Wenn Menschen von der Zukunft reden, dann reden sie von unterschiedlichen Dingen. Für den Amish ist etwa klar dass sein Dorf noch in 200 Jahren auf die gleiche Weise Scheunen bauen wird. Für Klimaktivisten ist klar dass wir in 200 Jahren noch mehrheitlich auf der Erde leben werden und für mich ist das überhaupt nicht so sicher.

„Die Erde ist die Wiege der Menschheit, aber wer bleibt schon ewig in seiner Wiege?“

- Konstantin Ziolkowski

Für den Amish ist daher klar dass er den Verlockungen der Technologie widerstehen muss, für den Klimaktivisten ist es bedeutend so wenig wie nur irgendwie möglich kaputt zu machen, schließlich haben wir ja nur eine Erde und für Menschen für mich ist es wichtig den Schwung zu nutzen, mehr Technologie in kürzerer Zeit zu erschaffen um eben in einer Zukunft zu landen in der die Erde nicht mehr der einzige Ort ist an dem wir leben können.

Was also liegt in der Zukunft aus meiner Sicht?

Wie werden wir leben?

Sehr unterschiedlich, vermute ich.

Ich denke die Amish werden weiter Scheunen bauen. Eventuell für die nächsten tausend Jahre, sofern sie in einem System eingebettet sind das ihren Privatbesitz respektiert. Und der besagte Amish wird alle folgenden Lebenswege, die ich im Folgenden beschreiben werde, für idiotisch halten und das auch sagen.

Und er hat jedes Recht dazu.

Der überwiegende Teil der Bevölkerung wird in absehbarer Zukunft bleiben wie wir sind und den ganz normalen technologischen Fortschritt leben. Für diesen Teil der Bevölkerung steht Automatisierung in goldenen Lettern in ihrer Zukunft. Zuerst als Quelle von Problemen, dann als Quelle von Wohlstand. Über diese Zukunft reden die meisten, daher muss ich dazu nicht viel sagen.

Dann haben wir den Teil der in die Sterne aufbrechen will. Dieser Teil der Menschheit teilt sich in die Planetenmenschen und die Allmenschen.

Der Planetenmensch will festen Boden und echte Gravitation unter seinen Füssen haben und ist bereit Hunderte von Jahre und massive Aufwände zu betreiben um lebensfeindliche Planeten zu terraformen. Diesen Teil der Bevölkerung zieht es auf den Mond, die Venus, den Mars, etc.

Die Allmenschen hingegen argumentieren dass es verflixt mühsam ist von einem Planeten wegzukommen um dann dort zu sein wo das ganze billige Zeug herumfliegt. Ein Raumschiff zu bauen, wenn man einmal im All sitzt, ist signifikant einfacher als ein Auto auf der Erde zu bauen.

Gravitation ist das einzige echte Problem das wir mit aktueller Technologie nur bedingt lösen können, die verfügbaren Lösungen sind aber eventuell ausreichend. Der Schritt ins All ist vermutlich am einfachsten über den Mond zu vollziehen. Ressourcen am Mond abzubauen und von dort ins Weltall zu befördern ist, aufgrund der geringeren Schwerkraft, einfacher.

Der Mond wird also wichtig und für einen Teil der Bevölkerung wird er wichtig bleiben. Überall wo Industrie ist sind auch Wohnstätten. Der Mond mag für die Allmenschen nur ein Sprungbrett sein, für einige wird er die neue Heimat darstellen.

Haben wir die ersten Raumhäfen errichtet werden Menschen zu den Reichtümern in den Asteoridengürteln aufbrechen. Entgegen der Hollywood Darstellung handelt es sich bei diesen Dingen (vermutlich) nicht wirklich um monolithische Blöcke sondern um Schotter der durch seine eigene Gravitation zusammenhält. Ressourcen zu fördern ist dort entsprechend einfach: man greift in den Schotter und holt das Titan, Eisen und Gold einfach raus.

Eisen rostet im All nicht und ist im Überschuss verfügbar und einfach zu bearbeiten. Erweitere Infrastruktur zu bauen ist daher unkompliziert. Auch Schutz ist einfacher als man glauben möchte: Im Wesentlichen braucht es nur einen Luftballon den man um seine Raumstation steckt, setzt ihn unter Druck und panzert ihn mit Gestein das man dann wiederrum mit einem Netz dort hält wo es sein soll. Das Resultat ist ein Bunker im Weltall zum kleinen Preis.

Gravitation simuliert man mittels Rotation, Energie kommt aus Uran oder Solarzelle.

Dem Amish raucht hier natürlich der Kopf und könnte er, würde er nun in den Kommentaren schreiben dass das

a) Teufelszeug sei und

b) sowieso nicht machbar und

c) darüber nachzudenken bestenfalls Zeitverschwendung wäre, man möge doch bitte am Feld händisch Furchen ziehen um so etwas Sinnvolles tun!

Das werden wir aber eben nicht tun.

Also gehen wir einen Schritt weiter und fragen uns was einen Menschen denn überhaupt ausmacht? Wenn wir fähig sind unser Bewusstsein in eine Simulation ala Matrix einzulesen und dort einfach so weiterzuleben wie wir jetzt leben, wäre das nicht auch real genug? Was wenn man seinen Kindern nicht sagt dass sie in einem Computer leben? Was wenn plötzlich Millionen von Menschen auf eine Festplatte passen und etwas Strom brauchen?

Hier bewegen wir uns dann in einem Bereich in dem der Ottonormalverbraucher genauso reagiert wie der Amish: Unglaube, Ablehnung.

Fakt ist aber dass wir an dieser Technologie arbeiten und die Grundlagen stehen. Diese Realität kommt, sofern nicht die Amish übernehmen und alles niederbrennen.

In dem Moment in dem wir digitale Menschen haben wird der Anteil der Digitalen über die organischen blitzschnell überhand nehmen. So eine digitale Existenz hat diverse Vorteile, zum einen kann man in einem Paradies leben, wenn man möchte. Man kann sequenziell oder sogar parallel unterschiedliche Dinge erleben, Zeit spielt keine Rolle mehr.

Und vor allen Dingen: es ist weitgehend unerheblich wo der Server steht.

Die Idee gipfelt im „Matrioshka brain“, einem gigantischen Computer der rund um einen Stern gebaut wird und dessen Energie via Solartechnologie nutzt um sich selbst zu betreiben. Solch ein Gerät könnte fast unzählig viele digitale Menschen „ernähren“. Wer in einer Welt ohne Armut, Leid und Tod leben möchte, könnte es. Mit unzähligen Anderen.

Die Erde kann 12 bis 20 Milliarden Menschen ernähren. Gehen wir über diese Limits, braucht es Technologie die Raumfahrt gleichkommt.

Selbst wenn uns der Weg ins All die Erde kostet das All könnte im Gegenspiel Zilliarden Menschen, auf unterschiedlichste Arten, versorgen.

Ist das nicht eventuell das Risiko wert die Erde als Lebensraum zu verlieren oder aber hatten die Amish recht und ist ewige Stagnation wirklich was Menschen tun sollten?

Ich denke nicht.

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