hagerhard

Montag, 22. November 2021, 0.00 Uhr

der östereichweite harte lockdown für alle tritt in kraft. es ist der vierte. ist es der letzte?

Montag, 22. November 2021, 0.01 Uhr

ich hab mich extra noch einmal warm angezogen. es ist kalt da draussen. ich öffne das haustor und betrete den öffentlichen raum. ohne verordnungsgemässem gültigem grund. einfach so. z´fleiss sozusagen. ich wollte ganz bewusst eine verwaltungsübertretung begehen. ich bin jetzt ein outlaw. ein gesetzloser. ich bin darob ein bissal aufgeregt.

Montag, 22. November 2021, 0.02 Uhr

es ist alles so wie immer. da ist nix los in 1180. keine menschenmassen auf den strassen. kein autocorso der hupend gegen den lockdown protestiert. keine reichsflaggenschwenkenden nazi-hooligans. keine polizei. keine journallist*innen. nicht ein einziges auto ist zu hören oder sehen. keine spaziergänger*innen. nicht amal ein verirrter hund der gassi muss an der leine von herrl oder frauerl. einfach ruhe. fad. schon fast öd könnt ma sagen.

Montag, 22. November 2021, 0.03 Uhr

enttäuscht ob der wenig sensationellen ereignislosigkeit dreh ich mich um und geh wieder in mein trautes heim und leg mich schlafen.

Rückblick auf die Woche davor

da war schon deutlich mehr los.

zuerst der lockdown für ungeimpfte. ein sinnloses unterfangen.

die eskalation des infektionsgeschehens in oberösterreich und salzburg, die neue infiziertenrekorde und bis zu triage-ankündigungen in salzburger spitälern führte und in oberösterreich dass leichen wegen überfüllung der prosektur am gang abgestellt werden mussten.

die landeshauptleute in oberösterreich und salzburg waren erst gegen einen lockdown, dann doch dafür, der gesundheitsminister für strengere massnahmen und der bundeskanzler dagegen. der gesundheitsminister kündigte eine impfpflicht für personal im gesundheitsbereich an und der bundeskanzler versprach, es wird keine impfpflicht geben.

am freitag war dann eh alles wieder anders.

die landeskaiser haben der regierung gezeigt, wo der bartl den most herholt.

harter lockdown und angekündigte impfpflicht ab februar.

das war dann sozusagen der booster für die am samstag stattfindende anti-coronamassnahmen-demo. powerd bei kickl uns seiner fpö.

zwischen offiziellen 35 bis 40.000 teilnehmer*innen, herbeigekarrt aus aller herren länder. rumänische und slowenische rechtsextreme schwenken ihre fahnen. deutsche rechte sind extra aus berlin gekommen und zeigen ihre reichskriegsflaggen und ungarn ihre pfeilkreuzlerflaggen. busse aus ganz österreich wurden für protestierer organisiert. und vorne weg identitäre mit rassistischen parolen. neonazis aller länder vereinigt in wien.

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Das waren heute am Ende enorm viele Leute. Und was mich am meisten irritiert: es waren extrem viele ganz normale Leute. Junge, Alte, Linke, Rechte, Grüne und Konsis.

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twittert der klenk vom falter.

wobei man schon ganz leicht feststellen kann, dass die wahrnehmung dieser „normalen“ leute eindeutig abseits vorhandener realitäten stattfindet und schwer ins „trumpeske“ abdriftet.

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aber genauso eindeutig muss man festhalten:

das ist eine verharmlosung der gefahren von rechts, eine von nazis angeführte demo als legitimen protest zu akzeptieren.

Ja, da waren also nicht nur Rechtsextreme und Covidioten auf den Demos. Ich gehe auch d´accor, dass es berechtigte Sorgen und Unmut von vielen Menschen über diverse Massnahmen und Zustände in dieser Republik gibt und dass das Verlangen, dies auch öffentlich kund zu tun, vorhanden ist.

