Newsroombesuch STYRIA-Center/Graz, Probleme des Journalismus

STYRIA-Center Graz, vis a vis der Stadthalle:

Skyroom im 14.Stock mit herrlichem Ausblick, seit 2015 in Betrieb,

18.000 m2 Bürofläche, 60m Höhe - zweithöchstes Gebäude nach der Herz-Jesu Kirche, Platz für 1200 Arbeitsplätze, davon besetzt die KlZ 950 MA, ein Teil ist vermietet - davon sitzen im Newsroom (=journalistische Herz" mit Newsdesk) ca. 140 Mitarbeiter - Print-u. Onlinejournalisten zusammengepfercht. Davon 100 KlZ, der Rest Antenne-Radio, etc. Auf besondere Schalldichte wurde im Newsroom von den MA wertgelegt mit schalldichten Beratungskabinen. Die 2 Welten der Print & Onlinejournalisten wurden im Newsroom zusammengeführt, nur der Chefredakteur hat noch ein eigenes Büro.

Architekten = Eisenköck/Peyker (szt. Partner vom inzw. verstorbenen Domenig) mit seinem Architektenteam Architektur Consult ZT und Baufirma PORR als Generalunternehmer.

"Presse", "Kleine Zeitung und willhaben.at" (=cash-cows), Verlustträger Wirtschaftblatt 2016 liquidiert, 24-Sata größte Kroatische Zeitung mit 600 Styria-Mitarbeitern in Kroatien und 60 in Slowenien. Antenne-Radio, etc......Gesamtmitarbeiterstand STYRIA-Group über 3000 MA. Von der STYRIA-Medien Group AG schätzungsweise an betreuten Tages/Wochenzeitungen/Magazine in Österreich um die 70 und 40 in Slow/Kroatien, Radiosender, Buchverlage, Online-Dienste.

Wichtigste Namen kfm.: Raiff.-Exbanker Mair (VstVs), Schweighofer+Kribitz(Vst), Santner (AR-Vs): Patterer (Chefr.).

Mair/RLB-Boss löste Pirker ab, da Pirker offensichtlich mit dem Eigentümer Meinungsverschiedenheiten hatte.

Obwohl die Kleine Zeitung immer mehrere bis zu zweistellige Millionen- Gewinne schrieb, haben sich die Zeiten inzwischen auch geändert und die STYRIA-Group 2014 verbuchte einen Buch-Verlust von 28 Mio. Ursächlich waren a.o. Umstände in Slowenien/Kroatien mit Beteiligungsabschreibungen, die erfolgreiche KlZ selbst blieb natürlich in der Gewinnzone. Das Wirtschaftblatt floppte seit Jahren und wurde liquidiert (66 MA gekündigt). Zusammen mit der auch immer wieder verlustreichen Presse mussten in der letzten Dekade beide in zweistelliger Höhe - dem Vernehmen nach im Bereich von mindest 20 Mio. - gestützt werden. Cash Cow blieb die regional (Stmk., Kärnten) bestens aufgestellte Kleine Zeitung.

Antenne-Radio:

Medien Österreich 2015:

Der ORF als größtes Medienunternehmen mit 1 Mrd. Umsatz schreibt nur 7,6 Mio. Gewinn - dort gibts vermutlich noch überdotierte Journalistenveträge im Vergleich zur Medienkonkurrenz.

Dem ZIB2 Anchor-Man und Rambo Armin Wolf könnte man ins Stammbuch schreiben: "Je größer du bist, um so mehr bescheide dich, dann wirst du Gnade finden bei Gott"

Wie es mit der STYRIA 2015 aussah, davon ist zu mir noch nichts

durchgedrungen (Umsätze liegen immer etwas über 400 Mio.). Über die Kleine hört man bisweilen Kritiken über suboptimales Vorgesetzten-und Kommunikationsverhalten intern mit nicht immer nachvollziebaren Führungsentscheidungen. Das kommt aber ohnedies in den meisten Häusern vor und sollte nicht verwundern.

Der STANDARD (Ums. 59 Mio./375 MA) schrieb nach 2 Verlustjahren seit 2015 wieder +1,7 Mio. EGT - ein erfreulicher "turn-around" mit ca. 1% mehr Reichweite, als die Presse und ihm gelang der erfolgreichsten Onlineauftritt.

Pirker (vormals KlZ. u. Red Bull u.Saubermacher) mit seiner inzwischen von Gruner&Jahr (Bertelsmann) übernommenen, verschuldeten NEWS-Gruppe hat mit 9,4 Mio. Verlust (davon über 5 Mio. operativ) einen ordentlichen Flopp gelandet.

Die Salzburger Nachrichten bauen vermutlich schon das 3.Jahr um die 3 Mio. Verlust.

Die KRONE hatte innerhalb der letzten Dekaden einen fast 10%-igen Reichweiteneinbruch. Ich halte Dichand jun. nicht für die beste Besetzung. Natürlich schreibt die Krone als österr. Boulevardblatt trotzdem noch schöne Gewinne von über 16 Mio.

https://www.fischundfleisch.com/ebgraz/der-oesterreichische-journalismus-ist-am-besten-weg-sich-abzuschaffen-17544

Viele int. Medien bewegen sich in der Verlustzone, weil die digitale Transformation das alte Geschäftsmodell zerstört hat mit hohen Anzeigenverlusten und Preiseinbrüchen insb. im Printbereich. Überzeugend Profitable, neue Geschäftsmodelle wurden noch nicht gefunden. Die digitale Transformation hat Rahmenbedingungen verändert, das Angebot im Medienbereich (Social Networks, Webblogs, etc..) drastisch erhöht und zur Abwanderung von Anzeigeerlösen und Preiseinbrüchen geführt neben rückläufiger Printauflagen. Im Onlinebereich haben Investitionen zusätzliche Produktionskosten verursacht. Kostendruck, Personalabbau und Beschleunigung im Onlinejournalismus gefährden überdies die Qualität.

