Zu den 3 Kränkungen der Menschheit kommt eine vierte durch Alghorithmen hinzu, die aus uns “virtuelle Zombies” machen.

Unsere Menschenwürde wird dabei verletzt und herabgesetzt, man spricht auch von "humanistischer Kränkung":

1) Abstammung vom Affen (Darwin/Evolutionstheorie)

2) Erde/Wir sind nicht Mittelpunkt des Universums (Pythagoräer, Kopernikus 16.Jh., Galilei 17.Jh./vom Geo- zum Heliozentrischen Weltbild)

3) Wir sind nicht Herr im eigenen Haus (Freud/Macht des Unbewussten)

4) Wir werden zunehmend von Algorithmen regiert (Shannon, Wiener/Kybernetik)

o Big Data überwacht und kontrolliert uns:

Sensoren, die uns umgeben, erfassen von uns permanent Daten. Internet der Dinge ist hier das Stichwort. I-Phones scannen oder tracken die MAC-Adresse, also die einzigartige Identifikationsadresse, des Smartphones. Wenn man sich dann durch Flughäfen, Bahnhöfe oder Kaufhäuser bewegt und dabei das WLAN eingeschaltet ist, wird eben mitgetrackt. Es kommt so ein Bewegungsprofil zustande, weil das Smartphone eben immer wieder versucht, sich im WLAN einzuloggen. Quasi eine stille Datenübertragung – ohne, dass man dies weiß oder möchte und damit höchst problematisch, da man diese Daten selbst nicht mehr unter Kontrolle hat.

o Persönlichkeitsprofil:

Facebook oder Google speichern permanent Daten von uns. Der User hat zwar in der sog. “Kooperativen Datenerhebung” das Gefühl, die Daten durch entsprechende Eingaben und Sperren kontrollieren zu können. Was der User nicht durchschaut, dass die Daten zu einem ganz anderen Zweck genutzt werden, weil sie über Charakter, Persönlichkeit und Verhaltensmuster des Users Auskunft geben.

o Dieses Profil wird der Werbewirtschaft zur Vermeidung von Streuverlusten, Arbeitgebern, Versicherungen oder Geschäftspartnern von uns verkauft. Aus diesen vielen für uns doch eher zusammenhangslos erscheinenden Rohdaten erstellen Algorithmen ein Profil und neue Informationen über uns entstehen über uns, über unser Leben, über unsere Eigenschaften, unser Verhalten. Das sehen die Menschen nicht auf ihrem Schirm.

Wenn die Daten einer Person erst einmal herumschwirren, dann lässt sich nicht kontrollieren, was da genau von mir gesammelt wurde, wo die Daten herkommen und ob sie richtig oder falsch sind und was da an neuen Informationen über mich abgeleitet wird. Es ist bekannt, dass heute schon Facebook-Daten dafür genutzt werden, um die Kreditwürdigkeit zu berechnen und man ein Probleme hat, einen Kredit zu bekommen oder eine Bewerbung beim Arbeitgeber deswegen erfolglos bleibt. Da macht einem der "virtuelle Zombie" über mich quasi einen Strich durch die Rechnung – selbst wenn die abgeleiteten Daten falsch oder inzwischen veraltet sind.

o Es gibt “good” und “bad” Big Data:

Diese Unterscheidung ist ganz einfach und richtet sich danach, worüber Daten gesammelt werden. Geht es bloß um ein Objekt, eine Sache (“good Big Data”) zur Anlagen-oder Verkehrssteuerung oder um eine Person? Überall dort, wo es um personenbezogene Daten (“bad Big Data”) geht, da wird es kritisch, weil der Mensch eben keine Sache ist. Die Menschenrechte gestehen jedem Menschen seine Menschenwürde und den Persönlichkeitsschutz zu, ein zentrales Grundrecht auch im Datenschutz-Recht verankert.

o Daten-Filterblasen:

Dienste, die mit solchen Informationsfiltern arbeiten und mit diesen Daten Geld verdienen, sind oft US-amerikanische Unternehmen und entsprechen deshalb nicht unserer Rechtsordnung. In den USA herrscht ein anderes Verfassungsverständnis und eben auch ein anderes Verständnis von Privatheit, man lacht über unsere Daten-und Persönlichkeitsschutz-Phobie.

