Wir waren damals nachhaltiger als die Jugend heute!

Die heutigen Jugendlichen gehen auf die Straße um uns, die Alten, dazu zu bewegen, umwelt- und klimafreundlicher zu leben. Erst einmal eine sehr gute Sache, dass Jugendliche an ihre eigene Zukunft denken und etwas verändern möchten. Schließlich leben sie ja noch in dieser Zukunft, während viele von den Alten es nicht bis dahin schaffen.

Aber einfach so nur mit dem Finger auf die bösen Alten zu zeigen, ist nicht richtig. Wie wäre es mit "vorleben"? Auch so herum macht es einen Sinn, wenn die, die von den anderen etwas verlangen mit gutem Beispiel vorangehen und auch wirklich auf Nachhaltigkeit setzen.

Und vor allem die Pauschalisierung dürfte so nicht betrieben werden. Denn nicht alle Alten sind Umweltsünder. Und auch viele jungen Menschen geht ihre eigenen Zukunft wahrscheinlich am Allerwertesten vorbei. Da ist das „ich muss heute Leben und eben auch alles erleben“ wichtiger als die Zukunft.

Pauschalisierungen sind nie gut. Das müsste sich auch bei den FFF Kindern herumgesprochen haben. Man sollte nie vereinfachen und den Kampf gegen eine Gruppe führen. Es gibt keine homogenen Gruppen.

Schauen wir doch mal hin. Da singen die Kinder das Lied von der Oma, die eine Umweltsau ist. Dabei sehen sie nicht, dass es ihre Eltern sind, die sie mit dem riesigen SUV an die Schule/Kindergarten fahren und wieder abholen.

Auch sie selbst sind ja Teil des Problems:

- weil in ihrem Kindernzimmern sich Plastikartikel türmen,

- weil sie immer die gerade angesagte Mode brauchen,

- weil sie immer überall hin in Urlaub fahren/fliegen müssen,

- weil sie immer noch eines draufsatteln müssen um ihren Geburtstag besser, größer und spektakulärer als den der anderen zu feiern

- weil sie immer die neusten digitalen Medien brauchen, die dann um die halbe Welt geschifft werden

- weil man ihnen einredet, dass man überall gewesen sein und alles erlebt haben muss. Man lebt ja nur einmal. Also nach mir die Sintflut. So leben beileibe nicht nur die Alten.

Wenn ich mich dagegen an meine Kindheit und Jugend erinnere:

- wir liefen noch zur Schule, später zum Ausbildungsplatz

- in unseren Kinderzimmern gab es nicht viel Spielzeug

- wir fuhren nur ganz selten in Urlaub, nur mal an den Bodensee und einmal an die Nordsee

- an meinem Geburtstag, kamen nur die Onkel, Tanten, Cousin und Cousinen und es gab Kaffee und Kuchen. Mit den Kindern wurde dann „die Reise nach Jerusalem“ oder „Topfschlagen“ gespielt.

- digitale Medien gab es da noch nicht. Wir hatten Radio, Fernseher und vor allem viele Bücher.

Kleidung wurde nicht nach Mode gekauft, sondern nur wenn man herauswuchs, oder die Kleidung verschlissen war. Wenn die Kleidung noch brauchbar war, dann wurde sie sogar erst noch geflickt. Und nur, wenn das nicht mehr ging, wurde sie weggeschmissen, aber natürlich nicht, ohne da noch die Knöpfe abzutrennen und die Stellen, die man noch zum flicken anderer Kleidungstücke brauchen konnte. Es wurde auch Kleidung von den älteren Kindern, an die jüngeren weitergereicht.

Ich besaß nur ein paar Schuhe pro Saison. Also auch nur ein paar Winterstiefel aus Leder. Wenn wir im Schnee rodelten, dann wurden die durchweicht und die Füße nass. Allerdings konnten wir jetzt nicht einfach nach Hause gehen und neue Strümpfe und Schuhe anziehen. Denn wenn man nach Hause ging, dann musste man auch drinnen bleiben. Dann wurden die Schuhe mit Zeitungspapier ausgestopft denn man musste sie ja wieder trocken bringen damit man den nächsten Morgen wieder zur Schule gehen konnte.

Heute kommen die Kinder und sagen zu mir, "Oma du musst jetzt ein Seifenstück benutzen". Ja, was habe ich wohl jahrzehntelang benutzt? Wir hatten damals nur Seife. Die Flüssigseife wurde ja erst erfunden. Früher lag da auf jedem Waschbecken ein Stück Seife, das ist doch jetzt nichts Modernes.

