Im Mittelalter war es kein echtes Problem herumzulaufen und andere als Hexe zu beschimpfen, denn jeder, der die Hexe in Schutz nahm, war ja wohl selber eine Hexe. Das war vor allem dort wahr, wo der Priester besonders fanatisch war und der Bürgermeister sich jeden Abend mit dem Priester betrank. Das Resultat war eine kleine Gruppe, die überall Dämonen und Hexen vermutete und eine erhebliche Masse an Menschen die den Kopf einzog um zu überleben.

Zum Glück haben wir diese Zeiten weit hinter uns gelassen. In unserer modernen westlichen Kultur kann der durchschnittliche Bürger sagen, was er will und die Extremisten müssen den Kopf einziehen?

Richtig? Nicht wirklich.

Eine Studie des Cato Institutes (The State of Free Speech and Tolerance in America) stellte eine simple Frage: kannst Du sagen, was du dir denkst? Gefolgt von der Frage, wie sich derjenige politisch selber einschätzt.

Erwartet wurde eine Glockenkurve, denn so sahen diese Kurven eben in den letzten Jahrzehnten eben aus: die Mitte konnte sagen, was sie sich dachten und die harte rechte und harte Linke sagte zähneknirschend, dass sie den Mund halten mussten, um nicht bös angesehen zu werden. Dieser Status ist gekippt.

cato.com https://www.cato.org/survey-reports/state-free-speech-tolerance-america#downloads

Gute 69% der Ultralinken sagen, dass sie sagen, können was auch immer sie sich denken. Nur 24% der Ultrakonservativen sehen das genauso und dazwischen ist ein Gradient feststellbar.

Aus dieser Beobachtung kann man das sogenannte Overton-Fenster abschätzen. Das Overtone Fenster beschreibst was gesellschaftlich akzeptabel ist. So war es etwa in Mitteleuropa in den 30igern absolut kein Problem den Juden an allem die Schuld zu geben, wer aber behauptete dass die jüdische Kultur einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der deutschen Kultur geleistet hatte stand schnell im Abseits und wurde bespuckt. Dieses Fenster hat sich zum Glück verschoben.

Dinge die außerhalb des Overton Fensters liegen sind „undenkbar“,

Das bedeutet dass diejenigen die solche Dinge denken entweder psychisch krank , böse oder von Dämonen besessen sind.

In gesunden Demokratien ist das Overtone Fenster ein Resultat der durchschnittlichen Meinung. Was der Durchschnittsmensch glaubt ist der Standard. Verschiebt sich aber das Fenster weg vom Mainstream, hin zu einem Extrem dann herrschen Spannungen in der Gesellschaft. Die Grenzen des Akzeptablen sind dann nicht ein Resultat der Durchschnittsmeinung sondern kommt aus anderen Quellen, also irgendeiner Autorität.

Wenn die Linke sich dreimal so sicher in ihrer freien Rede ist als die rechte, die beiden Seiten aber gleich stark sind, steht die Frage im Raum wie sich das Fenster in diese Richtung überhaupt verschieben konnte.

Die Antwort darauf ist dass die Politik und die Medien begonnen haben nicht mehr das Volk zu repräsentieren und über das "ist" zu informieren sondern sich die Bürde der Führung auf die Schultern geladen haben.

Die Methode ist Normalisierung.

Es ist immer Normalisierung.

Das ehemals Undenkbare wird normal geredet und das Normale wird undenkbar.

Der Schlüssel zu dieser Methode ist aber die Geschwindigkeit. Es ist absolut möglich das Overtone Fenster langsam völlig unmerkbar zu verschieben. Wichtig ist aber eben immer darauf zu achten dass die Glockenkurve sich sanft in eine Richtung lehnt.

Glücklicherweise sind Revolutionäre sehr ungeduldige Menschen. Man hat es übertrieben und nun ist das Problem für jeden sichtbar.

Das Overtone Fenster ist nicht wo es sein sollte.

Der durchschnittliche Bürger sollte sich am sichersten Fühlen, nicht eine Seite des politischen Randes. Der politische Rand sollte immer am meisten Angst haben seine Meinung offen zu äußern. Der „Rechtsruck“ ist kein Ruck nach rechtsaußen sondern der Versuch des Bürgers die Grenzen der Akzeptabilität wieder dort hin zu rücken wo sie hingehören, dorthin wo die Gedanken des real existierenden Menschen eben liegen, weg von dem Ort an dem sie, laut den Besitzern der Medien, liegen sollten.

Die Geschichte lehrt uns dass das Pendel ohnehin hin und her schwingt. Wir sollten dieses Pendel so ruhig wie möglich in der Mitte halten.

Das liegt sogar im Interesse der Ränder.

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