o Machtkonzentration:

Google beispielsweise hat einerseits alle Daten über uns, aber eben auch die Technologien, um diese entsprechend auszuwerten – und Kontrollstrategien zu implementieren. So mächtig war eigentlich noch nie ein Staat, geschweige denn ein Unternehmen, dem wir ausgeliefert sind. Wenn wir googeln, hinterlassen wir permanent Spuren, das damit verbundenen Risiko und die Kollateralschieden können enorm sein .

o Aufgabe des Staates wäre die Kontrolle der Vernetzungsinfrastrukturen:

Der Staat muss gesetzlich eingreifen, wo und wie lange und wofür Daten gespeichert werden und wofür sie nur verwendet werden dürfen (zB. sensible Gesundheitsdaten). Das Recht auf Vergessen ist ein wichtiger Punkt. Auch das Recht zu wissen, was über mich gespeichert wird. Gesetze dazu gibt es schon, aber werden sie auch eingehalten und kontrolliert.

o Wem gehören unserer Daten?

Völlig ungeklärt ist noch, wem die Daten eigentlich gehören. Google zum Beispiel ist der Ansicht – und das hat Google-Chef Eric Schmidt ja direkt so geäußert – dass unsere Daten Google gehören. Muss man nicht den Standpunkt vertreten, dass meine Daten Bestandteil meines Subjektes sind und nur mir gehören können vergleichbar mit dem Urheberrecht.

o Daten haben einen Preis/Gegenwert:

Studien sprechen von bis zu € 6.000 pro Jahr und sogar noch mehr für gesammelte Daten:

Ich bezahle die Google-Dienste oder Facebook mit meinen Daten, bin also kein Gratis-User. Da kommen hochgerechnet dann schon etliche Milliarden zusammen. Letztlich sind Daten also ein kostbarer Rohstoff, für den so ein Internet-Gigant wie Google aktuell nichts bezahlen muss.

o Warum schafft Europa im GGs. zur USA nicht, eine eigene Internetstruktur aufzubauen? Warum sind wir zunehmende Bestandverwalter?.

Weil wir keinen dafür funktionierenden Kapitalmarkt in Europa haben und das Geld dazu fehlt. Wir werden es nie zu einem “Silicon Valley” bringen, weil wir unterkapitalisiert sind und ausreichendes Venture-Capital dazu fehlt.

Wir haben keine Fehler- und Unternehmenskultur im GGs. zur USA und man will nicht in technologische Entwicklung investieren, sondern nur in bereits fertige Geschäfte. Ich muss zuerst die Henne füttern, damit sie dann auch Eier legt.

Umfragen haben ergeben, dass zwei Drittel der Studenten lieber für den Staat arbeiten möchten, also Mittäter in Verwaltung und Bürokratie werden anstatt innovativ zu sein und Risiko zu übernehmen. Uns fehlt im GGs. zur USA dieser "Enterpreneurgeist".

o Der Weg vom automatisierten Webstuhl bis zur Big Data Industrielogistik nachfolgend kurz dargestellt:

Der knapp 3 Tonnen schwere analoge Rechner "Anacom" füllte 1950 noch 13 kastengroße Schränke. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg und insb. In Zeiten des Kalten Krieges wurden mit Erfindung der Kybernetik (Wiener, Shannon) in geheimen Forschungslabors und an Eliteuniversitäten die Schlüsseltechnologien der heutigen Zeit entwickelt, die Digitalrechner und die elektronische Nachrichtenübertragung.

Im Zuge der durchgängigen und allumfassenden Digitalisierung der Kommunikations-Kultur erlangten Informationstechnologien Einzug in immer mehr Lebensbereiche und finden sich heute etwa als Minicomputer in Form von Smartphones in jeder Jackentasche, wobei das Telefonieren nur mehr eine kleine Nebenfunktion dieses Wunderdinges ist. Während diese Form der Informationsrevolution große mediale Aufmerksamkeit genoss, ereignete sich eine weniger laute Revolution des Denkens und Erkennens unter Pionieren wie Norbert Wiener und Claude Shannon, weil sie ein völlig neues Konzept der Information auf mathematischer Grundlage entwickelten:

“Kybernetik” (sich selbst regulierende Systeme über Feedback-Schleifen).