Dieser Wahnsinn, dass es von allem viel zu viel Auswahl gibt, das hatten wir damals nicht. In meiner Jugend, da hatte man die Auswahl zwischen drei Shampoos, es gab Ei-Shampoo für normale Haare, Kräutershampoo für fettige Haare und eins für Schuppen. Als Creme gab´s Nivea-Creme. Aber auch Putzmittel, Spüli und Waschpulver gab´s nicht in massenhafter Auswahl. Vor allem war da nirgends Mikroplastik drin. Es gab auch keine Ariel-Pods = Plastikummanteltes Waschmittel. Bei solchen Dingen frag ich mich oft, sind den die jungen Leute zu blöd um Waschmittel richtig zu dosieren? Und vor allem sehen die nicht das so etwas völlig unnötig ist?

Und was bei uns immer an der Tagesordnung war, wir gaben den Verpackungen noch ein weiteres Leben. Die Niveacreme war ja in so einer Aludose, diese wurde schön gereinigt und darin hoben wir Dinge auf. Auch die leeren Gurkengläser bekamen ein neues Leben, in dem man sie einfach als Behältnisse nutzt. Leere Waschpulverboxen, wurden als Spielzeugskisten weiterverwendet. Auch Plasiktbeutel wurden weiter verwendet, niemand wäre auf die Idee gekommen diese einfach so wegzuwerfen. Wir brauchten damals keine eigens hergestellte Ordnungssysteme.

Senf war früher immer in Gläsern, die man danach als Wassergläser benutzen konnte. Apropos Wassergläser. Selbstverständlich tanken wir meist Wasser aus der Wasserleitung. Wenn wir gerade Sirup hatten, dann mit einem Schuss Sirup. Im Sommer aber auch mal mit ein paar Tropfen Essig und Zucker, was übrigens ganz prima den Durst löschte. Ganz selten wurde mal ein, zwei Flaschen Limonade gekauft, das war dann etwas Besonderes. Nutella so etwas gab es damals auch nicht. Wir legten da ein Stück Schokolade aufs Brot, und wenn wir das gerade nicht hatten gab´s auch mal eine Scheibe Brot mit Dosenmilch beträufelt und mit Zucker bestreut. Wir waren 4 Kinder, meine Mutter kaufte deshalb ab und zu zwei Tafeln Milka Noisette und dann bekam jeder von uns Kindern sowie die Eltern je 2 Rippen Schokolade. Das waren die Süßigkeiten Anfang der 60er Jahre.

An Ostern gab es reichlich Schokolade. Dafür gab es auch kein anderes Spielzeugs so wie heute. Im Osternest war alles essbar. Auch bei der Nikolaustüte war alles essbar, da waren auch gesunde Sachen drin, Nüsse, Äpfel und Orangen. An Ostern gab es neben Zitronenbrötchen und auch Orangen.

Alte Menschen haben also eine lange Zeit sehr nachhaltig gelebt. Wenn man eine Lebensbilanz ziehen würde, also den Fußabdruck über die ganzen Jahre dessen was der einzelne Mensch in seinem Lebensalter schon hinterlassen hat, da schnitten die Alten wahrscheinlich gar nicht so schlecht ab, wie das heute immer dargestellt wird. Ein heute 30 jähriger hat wahrscheinlich in den dreißig Lebensjahren schon mehr Fußabdruck auf diese Erde gesetzt als ein alter Mensch in dessen gesamten Lebensalter. Und man darf nicht vergessen, es gibt heute noch alte Menschen, die immer noch sehr sparsam leben und auch heute keinen großen Fußabdruck hinterlassen.

Ich gehe ab und zu mit meiner Tante, 83 Jahre alt, einkaufen. Ich bin es gewöhnt, keine Plastiktütchen mehr für Obst und Gemüse zu nehmen. Meine Tante hat munter 2 Tomaten in eine Plastiktüte gepackt, 2 Äpfel in eine Plastiktüte gepackt, usw. Am Ende hatte sie 5 Plastiktütchen. Welche Verschwendung dachte ich so für mich. Als wir bei ihr zu Hause waren, packte sie dann alles aus diesen Tütchen heraus und legte die Tütchen fein säuberlich zusammen und in den Schrank. Auf meine Frage, was sie denn mit denen jetzt mache, antwortete sie, die nehme ich als Müllbeutel.

Jetzt frage ich, wer ist denn jetzt der schlimmere Umweltsünder, die, die die Tütchen vom Einkauf ein weiteres mal benutzen, oder die, die sich eine neue Rolle Plastikmüllbeutel kaufen? Wir sollten deshalb nicht andere verurteilen, weil wir ja gar nicht wissen, wie die leben. Übrigens meine Tante lebt in einer Wohnung mit Möbeln aus den 80er Jahren. Die wirft auch nicht ständig ihre Sachen weg damit sie Platz für neues hat. Diese Generation gehört nicht zu der Wegwerfgesellschaft.

