Eine gängige Idee ist dass die Medien heute schwer gebiased seien. Die Idee ist nicht völlig von der Hand zu weisen, entspricht aber nicht wirklich der Wahrheit.

Die Wahrheit ist kniffliger denn es war ja nie wirklich anders.

Zum Ersten muss einem klar sein dass jeder Job einen gewissen Menschenschlag anzieht. Ingenieur wird man nicht wenn man mit Mathematik auf dem Kriegsfuß steht, Übersetzer nicht wenn man kein Gefühl für Sprachen hat und Journalist wird man nicht wenn man nicht der festen Überzeugung ist mehr Einblick in Geschehnisse zu haben als alle anderen.

Jemand der sich für schlecht informiert hält kann kein Journalist sein, denn der Journalist informiert.

Das jedenfalls denkt der Journalist.

Theoretisch ist der Job des Journalisten Informationen zu sammeln, aufzubereiten und dann an Leute zu kommunizieren die weniger Ahnung von der Materie haben als der Experte den er zitiert oder aber auch er selbst. Der Jornalist muss also besser informiert sein als seine Kunden um seinen Job gut zu machen.

In der Theorie.

Er zieht damit ein ähnliches Klientel an wie der Beruf des Lehrers. Das Problem an der Sache ist, dass Menschen die sich bereits für gut informiert halten eine gewisse Tendenz zeigen sich nicht weiter zu informieren. Das trifft auf jeden Berufsstand zu, jeder Experte hat daher ein Ablaufdatum, also einen Zeitpunkt an dem ein junger Kollege mit besseren Methoden, Informationen oder Ideen aufkreuzt die der alte Experte ignoriert hat.

In manchen Bereichen dauert so etwas sehr lange und in manchen geht das unheimlich rasch. Die alte Weisheit dass Entwicklung immer nach einer Beerdigung eines Experten Sprünge macht, ist in jedem Betätigungsfeld korrekt. Die Anhänger völlig veralteter Ansichten müssen wegsterben damit sich etwas ändert, solange bleibt es, dank den Alten, beim Alten.

Ihre Reputation trägt die Alten und ihr Wort hat Gewicht, was die Entwicklung eben ausbremst, denn Recht haben sie oft nicht mehr. Die Krux an der Sache ist dass der Journalismus ein unheimlich rasches Feld ist und raschen Änderungen unterworfen ist. Professor Hans Rosling etwa zeigte dass der Ottonormalverbraucher in vielen Bereichen, in denen er sich für informiert hält, keine Ahnung von der Realität hatte und schlimmer: die Journalisten noch schlechter abschnitten als ihre ahnungslosen Kunden.

In der Realität vermitteln also Menschen mit massiv verzerrten Weltbildern die „Wahrheit“ an Menschen mit geringer verzerrten Weltbildern. Das Resultat ist damit dass der Zeitungsleser nach der Lektüre der Zeitung ein fehlerhafteres Weltbild hat als zuvor.

Der Grund hierfür ist im Wesentlichen dass Journalisten sich durch andere Journalisten informieren lassen was zu einem ähnlichen Effekt führt wie der Umstand dass Anhänger Flatearththeorie nur Bücher von anderen Flatearththeoretikern lesen: man dreht sich im eigenen Saft.

Wir kennen diesen Effekt als das „Informationbias Problem“, also dem Umstand dass wir Informationen die uns in einer Ansicht bestätigen eher konsumieren als solche Informationen die unser Weltbild in Frage stellen. In einem Interview stellte Jack Dorsey (CEO von Twitter) fest dass (va. linke) Journalisten nur sich gegenseitig folgen, wohingegen Konservative linken wie rechten folgen. Daraus folgt dass Rechte wissen was Linke sagen und denken, Linke hingegen nicht.

In kürzeren Worten: Journalisten sind eben auch nur Menschen und oft sind sie weniger gut informiert als wir. Ohne das zu wissen.

In weiterer Folge haben diese Journalisten einen Job und Chefs die über Gedeih und Verderb ihrer Untergeben entschieden. Wie in jedem anderen Job steigt man auf wenn man tut was der Chef will. Dazu muss der Chef noch nicht mal sagen was er will, man muss nur beobachten wer aufsteigt und tun was die tun. Wer auf seine Integrität besteht, steigt nicht auf. Wichtig ist zu betonen dass dieser Mechanismus völlig ohne jede Weisung funktioniert: der Chef muss nicht sagen was der Journalist schreiben soll und es geschieht dennoch genau wie der Chef will.

Die Besitzer der Massenmedien sind wenige Menschen und diese Menschen haben Interessen. Diese Interessen hängen damit zusammen was ihnen sonst noch so gehört.

Ein gängiges Beispiel ist der Medienmogul William Hearst dem, neben zahlloser Zeitschriften, auch ein gewaltiger Teil der Papierproduktion der USA gehörte. Als Hanfpapier als potentieller Konkurrent auf den Markt drängte nutzte Hearst seine Zeitschriften um gegen Hanf mobil zu machen. Der Rest ist Geschichte, Hanf wurde dämonisiert und die Anlagen von Hearst behielten ihren Wert.

