Tantalos für Flüchtlinge: Kurz und gut

Unser Minister für Äußerlichkeiten hat Recht: Flüchtlinge müssen über unsere Werte unterrichtet werden (Expertise-Out-Sourcen nennt man das)! Wenn sie über eine erfolgversprechende “Schutzquote” verfügen. Und der beste Weg ist es, diese wesentlichen Grundsätze unserer Verfassung und Tipps zu den wichtigsten Gesetzen im Zuge von Sprachkursen und anderen Workshops zu vermitteln. Das fällt dann den Finanzbeamten nicht so schnell auf.

Korrektur: Wie ich so eben erfahren habe, unterstützt das Projekt “Werteunterricht” überhaupt keine Steuerflüchtlinge. Aber woher soll ich das wissen? Ich ging davon aus, dass die ÖVP ihre "Werte" vermitteln wollte.

Als wertekonservativer Kollege hat Sebastian Kurz aber sowieso immer Recht: Man kann das Wort “Werte” gar nicht oft genug sagen. Und: Syrische Kriegsflüchtlinge (eine der wenigen, die die “Schutzquote” erfüllen) müssen unbedingt lernen, was eine Nachtruhe oder eine Schulpflicht ist. Kritiker könnten natürliche einwenden, dass es beides auch in Syrien gibt. Aber das sind nur Fakten. Die haben mit unseren “Werten” überhaupt nichts zu tun.

Es geht darum, dass Asylanten lernen, wie sie sich am Arbeitsmarkt zurecht finden, bevor sie merken, dass sie nur als Hilfsarbeiter genommen werden. Sie sollen in eintägigen Kursen erfahren, was Menschenrechte sind oder eine Verfassung oder Demokratie oder Rechtsstaatlichkeit.

In Ersteres wurde ihnen auf dem Weg hierher kräftig getreten. Auf Zweiteres haben sie keinen Anspruch. An Dritterem dürfen sie nicht teilhaben. Vierteres? Kommt im Alltag einkommensschwacher Menschen sowieso nicht vor. Macht Sinn!

Wirklich, glauben Sie nicht, dass ich das sarkastisch meine: Wir machen diesen Flüchtlingen, die es geschafft haben zu ihrem Recht auf Asyl zu kommen, Tantalosqualen. Wir tauchen sie in die erfrischenden Quellen rechtsstaatlicher Sicherheit (Asyl auf Zeit), neigen die fruchtbaren Zweige der Menschenwürde und Demokratie vor ihr Antlitz, nur um ihnen das ganze Zeug vor den Augen wieder wegzuschnappen. Klassisch!

Ich bin sicher, sie werden bald freiwillig in ihre kriegsversehrten Heimaten zurückkehren wollen. Womit der Integrationsminister und uneheliche Sohn von Prinz Charles seine Mission erfüllt hat.

Seine Parteikollegin, unsere Ministerin für europäischen Festungsbau und Alpenumzäunung, Johanna “I Am A Rock” Mikl-Leitner, hat diese schon lange definiert: Österreich muss für Flüchtlinge unattraktiver werden, selbst wenn sie nach Deutschland oder Schweden wollen. Das sind wir den europäischen Werten doch schuldig!

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fischundfleisch

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Silvia Jelincic

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