Das Wochenende ist keine Selbstverständlichkeit

Das Konzept des Wochenendes, so selbstverständlich es heute erscheint, ist das Ergebnis linker Kämpfe und sozialer Bewegungen, nicht einer natürlichen Entwicklung oder einer großzügigen Geste der Unternehmer. Noch im 19. Jahrhundert war es üblich, sieben Tage pro Woche zu arbeiten – von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Freizeit galt als Luxus, den sich nur die Wohlhabenden leisten konnten. Erst die wachsende Arbeiterbewegung, getragen von Sozialisten, Gewerkschaften und progressiven Denkern, stellte das auf den Kopf. Sie forderte kürzere Arbeitszeiten, Ruhetage und das Recht auf menschliche Würde statt mechanischer Ausbeutung.

Was wir heute als selbstverständlich betrachten – das Wochenende, geregelte Arbeitszeiten, Urlaub, Krankenschutz – ist ein direktes Produkt linker Errungenschaften. Ohne sie sähe die Welt des Kapitalismus anders aus: Fabriken würden rund um die Uhr laufen, Arbeiter blieben austauschbare Zahnräder. Familienleben, Kultur und gesellschaftliches Engagement wären kaum denkbar, weil der Mensch permanent in die Tretmühle der Arbeit eingespannt wäre. Der Kapitalismus ohne linke Gegenmacht neigt naturgemäß dazu, jeden Moment und jede Fähigkeit des Menschen ökonomisch auszubeuten.

Doch gerade heute zeichnen sich erneut Bestrebungen ab, die alten Schranken zu lockern. Konservative und neoliberale Kräfte argumentieren, flexible Wochenendarbeit sei modern und wirtschaftlich notwendig. Hinter diesem Schlagwort verbirgt sich jedoch ein Rückschritt: Die langsame Erosion des gemeinsamen Ruheraums, die Auflösung der Grenze zwischen Arbeit und Leben. Ein System, das das Wochenende wieder opfert, gefährdet nicht nur den sozialen Frieden, sondern auch die Grundlage kultureller und menschlicher Entfaltung. Das Wochenende ist keine Selbstverständlichkeit – es ist ein historischer Sieg, den man verteidigen muss.

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