Dieser Wahnsinn, den wir heute haben, dass wir ständig alles neu kaufen müssen und dann all das Alte wegwerfen, das ist Umweltsünde. Unsere Wohlstands-Wegwerfgesellschaft ist das Problem. Auch dass alles immer mehr und immer größer sein muss.

Schauen wir uns zum Schluss noch die Autos an. Die werden immer größer. Warum eigentlich? Muss man wirklich Tonnen von Blech bewegen um sein Kind aus dem Kindergarten abzuholen? Reicht da nicht auch ein Kleinwagen? Und das Problem mit dem E-Auto ist doch auch, dass man, je mehr Tonnen man fortbewegen will, eine größere, schwerere Batterie braucht. Könnte man den heutigen Menschen nicht beibringen, dass nicht der Verbrennungsmotor eines Kleinwagens das Problem ist, sondern dass der Größenwahn da eine ganz zentrale Rolle spielt. Auch bei den Hypriden, die ja ganz selten, bis gar nicht elektrisch gefahren werden, spielt die Größe eine Rolle. Da wurde das E nur reingebaut um den Anschein zu erregen, es wäre umweltfreundlich. Anstatt alles zu verbieten könnte man erst einmal reduzieren und den Verbrennungsmotoren und Autos eine Größenbegrenzung geben. Denn, wie soll man auf dem Land ohne Auto klarkommen? Und wie soll man sich als einfacher Arbeiter/Rentner ein E-Auto leisten können?

Aber was das Auto betrifft, habe ich mir keine Schuld vorzuwerfen, auch da ist mein Fußabdruck gering. Denn ich fahre einen Peugeot 208 mit 5,5 Liter Sprit auf 100 km. Und ich lege alle Fahrten so, dass ich noch andere Dinge erledigen kann. Also nicht einfach mal wegen 1 Liter Milch ins Auto setzen. Einmal die Woche geht´s zum Einkaufen. Das sieht dann meist so aus. Zuerst fahre ich zum Bäcker, dann zum Eierhäuschen, dann zum Stand des Hofladens, noch ein Rezept holen, anschließend zur Apotheke und dann als letztens in den Supermarkt. Alnatura gibt´s nur in der großen Stadt die 25 km entfernt ist. Das erledige dann bei einer Fahrt, wenn ich zufällig in die Nähe dieser Stadt komme.

Was mich aber am allermeisten ärgert, ist dass diese FFF Bewegung uns weismachen will, dass wir NUR drei Dinge machen müssen und schon ist die Welt in Ordnung.

Wir sollen kein Fleisch essen

Wir sollen den Verbrennungsmotor verbieten

Wir sollen die Kohlekraftwerke abschalten

Damit, weil wir ja nur 2% des weltweiten CO2 verhindern können, wenn wir wirklich Klimaneutral werden, werden WIR nicht die Welt retten. Die Welt muss weltweit gerettet werden. Und das geht auch, wenn wir auch an anderen Stellschrauben drehen. Z.B. muss man wirklich soviele Dinge (meist unnütz) herstellen? Müssen wir wirklich soviele Dinge zum Wegwerfen herstellen? Müssen wir wirklich soviele Tiere in Massenzucht halten, damit es sich auch ja jeder leisten kann, viel Fleisch und Fleischprodukte wegwerfen zu können? Müssen wir wirklich ALLES erst einmal um die ganze Welt schiffen oder fliegen?

Wir müssen auf den Dingen die wir konsumieren den echten Fußabdruck sichtbar machen. Weil wir etwas billig erwerben können, heißt ja nicht, dass das auch wirklich billig ist. Manchen Preis zahlen dann halt andere. Wenn man sich mal klar macht, was für Ressourcenverschwendung für Mode in kauf genommen wird. Wieviel Wasser gebraucht wird, bevor wir das T-Shirt einmal anziehen und dann wegwerfen, weil wir ein anderes moderneres gefunden haben.

Seltsamer Weise wird das von niemanden so richtig genannt. Ich weiß auch warum, denn das würde ja Verzicht heißen und da würden die niemand davon überzeugen können, mitzugehen. Auch nicht die Jugend. Denn die will auch keinen Verzicht. Für die Jugend in der Stadt bedeutet kein Auto mehr haben, kein Verzicht, denn die können ja an jeder Ecke in Busse und Bahnen steigen. Genau so bedeutet kein Fleisch mehr zu Essen, auch kein Verzicht für junge Menschen, denn die essen eh kein Fleisch mehr, wegen Tierschutzgründen. Keine Kohlekraftwerke, wird auch kein Verzicht sein, denn dann bekommen wir halt den Strom, für die vielen Akkus aufzuladen, von alten Kohlekraftwerken aus Osteuropa oder aus den Atomkraftwerken von Frankreich.

Genau deshalb wurden ja auch genau diese drei Dinge ausgewählt, denn das bedeutet für junge Menschen kein Verzicht.

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