Ich bin trotz meines fortgeschrittenen Alters internetaffin. Ich schreibe und administriere einen Blog, ich bediene Twitter, Facebook und Instagram. Ich bestelle zuweilen meine Bücher im Internet und buche auch manchmal Flüge und Hotels online. So liegt es auf der Hand, dass ich auf Grund meiner Sprachbehinderung auch Tickets für meine oftmaligen Zugsfahrten nach Wien im Internet erwerben möchte.

Die ÖBB bieten Menschen mit einem Behinderungsgrad von mindestens 70% eine Preisreduktion von 50% und gratis Sitzplatz-Reservierungen an. Das ist wunderbar und lobenswert. Bis vor wenigen Monaten benötigte man für diesen Vorteil auch eine eigene Vorteilscard Spezial der ÖBB, die im besten Fall gratis war oder um 20€ erworben werden konnte. Seit einiger Zeit genügt der Behindertenausweis der als amtlicher Ausweis gilt. So weit so gut.

Natürlich kann man diese Vergünstigungen auch im Ticketshop der ÖBB geltend machen, jedoch nicht alle. Es beginnt schon beim sehr komplizierten Einstieg auf der Startseite. Dort findet man einen Button mit der Bezeichnung +Reisende mit Behinderung. Klickt man diesen an, öffnet sich ein Fenster, auf dem sich nun die Ausfüllhilfe für zwei Reisende befindet. Es bedurfte längerer Zeit, bis ich bemerkte, dass man einen Reisenden wieder löschen muss, um auch tatsächlich nur ein Ticket bestellen zu können. Dieser Vorgang widerspricht jeglicher Logik, wenn man ohne Begleitperson reist, zumal bei Bedarf eine Begleitperson hinzugefügt werden kann. Liebe ÖBB, nicht jeder Mensch mit Behinderung ist auch hilfsbedürftig und benötigt Begleitung. Der weitere Vorgang bis inklusive einer gratis Sitzplatz-Reservierung geht dann reibungslos von statten.

Was leider überhaupt nicht funktioniert, weil die technischen Begebenheiten nicht vorhanden sind, ist die Möglichkeit auf Grund des Behindertenausweises oder der Vorteilscard Spezial nur eine Sitzplatzreservierung durchzuführen, denn diese ist dann kostenpflichtig. Ich habe die ÖBB schriftlich zweimal darauf aufmerksam gemacht und habe jeweils auf meine Sprachbehinderung hingewiesen, und dass ich deshalb bevorzugt meine Tickets online bestelle. Jedes Mal wurde ich darauf verwiesen, ich könne die gratis Sitzplatzreservierung doch gerne telefonisch oder rechtzeitig am Schalter durchführen….Natürlich sind drei Euro für eine Sitzplatzreservierung kein Weltuntergang, es ist jedoch unerklärlich weshalb eine Option nur für zwei Vertriebskanäle gilt, jedoch für einen dritten nicht. Ach ja, es würde noch die Möglichkeit geben, eine Sitzplatzreservierung per Mail zu bestellen, die ist dann per Kreditkarte abzuwickeln.

Es wäre vermutlich kein großer technischer Aufwand diese Funktion im Ticketshop am Onlineportal umzustellen. Seit meinem ersten Hinweis sind nun beinahe zwei Monate vergangen. Freundliche, nichts sagende Antworten wurden mir zugesandt, geschehen ist bis heute nichts.

Auszug aus den ÖBB-FAQs:

Erhalte ich als Reisender mit Behinderung eine gratis Sitzplatzreservierung?

Ja, wenn die entsprechenden Voraussetzungen gegeben sind, haben Sie weiterhin Anspruch auf eine kostenlose Sitzplatzreservierung.

Anspruch haben:

Reisende mit Österreichischen Behindertenpass Inhaber

einer noch gültigen VORTEILSCARD Spezial/Blind

Reisende mit Rollstuhl

Schwerkriegsbeschädigte mit einem Behinderungsgrad von 70%

Bei noch gültigen VORTEILSCARDs Spezial, Blind, Schwerkriegsbeschädigt bleiben die Regeln wie bisher bestehen. Ihre gratis Sitzplatzreservierung können Sie bei allen unseren Verkaufsstellen, beim ÖBB-Kundenservice und online im ÖBB-Ticketshop durchführen. . Für eine Gratisreservierung wird keine Legitimation an der Personenkasse durchgeführt. Die Überprüfung der Anspruchsvoraussetzung erfolgt im Zug.

Nachtrag:

Antwort der ÖBB auf ihrer Facebookseite:

Österreichische Bundesbahnen (ÖBB) Liebe Claudia Braunstein, wie Sie in Ihrem Blog richtig schreiben, funktioniert der Kauf des Tickets gemeinsam mit der Fahrkarte im ÖBB-Ticketshop reibungslos. Ich bitte Sie, von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen. (mr)