Es ging bei dieser Kampagne niemals um das Wohlergehen der Bevölkerung. Es ging niemals drum dass Hanf gefährlich wäre. Hätte Hearst statt in Wälder in Hanfplantagen investiert wäre die Kampagne in die andere Richtung gegangen und man hätte versucht Bäume als das Problem darzustellen.

Realität spielt keine Rolle.

Die Besitzer von Medienhäusern haben also immer Interessen die weit über die Medienfirmen selber reichen. Diese Interessen sind komplex und eine Kombination aus den Interessen der Eigentümer, Shareholder und Geldgeber.

An der Stelle gilt es sich von der Idee zu lösen dass all diese Superreichen sich auf Schloss Dracula treffen um dann dort ihre Machenschaften zu koordinieren. Statt dessen muss man verstehen dass verschiedene Menschen ähnliche Ziele verfolgen können.

Lehrer etwa haben einen Hang zum Etatismus, also der Idee dass der Staat unsere Probleme besser lösen kann als wir selber, schlicht weil sie Teil des staatlichen Systems sind und der Staat ihre Löhne zahlt. Es braucht keine große etatistische Verschwörung, es reicht der Umstand dass der Lehrer glaubt dass er am freien Markt verhungern würde um eine Motivation zu haben seinen Schülern die Genialität des Staates zu vermitteln. Und genau das tun sie, ganz ohne jemandem der ihnen sagt dass sie es tun sollen.

Was Menschen also haben wollen hängt davon an wo ihre Interessen liegen.

Jeder der Rüstungsaktien hält halt ein Interesse an der Fortführung von kriegerischen Auseinandersetzungen. Bomben werden vom Staat mit Steuergeldern gekauft und produzieren Renditen für die Shareholder. Das ist nichts Neues, sondern war ein Mantra der Linken bis in die frühen 2000ender. 2003 Trommelten die Massenmedien die Kriegstrommeln und pochten darauf dass der Irak Massenvernichtungswaffen bauen würde. Belege gab es keine, aber der Einfluss der Massenmedien machte diesen Krieg mit möglich.

Das wurde, völlig zu Recht, damals von der Linken kritisiert, die Profiteure pochten aber auf die Heiligkeit der Pressefreiheit und dass der Journalist doch keine Propaganda produzieren würde sondern sauber recherchierte Fakten.

Damals wie heute ist diese Idee Unsinn.

Der Berufsjournalist produziert was sein Chef haben möchte und sein Chef ist dem Chef der nächsten Firma ähnlich.

Der Job des Berufsjournalisten ist es die speziellen Interessen seines Chefs, in die er keinen Einblick hat, so gut wie möglich dem Volk zu verkaufen. Ist er damit erfolgreich, steigt er auf. Arbeitet er gegen die Interessen des Chefs, fliegt er raus. Wenn der Inhaber etwa Grenzöffnungen begünstigen will um billige Arbeitskräfte ins Land zu holen kann es dem Journalisten so erschienen als ob sein Chef in Wirklichkeit zum Menschenfreund wurde, eben weil er Artikel die „pro Flüchtling“ sind nun belohnt.

Der Journalist tut also, mit besten Gewissen, seinen Job, erzielt aber eine Situation die er nicht beabsichtigt oder absehen kann, welche aber stets das wahre Ziel des Inhabers des Outlets war.

Die Medien sind immer das was sich gut verkauft. Im Moment verkauft sich Links eben besser als Rechts, also wird in dieses Horn gestoßen. Pressefreiheit ist eine spezielle Form der Meinungsfreiheit die es wenigen Superreichen ermöglicht lauter zu sagen was sie sagen wollen, der Journalist ist für sie nur ein Werkzeug.

Das Internet stellt hier einen möglichen pardigmatischen Wechsel dar, denn der Blogger und Youtuber muss sich nicht darum kümmern was sein Vorgesetzter möchte, denn er hat keinen und ist „nur“ mit seinem eigenen Bias beladen und hat nicht den Luxus sich auf einer wahrgenommenen (aber erwiesenermaßen falschen) Berufsreputation auszuruhen.

Erfolg kommt hier mit Erfolg. Wer Dinge korrekt vorhersagt, erhält mehr Zuschauer und Leser, wer sich irrt verliert, die Massenmedien hingegen leben vom Erbe.

All diese Dinge summieren sich und führen zu einer Situation in der das „Qualitätsmedium“ qualitativ schlechter ist als die Herausforderer, nicht weil der Journalist nicht mehr „das ist was er mal war“ sondern weil er eben noch immer das ist was er immer war: ein abhängiger Arbeiter der brav das tat was sein Chef von ihm erwartet und er selber im Grunde keinen Tau davon hat was das überhaupt ist.

toles https://ethicsalarms.com/

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