Für uns Berufspopulisten ist Donald J. Trump ein Problem. Er ist wie ein schwarzes Populismus-Loch, eine alles verschlingende Verdichtung abstruser Rhetorik und grandioser Schnapsideen. Sobald man über ihn auch nur spricht, hören die Gesetze des Hausverstandes auf zu funktionieren. Alles darüber hinaus lässt sich vermutlich nur noch mit Quantenphysik erklären. Weshalb hat der Mann erfolg? Wieso gibt es Menschen, die ihn wählen wollen? Und was hab ich bisher falsch gemacht?

Ehrlich: Ich stecke in einer Existenzkrise. Jahrelang versuche ich mit sprachlichem Schmäh, unüberprüfbaren Behauptungen und aus dem Hintern gezogenen Statistiken, die überhaupt keinen Sinn ergeben, euch davon zu überzeugen, dass ich Recht habe mit eh allem. Ich hielt mich für den geborenen Klugscheißer. Und dann kommt Trump daher... Der Mann muss sich nicht einmal Mühe geben!

Nein! Nicht über ihn reden... ist eine Falle!

Wenn das Gute so nahe liegt

Warum in die Ferne schweifen? Trump-Light gibt es auch in Europa, nicht nur einmal. Es ist, als hätte der Original-Donald einmal stark geniest und der Wind trug seine Samen übers Meer bis zu uns, wo sie auf fruchtbaren Boden fielen (Ich nehme an, dass sich seine Spezies immer so fortpflanzt). Ob manche österreichischen Untriebe auch Präsident werden wollen? Die Chancen wären größer denn je.

Die Wiener MA48 forderte bereits öffentlich, keine Schmutzkübelkampagne im Wahlkampf zu führen: Ganz klar eine Anit-Trump-Maßnahme. Allerdings revidierte die städtische Müllabfuhr ihre Meinung komplett. Das Trump-Orange passt schließlich besser zum Business-Modell der "Kehr-Force" als sauberes Rot-Weiß-Rot. Dreck reinigt die Magengegend der Nation. Mehr Trump braucht der Wahlkampf!

Die Kandidaten

Aber Toni, werdet ihr sagen, der Lugner ist doch viel älter als der Trump. Vom Lugner Richi rede ich auch nicht! Unser Mörtel ist Staats-Komiker, wie zahllose Auftritte am Opernball und im OpernballRundFunk zeigen. Seine Kandidatur ist ein Schmäh, völlig apolitisch. Der Mann will seinen Spaß und denkt doch nur noch mit seinem Spatzi.

Das kann man von BuPrä-Mitkandidat Andreas Khol nicht gerade behaupten. Der hat überhaupt kein Spatzi, sondern eine Adelheit und mit der hat er immerhin sechs Kinder in die Welt gesetzt. Er weiß also, "Erfahrung macht stark" und sexy - ein Synonym für "Ich bin noch lange nicht zu alt für den ganzen Mist." Dank ihm hat Österreich auch Erfahrung mit der schwarz-blauen Koalition gemacht. Und man sieht doch, dass wir seither viel stärker sind - zumindest schlanker. Als Wahlkämpfer sagt er auch "Nein, zur Christenverfolgung" in Österreich.

Der dritte alte Sack im Rennen ist der ehemalige Grünenchef und Bloodhound-Mischling Alexander Van der Bellen. Diesmal, wie es sich für einen echten Österreicher gehört, kandidiert er "neutral". Er hat das Rauchen immer noch nicht aufgegeben. Ich glaube sogar, er raucht mehr als sonst, weshalb er auch immer so "bedacht" spricht. Das hat seine Vorteile: Wenn VdB - wie er von seinen Anhängern liebevoll genannt wird - eine Rede hält, weiß jeder: Bis er weiß, ob er weiß, was er glaubt, haben alle genug Zeit, um zu verstehen, was er meint.

