Ich fühle mich etwas an Diskussionen erinnert in denen mein Gegenüber ständig sagt "Ja, aber wo steht was von Evolution in der Bibel?!"

Jetzt ist es nicht die Bibel, sondern die „Qualitätspresse“. Es geht auch nicht um Evolution, sondern um die Natur der Demokratie, und der freien Gesellschaft.

Ein gewisser Schlag von Menschen ist nicht bereit aus der eigenen Infobubble zu kommen. Sie feiern ihre einminuten Artikel. Konfrontiert man sie mit umfänglicheren Artikeln, meinen sie das sei alles viel zu verwirrend und zu viel und außerdem wäre es das Internet, und nur auf rosa Papier stünde Wahrheit.

Gleichzeitig bestehen sie darauf dass ihre eigene Quelle allwissend wäre und vor allem umfassend, was da nicht drin steht, gibt es nicht.

Hört man auf zu argumentieren und ihr Wissen zu hinterfragen, starrt man rasch in verwirrte Gesichter. Kaum jemand, der sich selber als Links bezeichnet, kann heute noch definieren was ‚Links‘ ist. Natürlich: Man wirft mit Schlagwörtern um sich, die alle irgendwie Varianten von „gut“ und „menschlich“ sind, genauso wie die Bibelfans.

Gelegentlich erkennt der eine oder andere dass Links nicht immer der Anwalt steinzeitlicher Traditionen, des Großkapitals und des Status Quo war. Aber das passiert in etwa so selten, wie der Rechte der erkennt, dass seine Argumentation der Überlegenheit des Weißen aufgrund der Vermischung mit dem Neandertaler, gewaltig am evolutionär unterlegenen Neandertaler schwächelt.

Vor Jahren habe ich mit Altanarchisten geplaudert die meinten, dass Politik und der Staat nicht nur grundsätzlich wie Religionen strukturiert sind, sondern defakto Religionen sind.

Niemand hat schließlich je den Staat gesehen, aber sein Wille wird interpretiert, wir opfern und gedenken ihm und seine Priester versuchen uns mit Zaubertricks zu beeindrucken, die wir alle längst durchschaut haben und nebenher wissen wir ganz genau, dass diese Typen königlich auf unsere Kosten leben, ohne etwas zum Gemeinwohl beizutragen.

Sagt man das zu laut, oder bleibt man die Abgaben schuldig, kommen aber Zeloten aus den Tempeln der Macht und hauen einem auf die Mütze.

Damals habe ich es verworfen, nicht weil ich es nicht falsifizieren konnte, sondern weil ich an den Staat glauben wollte.

Die freie, liberale Gemeinde wird heute zwischen Glaubenskriegern aufgerieben. Da hätten wir die Kultisten die ihre Religion auch so nennen.

Dann die Fanatiker die an die Göttlichkeit von Körperteilen glauben (Egal ob das die Dummköpfe sind die glauben sie wären die Herrenrasse weil sie helle Haut haben, oder die Dummköpfinnen deren einzige Argumentation ihr Geschlechtsorgan ist) und dann haben wir die Anhänger anderer Erlöserideologien, die eine glückliche Zukunft versprechen, man müsse natürlich nur eben alle die widersprechen umbringen oder unterdrücken, zum Wohle Aller, selbstverständlich.

Wir wissen, spätestens seit den Milgram Experiment, dass Menschen bereit sind grausame Dinge zu tun wenn sie eine Autorität vor sich haben die das befielt, wenn man diesen Menschen sagt dass sie im Recht sind und es am Ende dem Wohle des Häufchen Elends dient den sie hier gerade fertig machen. Religionen verwenden diese Taktik seit dem ersten Tag.

Ich dachte Europa hätte das Konzept der Religion besiegt, aber wir haben mit dem Christentum nur eine Hydra geköpft.

Jetzt hat das Monster neue Köpfe, trägt freundlichere Gesichter, aber ihre Natur ist gleich geblieben.

Die Religion ist ein Werkzeug der Mächtigen um den restlichen 99% das Denken abzugewöhnen. Es ist ein Geschöpf mit unzähligen Köpfen und vielen Namen, und ihre Opfer vergöttern stets einen ihrer Köpfe und hassen die restlichen, ohne zu erkennen dass es sich um das gleiche Ungeheuer handelt.

Ken Barthelmey

Der Glaube an unsichtbare Erlöser ist im großen Stil zurück. Es steht abzuwarten ob Europa wieder eintausend Jahre braucht um zu erkennen dass uns Glaube an Erlösung davon abhält eine tatsächlich bessere Welt zu erschaffen.

Für diese Eiferer und Fanatiker ist die Vorstellung, dass das Gegenüber nicht auch in irgendeiner Form glaubt, völlig unvorstellbar. Das ist ein Problem, mit dem wir umzugehen erlernen müssen.

Wir brauchen eine Renaissance der Vernunft, der Weg dorthin wird aber wieder steinig.

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Beate K.

Beate K. bewertete diesen Eintrag 05.12.2017 22:03:21

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