Ein König im Nebel – und ein Hofstaat, der sich darin sonnt

Man muss Donald Trump diesmal wirklich glauben. Er hat einen „intellektuellen“ Test gemacht, wie er es nennt, und ihn mit Bravour bestanden. Nur eben war der Test kein Intelligenz-, sondern ein Demenztest. Das ist ein entscheidender Unterschied, der leider in seinem Umfeld offenbar niemandem auffällt – oder schlimmer noch: den niemand aufklärt. Stattdessen scheint man ihm dort versichert zu haben, das Ganze sei eine Art wissenschaftliche Bestätigung seiner überragenden geistigen Fähigkeiten. Man lobt ihn für das fehlerfreie Benennen von Tieren auf Bildkarten – und er lächelt zufrieden, als habe er gerade die Relativitätstheorie widerlegt.

Seine Anhänger jubeln ihm zu, teilen Videos, in denen er von „ungeheuren Testergebnissen“ spricht, und klatschen begeistert, als ginge es um eine Wahlkampfrede. Sie sehen darin einen weiteren Beweis seiner einzigartigen Brillanz. Niemand in diesen Kreisen scheint sich zu fragen, wozu ein solcher Test überhaupt dient. Es gehört schon eine gewisse Tragikomik dazu, wenn ein Mann, der über die Atomknöpfe wacht, nun stolz darüber berichtet, Wörter und Zahlen in der richtigen Reihenfolge wiederholt zu haben.

Vielleicht liegt genau hier das Traurige: Dass er selbst glaubt, was man ihm sagt. Dass er wirklich annimmt, das alles habe etwas mit IQ zu tun, weil seine Umgebung ihn nicht korrigieren will. Zu mächtig ist das Narrativ vom unfehlbaren Präsidenten, zu nützlich seine Selbstgewissheit für jene, die an seiner politischen Maschine verdienen. Und so wird der Mann, der sich einst als unerschütterlichster Gegner des Establishments sah, zum Opfer eines höflich lächelnden Hofstaats, der seine Schwäche als Stärke verkauft.

Es ist schwer, ihm dafür die Schuld zu geben. Eitelkeit war schon immer seine Rüstung, jetzt dient sie anderen als Werkzeug. Und vielleicht muss man ihm diesmal – paradoxerweise – wirklich glauben. Denn wenn er sagt, er habe einen „IQ-Test“ gemacht, dann glaubt er das wahrscheinlich ehrlich. Nur: Ehrlichkeit schützt niemanden vor dem langsamen Verschwinden der Klarheit.

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