Anstatt Informationen als Nachricht mit humanistischen Bedeutungsgehalt aufzufassen, wurde diese als rein statistische Größe der Wahrscheinlichkeit einer Auswahl definiert und in ein Sender-Empfänger-Schema gepresst. Diese Reduktion der Information auf eine mathematisch bestimmbare Größe war nicht nur technisch extrem erfolgreich, sondern hat im Zusammenspiel mit der neuen Einheitswissenschaft der Kybernetik beginnend in den 50er-und 60er Jahren unsere Sicht auf die Welt spätestens seit den 80er-Jahren grundlegend verändert und ganze Wissenschaftszweige infiltrierten.

Der Fokus verlagerte sich vom reflektierenden Bewusstsein des Menschen auf seine rein äußerlichen Verhaltensmuster. Die Kybernetik versuchte nicht mehr zu verstehen, wie etwas in seinem Innersten funktioniert - sei es eine Maschine, ein Tier oder ein Mensch - sondern beschrieb diese als sich mittels Feedback und Information selbst erhaltende Systeme.

o “Komplexitätsforschung”:

Nach kurzer Flaute in den 1970er Jahren, erlebte die Kybernetik unter neuen Bezeichnungen wie Komplexitätsforschung in den 1980er und 90er Jahren ein Comeback. Im Zuge des Hypes um Künstliche Intelligenz, Künstliches Leben, haben wir uns daran gewöhnt, dass nicht länger wir selbst autonom sind infolge der Roboter und Softwareagenten.

Mittels Big Data und Netzwerkanalyse wird untersucht, wer welche Zahnpasta benutzt oder wer zu einem Terrornetzwerk gehören oder kriminell werden könnte.

Immer öfter wird menschliche Entscheidungsgewalt an Informations-Maschinen delegiert, schieben sich Algorithmen zwischen uns und die Welt.

o Doch was von den einen als "humanistische Kränkung" empfunden wird, als Herabsetzung der Menschenwürde in einer von Algorithmen und Zahlen regierten Welt, bietet auch Chancen.

o Digitalisierung der Kultur führte zur Ausweitung der kulturellen Teilhabe!

... begleitet von durchgreifendem Wertewandel bei Themen wie Gender und Ethnizität. In der globalen Kommunikationssphäre findet ein Abbau der Schranken zwischen Hoch- und Populärkultur und eine Demokratisierung des Wissens durch Plattformen wie Wikipedia statt. Während die Bedeutung der humanistischen Bildung sichtbar abgenommen hat, gewinnen neue Formen des sozialen und kulturellen Austauschs zwischen über soziale Netzwerke vernetzte Individuen an Wert.

o Die Kybernertisierung ist Steuerung von Maschinen und Menschen:

Feedbackschleifen, selbststeuernde Rückkoppelungsschleifen liefern auch Informationen über Störungen in störanfälligen Gesellschaften (Regelkreissysteme).

Ihren Ausgangspunkt fand die Kybernetik Wieners in Flugabwehrsystemen auf Grund von Bombeneinschlägen durch deutsche Fliegerangriffe im 2. Weltkrieg auf GB. Der Kalte Krieg stellt viele Geldmittel für kybernetische Waffensysteme zur Verfügung (Nuclearzeitalter)....um rasche automationsunterstützte Reaktionen auf Angriffe zu programmieren.

Informationseinheiten werden in “Bit” oder “Shennan-Bit’s” gemessen. . Die "Wissenschaft von den Regelkreissystemen" (Informationen) und "Chaosforschung" hat bereits unter Schrödinger (“negative Entropie”) erkannt, dass Systeme immer zu einem höheren Grad der Unordnung streben. Wir können jedoch dem Chaos entgegenwirken.