Was Norbert Hofer meint, versteht hingegen niemand (außer vielleicht der Kickl). Der Mann ist zwar kein alter Sack, aber Burgenländer. Außerdem ein echter Ritter (vom Sankt-Nimmerleins-Orden oder so ähnlich), also ein Fan mittelalterlicher Rollenspiele. Dazu diese stahlbraunen Augen! Dieses Lächeln! Und sein "Spatzi" bzw. Spezi heißt "Odin"! Geil! Wie kann man sich nicht in ihn verlieben? Rein platonisch natürlich, schließlich sind er und ich echte deutsche Kerle vom alten Schlag und daher vollkommen gegen irgendwas Homosexuelles. Das heißt, wir verstehen uns auch, ohne uns zu verstehen. Wenn er plakatiert, dass mein Land mich braucht, weiß ich zwar nicht worum's geht. Ich kandidiere schließlich nicht, sondern er. Aber "Flagge zeigen!", das ist einmal ein politisches Programm, an dem sich jeder aktiv beteiligen kann, z.B am 1.Mai, ohne viel Gehirnschmalz zu verbrauchen. Und was bräuchte Österreich mehr, als einen BuPrä, der gegen Atomenergie eintritt und den IS bei uns verbieten will?

Ein Männerjob

Es wäre natürlich auch einmal Zeit für eine Frau als Bundespräsident. Dann können ihre Geschlechtsgenosinnen das Thema für die nächsten hundert Jahre wieder vergraben, weil sie sehen, dass es ein echter Männerjob ist: Posieren, andere Männer treffen, posieren, die Regierung ermahnen, posieren, viel zu sagen, aber nix mitzureden haben, posieren. Leider ist Irmgard Griss eine reine Technokratin, ohne politische Wahrheitlichkeit. Sie ist DER Anti-Trump und somit für die Öffentlichkeit total ungeeignet.

Sonst könnten wir auch einen USB-Stick voller juristischer E-Books in die Hofburg wählen. Der wüsste genauso wie Griss, dass es einen Unterschied macht, ob Flüchtlinge im Krieg individuell (weil von falscher Minderheit) oder allgemein (weil auf falscher Straßenseite) verfolgt werden oder ob sie nur nicht in ihre Heimat zurückkehren können, weil dort Krieg herrscht. Eine Unterscheidung, die normale Menschen überhaupt nicht begreifen können. Er wäre auch billiger, würde zur Geschmacksneutralität österreichischer Diplomatie passen und wäre bei Staatsbesuchen mindestens genauos stylisch - vor allem wenn das USB-Steckerl auch ein MP3-Player ist. Dann kann es wenigstens die Bundeshymne auswendig. Einfach am Stimmzettel Dr. Irmgard Griss durchstreichen und durch "Juristischer MP3-Player" ersetzen.

Einen hätte ich beinahe vergessen! Wie konnte ich nur?! Der absolute Favorit für die Wahl des traurigsten Gesichts - eine Folge von Jahrzehnten als Gewerkschafter bei den Sozialdemokraten: Der Hundstorfer Rudl. Unser ehemaliger Sozi-Minister. Als solcher hätte er immer alles gekonnt, wenn nicht "die Länder" gewesen wären. Jetzt will er sich offenbar an deren Landeshauptleute rächen, indem er ihr Bundespräsident wird. Aus unerfindlichen Gründen ist er mittlerweile arbeitslos, also "einer von uns, einer für uns". Außerdem der natürliche Rivale Van der Bellens, gegen den er um die Alpharolle in der linken Hundezone antreten muss. Who let the dogs out?

Mehr Duck als Trump

Nein, so richtige Trumps sind im Präsidentschaftswahlkampf nicht zu finden. Der österreichische Präsident hat, im Gegensatz zum amerikanischen, so viel Einfluss auf die Politik wie ein Bräutigam auf den Verlauf seines Polterabends. Deshalb sitzen unsere Möchtegern-Trumps auch alle in den Landes- und der Bundesregierung.

Public Domain https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/9/9b/Donald_Trump_in_April_2015.jpg/1024px-Donald_Trump_in_April_2015.jpg

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