Welche Strategien bieten sich an?

GUARDIAN = 100 Mio. Verlust (von der Trust-Stiftung gestützt)

FAZ = drei Jahre Verluste (stiftungsgestützt), baute 200 Stellen ab

WELT = Verlust

NZZ = erlebte auch schon Verlustjahre, die Gruppe hat jedoch 2015 einen Gewinn verbucht. Die NZZ. at war ein Flopp, Fleischhacker musste gehen.

ZEIT und deutsches Handelsblatt sind noch am erfolgreichsten

New York Times = Verluste

Wallstreet Journal (Murdoch) hat Probleme (Offerte an 450 Mitarbeiter) und Financial Times bauen Stellen ab, die FTD (Financial Times Deutschland) baute lfd. um die 40 Mio. Verluste und musste 2015 eingestellt werden (G&J/Bertelsmann).

Spiegel kämpft genauso, er hat seit dem Jahr 2000 70% der Printanzeigen verloren,er strich 150 Stellen,....

Arianna HUFFINGTON (66, Burnoutexpertin), Gründerin der erfolgreichen Nachrichtenwebsite "Huffington Post", verlässt das Unternehmen, das um 315 Mio. USD an AOL verkauft wurde, ohne das die Journalisten davon etwas bekamen, das schreibende Fussvolk ging leer aus. Die gebürtige Griechin hatte die "Huffington Post" im Jahr 2005 gegründet mit dem neuen Konzept, Leser zu den Inhalten des Portals Beiträge schreiben zu lassen und hatte damit großen Erfolg. Im Gegensatz zu den vergleichsweise monolithischen Zeitungshäusern baute sie ein Medium auf, das vom vielstimmigen Gemurmel von Bloggern und Kommentatoren zehrte, die in grosser Zahl für Gotteslohn auf der Plattform mitmachten.

Insgesamt ist zu sagen, dass der Journalismus in einer tiefen Krise steckt, eine KPMG-Studie sprach kürzlich im Schnitt von 30% Umsatz- und 50% Werbeerlöseinbrüchen, das wird vermutlich bis zu einem Drittel an Arbeitsplätzen kosten.

Kritiken der letzten Zeit:

o Mainstreamjournalismus, schwaches Agendasetting

o Selbstgefälligkeit (am "Tisch der Götter";)

o Elitenbeißhemmung (Kritik der SZ, HB an Österr.)

o Qualitätsverlust wegen Onlinebeschleunigung und Kostendruck - Gefahr der Boulevardisierung

o fehlender Mut zu investigativem Journalismus und gegen den Strom zu schwimmen

o Gouvernantenhaftigkeit trotz im Social-Media Zeitalter verlorengegangener Gatekeeper-Funktion, der Plattforem-Journalismus mit "instant articles" (NYT, Spiegel, Times, BBC, Bild, etc....ganze Artikel werden auf Facebook gepostet und der Verlag darf dafür auf dieser Seite Werbung machen - Vorteil Netzwerkeffekt) macht das Rennen ("Netzwerkschwarmeffekt" Facebook, Google, Twitter, WhatsApp, etc.)

o innenpolitischer Verdummungsjournalismus (jeder Innenpolitiker-Furz wird mehrmals kommentiert)

o Unzureichende Interaktivität mit der Postingcommunity, nicht alle sind "Trolle"

o mehr zu den Leuten hinausgehen!! - weg vom reinen Agenturjournalismus. Die Leser zu Clubmitgliedern machen.

o Es kommt der Tag, wo Print nur noch optional sein wird

o Individualisierungsmodelle

Die Zukunft - "Hoffnung allein zahlt keine Mieter" - um zu überleben heißt:

o Economies of Scale (Fixkostendegression durch Expansion, Erschließung neuer Absatzmärkte Umsatzausweitung und damit verbundene Stückkostensenkung infolge Fixkostendegression (= Skaleneffekt des größeren Maßstabes)

o Economies od Scope (Synergieeffekte durch Vernetzung und Kooperationsmodelle auch mit der Konkurrenz. Schaffung eines integrierten Medienkonzerns durch Zusmmenarbeitsmodelle mit anderen Medienhäuser, um Synergieeffekte zu schaffen.Denkbar sind Joint Ventures und strategische Allianzen mit anderen Verlagen)

o dem neuen Plattform-Kapitalismus (Sascha Lobo) die Stirn bieten

o Abkehr vom Mainstremajournalismus, wieder hin zum Qualitätsjournalismus

o Perfektionierung der Cross-u. Multimedialität

o Paywallmodelle hinken nach wie vor

o Diversifikation ("Bauchladen") als letzter Rettungsanker zur Querfinanzierung des Journalismus.

Integrierte Leistungsangebote (E-Commerce, Software, Telekommunikationsleistungen,Endgeräte, etc..)

Die Pfeiler, auf die Journalismus gebaut sein muss:

Dies sind die Pfeiler, auf denen der Journalismus gebaut ist:......

1. Achte Deinen Leser!

2. Schreibe wahr!

3. Erkläre die Welt!

4. Führe Debatten!

5. Recherchiere!

6) Sei fair

7) Langweile nicht mit langen Worthülsentexten

8) Schreib verständlich

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fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 08.11.2016 21:56:35

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