Das Paradebeispiel für Feedbackkreisläufe ist das einfache, eingebaute Thermometer. Wird es zu heiß, schaltet sich die Heizung zurück und umgekehrt, wenn es zu kalt wird (=Feedbackschleife).

Auch der Mensch ist ein biologisches Regelkreissystem, das sich durch Feedback selbst erhaltet. In der Neuroscience gibt es die kybernetischen Ansätze, auch in der Verhaltensökonomie mit BIG-Data Feedbacks.

Eine “Kybernetische Wende” stellt auch der “Überwachungskapitalismus” .Näheres auch bei Foucault (Governance, Machtausübung) der Postmoderne.

Für Humanisten sind systemische Sichtweisen eine Kränkung ihrer Autonomie. Wir werden uns künftig an autonome Fahrzeuge, autonome Waffensysteme, Drohnenangriffe, etc.. gewöhnen müssen. Autonome Systeme in Finanzmärkten (Computertrading). Kybernetik hat unsere Denkweise verändert, ein Umbruch in der Gesellschaft.

o Die Aufklärung war seinerzeit auch eine Art von Autonomie (“aude sapere” - wage selbst zu denken), eine “humanistische Autonomie” des Menschen gegenüber dem absolutistischen System.

o Bereits der berühmte Jacquard - Webstuhl (Mechanisierung der Arbeit über Lochkarten - “Die Weber von Lyon” im 19.Jh. zerstörten diese Maschinen unter Protesten als Jobvernichter). Heute vereinzelnt noch existierende Drehorgeln spielen ebenfalls automatisiert durch perforierte Lochkartensysteme, sogenannte Faltkartonnoten, später die Hollerithtechnik (US-Volkszählung 1890 mit auf H.Hollerith zurückgehender Tabelliermaschine. Im 20.Jh. kamen die analoge Rechenmaschinen, etc….

o Die Industrielle Revolution mündete jedoch zunehmend in eine Kontrollkrise wegen zunehmender Komplexität und Geschwindigkeit. Die Logistik und Warenströme konnte nicht mehr gehandhabt werden, systemisches Denken war angesagt. Hollerith (Lochkarten) heißt heute IBM.

o Operations Research:

Die Aufgabe des Computers war dann die Automatisierung und Steuerung von Industrien , etc...neue Wissenschaftszweige entstehen. Unternehmensforschung, mathematische Planungsrechnung, Operationsforschung oder Optimierungsrechnung wird allgemein die Entwicklung und der Einsatz quantitativer Modelle und Methoden zur Entscheidungsunterstützung verstanden. Die Operations Research ist geprägt durch die Zusammenarbeit von Angewandter Mathematik, Wirtschaftswissenschaften und Informatik.

Es geht um Matrizenrechnung, Vektoranalysis, Stochastik und Graphentheorie, Lineare/dynamische Optimierung, Kombinatorische Optimierung, Kontrolltheorie, Heuristisches Verfahren, Entscheidungstheorie, Spieltheorie, Netzplantechnik, Simulation, Warteschlangentheorie, etc....

Einige bekannte Probleme aus dem Operations Research sind: Königsberger Brückenproblem, Briefträgerproblem (Chinese postman problem), Problem des Handlungsreisenden, Rucksackproblem, Vier-Farben-Satz, Pack- und Zuschnittsprobleme, Reihenfolgeproblem, etwa bei der Maschinenbelegung, etc....nachzugoogeln unter https://de.wikipedia.org/wiki/Operations_Research

Die Aufgabenstellung, ein gewünschtes Ergebnis mit geringsten Kosten zu erreichen (Optimierungsverfahren), bzw. der dualen Aufgabenstellung, mit gegebenen Mitteln das bestmögliche Ergebnis zu erzielen (ökonomisches Prinzip)anfangs im Militär, dann Luftfahrt und Industrielogistik eingesetzt.

Es gibt auch Verbindungen zur Spieltheorie, die oft als Teildisziplin des Operations Research angesehen wird.

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Margaretha G

Margaretha G bewertete diesen Eintrag 28.06.2016 15:26:39

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