Diese Menschen und ihre Sorgen werden nun von den Rechten vereinnahmt.

Trotzdem geht die Verantwortung jedeR Einzelnen soweit, dass er/sie für sein/ihr Handeln Verantwortung übernimmt und das beinhaltet, dass man keinesfalls gemeinsame Sache mit Rechtsextremen macht. Das ist eine rote Linie, die nicht überschritten werden darf.

man marschiert nicht mit nazis!

niemals!

diese 40.000 die das doch tun, sind jene leute, vor denen wir angst haben sollten. plus jenen, die derartiges jetzt glorifizieren. seit monaten haben sie kein problem damit sich bei nazis einzureihen und ihre parolen zu reproduzieren. das war samstag ganz deutlich sichtbar. es ist zu befürchten, dass das auch in zukunft so sein wird.

vergessen wir nicht: es waren die „normalen“ leute die den nazis zur macht verhalfen. es waren die „mitläufer“, die das ns-system am laufen hielten. es waren jene, bei denen nur das pferd mitglied bei der sa war.

wer da mitmaschiert hat keine ausreden mehr.

ich weiss schon, nicht alles was hinkt ist ein vergleich – aber:

den radikalen von #w2011 gebührt der gleiche zuruf wie jenen vom 2.11. 2020.

schleichts eich, es oaschlöcher!

nicht die „wir sind das volk“-schreier sind die mehrheit in diesem land, sondern jene, die ohne viel aufsehens überall im land in der schlange stehen und sich impfen lassen.

allein seit freitag über 200.000.

ich kann euch sagen, ich bin grad ziemlich angfressen

dieser lockdown wäre nicht notwendig gewesen. genauso, wie eine impfpflicht nicht notwendig gewesen wäre, wenn rechtzeitig – wie z.b. in wien – geeignete massnahmen zur eindämmung der pandemie getroffen worden wären.

leider ist das aber angesichts der derzeitigen situation nun wirklich notwendig und nachvollziehbar.

dieses vorgehen ist aber vor allem ein eindeutigen zeichen des versagens dieser regierung.

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ich hab gar nicht so viele mittelfinger wie ich allen verantwortlichen gerade zeigen möchte. denen in der politik und jenen, die sich unsolidarisch, dumm und eigensinnig verhalten.

und jetzt wieder:

Montag, 22. November 2021

ich frühstück, les die zeitung und was erblicken meine erstaunten augen?

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Im Gegensatz zu einem ursprünglichen Entwurf ist Skifahren mit Seilbahn-Unterstützung nun doch möglich.

es wird sogar noch viel ärger, als ich dann im lauf des vormittags die stellungnahme des tiroler övp-abgeordneten und obmann des fachverbands der seilbahnen in der wirtschaftskammer, franz hörl, lesen muss:

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ÖVP-Hörl will offene Skihütten

Da im Lockdown die Seilbahnen genützt werden dürfen, fordert ÖVP-Hörl nun auch offene Skihütten. Geschlossene Skihütten würden die Skifahrer gefährden.

ich bin 3x geimpft. ich trage in innenräumen ffp2-masken. ich vermeide grössere menschenansammlungen. ich habe verständnis für die nun notwendigen massnahmen.

deshalb:

von mir/uns wiener*innen solidarität einfordern, aber skifahren erlauben geht gar nicht. dafür hab ich überhaupt kein verständnis.

sollte das wirklich auch so gehandhabt werden, werd ich mich nicht mehr an irgendwelche regeln halten und nur mehr auf mich, meine liebsten und mein engstens umfeld achten. im gegenteil werde ich jede nur mögliche legale art von aktivem und passivem widerstand gegen diese regierung leisten.

koste es, was es wolle!

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in diesem sinne:

bleibt´s xund und losst´s eich nix gfoin!

passt´s auf eich auf und wehrt´s eich!

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Persephone

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