Ich hatte kürzlich eine Diskussion mit jemanden der meinte, dass er niemals "Die Linke" wählen würde, weil ihm das Thema Wirtschaft zu wichtig ist und Linke ja gar keine Ahnung von Wirtschaft haben. Bei linker Politik sind alle gleich, und zwar gleich arm, während die Schulden durch die Decke schießen.
Es ist nicht das erste Mal, dass ich so etwas höre, aber was ist dran an dieser Behauptung?
Da ich Informatiker bin und kein Ökonom, fehlt mir die Kompetenz, um dies beurteilen zu können. Meine Strategie ist es daher den Experten der Wirtschaftswissenschaft zu vertrauen. Auf der Suche nach Experten, die sich auskennen, bin auf das ZEW gestoßen.
Wer oder was ist das ZEW?
Das ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim ist ein Wirtschaftsforschungsinstitut in der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz (WGL). Das ZEW ist laut RePEc-Rangliste eines der führenden europäischen Wirtschaftsforschungsinstitute. Aktuell beschäftigt das ZEW 183 Mitarbeiter, davon 111 Wissenschaftler/innen (Stand: 31. Dezember 2024). Der Leibniz-Senat bestätigt das ZEW als eines der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in Europa. Aufgrund eines hervorragenden Evaluationsergebnisses hat der Senat der Leibniz-Gemeinschaft Bund und Ländern empfohlen, das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Mannheim auch in Zukunft als eine Einrichtung von überregionaler Bedeutung und gesamtstaatlichem wissenschaftspolitischem Interesse zu fördern. Der Senat stellt ausdrücklich fest, "dass das ZEW eine außerordentlich erfolgreiche und zukunftsträchtige Einrichtung der anwendungsbezogenen empirischen Wirtschaftsforschung ist." Das Forschungsinstitut sei national und international sehr gut sichtbar und gehöre zu den führenden Wirtschaftsforschungsinstituten in Europa. Auch habe es wissenschaftliche Standards in der wirtschaftspolitischen Beratung in Deutschland gesetzt.
Was hat das ZEW ausgerechnet?
Die Wissenschaftler beim ZEW analysierten, welche finanziellen Auswirkungen die Wahlprogramme der Parteien im Bundestag auf Staats- und Privathaushalt haben.
So entwickelte sich Armut, wenn die Wahlprogramme der Parteien umgesetzt werden würden:

ZEW https://ftp.zew.de/pub/zew-docs/gutachten/Bundestagswahlprogramme_ZEW_2025.pdf
Am stärksten wachsen würde die Armut nach den Plänen der AfD, allein durch die in der Studie untersuchten Vorschläge um +12,9%. Nach dem Programm der FDP wüchse die Armut um +11,0%, nach dem des BSW um +4,2% und nach dem der CDU/CSU um +2,9%.
Dagegen SINKT die Armut nach den hier untersuchten Plänen von Grüne UND Linke: am stärksten beim Linken-Programm um -15,9%, gefolgt vom Grünen-Programm (-5,0%).
So beeinflussen die Wahlprogramme den Haushalt:
ZEW https://ftp.zew.de/pub/zew-docs/gutachten/Bundestagswahlprogramme_ZEW_2025.pdf
Am stärksten wachsen würde der Haushalt nach den Plänen der Linken, allein durch die in der Studie untersuchten Vorschläge um 46 Milliarden Euro. Nach dem Programm der Grünen wüchse der Haushalt um über vier Milliarden Euro, nach dem des BSW ebenfalls um knapp vier Milliarden und nach dem der SPD um über eine Milliarde Euro.
Dagegen sinken die staatlichen Einnahmen nach den hier untersuchten Plänen von Union, FDP und AfD: am stärksten beim FDP-Programm mit 116 Mrd. Euro, gefolgt vom AfD-Programm (rund 97 Mrd. Euro) und den Unions-Plänen (rund 47 Mrd. Euro).
Halten wir fest:
Das linke Wahlprogramm mit seiner linken Steuerpolitik reduziert Armut UND Schulden mit Abstand am meisten, während FDP, AfD und CDU/CSU Armut und Schulden bei weitem vergrößern.
Wenn man die wirtschaftspolitische Kompetenz einer Partei von ihrem Umgang mit Armut und Schulden abhängig macht, dann ist "Die Linke" wohl die mit Abstand kompetenteste Partei.
Was lernen wir daraus?
Lasst euch nicht von rechtskonservativen oder neoliberalen Medien blenden. Dort wird weit mehr gelogen als unter linken Medien.