger werden.

An dieser "weiter so" Haltung der Etablierten reibt sich letztlich auch der scheidende Merkel-Konterpart Wolfgang Bosbach im Interview mit der Welt http://www.welt.de/politik/deutschland/article157952812/Historisches-Datum-wenn-CDU-hinter-AfD-landet.html :

"Der Parlamentarische Geschäftsführer Michael Grosse-Brömer (CDU) hat am Wahlabend gesagt, die Union müsse ihre Politik besser erklären. Das hört sich so an, als solle es keine Kurskorrektur geben. Es klingt so, als seien eben nur große Teile der Bevölkerung nicht in der Lage zu erkennen, dass die Flüchtlingspolitik richtig und alternativlos ist."

Die Bundeskanzlerin läßt noch aus China verlautbaren: Zwangsläufig fühlt sie sich mitverantwortlich für das Wahlergebnis, aber in der Sache - Flüchtlingspolitik - habe sie dann doch Recht.

Der ehemalige Landtagsabgeordnete der Grünen, Daniel Mack, hat seine Meinung zur Wahl in Mecklenburg-Vorpommern: Er twitterte: "Mecklenburg-Vorpommern, das am dümmsten besiedelte Bundesland".

Es müssen demnach lediglich die gut 20% der Bevölkerung, die aufgrund ihrer Beschränktheit irgendwie den Bus verpasst haben, abgeholt werden. Ein Betriebsunfall gewissermaßen. Die Bahn würde insoweit wohl von einer "Störung der Betriebsabläufe" sprechen, bevor es dann endlich weitergehen kann. Kann man notfalls nicht die widersätzliche und allzu blöde Bevölkerung einfach austauschen?

Teile der Presse schließen sich an und der Tagesspiegel skizziert, wohin die Reise gehen muß:

“Ein Weg könnte deshalb sein, im großen Schulterschluss von SPD, CDU, Linke und Grüne bis zum Wahltag deutlich zu machen, welche Folgen es für das liberale und weltoffene Berlin haben würde, wenn die AfD-Forderungen an der Spree Realität würden.”

Man hörte ähnliche Worte seinerzeit auch im Zusammenhang mit der Brexit Wahl: Kann nicht sein. Das haben die Briten gar nicht wirklich gewollt. Die Alten haben die Zukunft des UK aus Dummheit und (Alters-) Starrsinn zerstört (während die coolen Hipster zu Hause geblieben waren und gar nicht erst wählen gingen).

Was man (bislang) bei den (demokratischen) Parteien unverändert vermissen könnte, ist ein Innehalten und eine Überprüfung der eigenen Position. Das Regieren gegen die eigene Bevölkerung scheint aber inzwischen insitutionalisiert. Die AfD hat Nichtwähler mobilisiert (auch das klingt aus dem Mund der Analysten irgendwie anrüchig) und damit die Merkelsche Einschläferungspolitik (oder auch "asymmetrische Demobilisierung";) an Ihre Grenzen gebracht.

Nun macht sich nach der Wahl gewisse Unruhe breit. Wie soll man nun Wahlen anders als durch Einschläferung der Wähler und Diabolisierung der AfD gewinnen? Mit noch mehr Arroganz womöglich?

Aber ist für die Demokratie (und die bürgerlichen Freiheiten) tatsächlich eine eingeschläferte Bevölkerung besser als eine besagt populistische Partei, die sich anschickt, die Betriebsabläufe zu stören, von Wählern gewählt, die sich vielleicht aus fester Überzeugung gar nicht von Altmeier, Kauder, Stegner oder auch Klaus Kleber und Anja Reschke abholen lassen möchten? Abschließend ein schönes Beispiel für das moralinsaure Gesicht des richtigen Weges und die Art dies deutlich zu machen:

http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2016/Anja-Reschke-Stolz-auf-das-was-geschafft-wurde,reschke380.html

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Mary

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