Bahía Cumberland, Archipel Juan Fernández, im Oktober 1704:

In der kleinen Bucht liegt ein Segelschiff vor Anker. Ein englisches Schiff – das verrät die Flagge am Großmast. Ein Beiboot wird zu Wasser gelassen und zur Küste gerudert. Schweigend lädt die Besatzung Gepäck aus: einen Kleidersack, ein paar Vorräte, ein Gewehr mit Kugeln und Pulver, Handwerkszeug und Bücher, darunter die Bibel.

Zurück lässt sie auf der 93 Quadratkilometer großen Insel, die 670 Kilometer vom nächsten Festland entfernt liegt, den schottischen Segelmeister Alexander Selkirk.

Niemand würde sich Selkirks erinnern, hätte der nicht sieben Jahre nach seiner späteren Rückkehr in England einen bekannten Journalisten getroffen und ihm seine Geschichte erzählt.

Alexander Selkirk wurde das Vorbild für Daniel Defoes Romanhelden Robinson Crusoe. Mit ihm schuf der Schriftsteller den Schiffbrüchigen schlechthin, eine Figur, die heute in jedem Lexikon zu finden ist.

Bahia Cumperland, Archipel Juan Fernandez

Ozean – nur der unendliche Ozean. Tagelang nur Wasser, die heiße Sonne und eine unendliche Weite.

Eine Insel ist in der Ferne erkennbar, dunkle Berge ragen in den Himmel. Schon als Kind hat mich diese Geschichte von Robinson Crusoe fasziniert.

Allein viele Jahre auf einer Insel, irgendwo im weiten Pazifik. Jetzt lag sie da vorne, dieses sagenumwobene Eiland.

Wie Selkirk nähert man sich als heutiger Besucher der Bahía Cumberland in einem offenen, acht Meter langen Boot, das allerdings nicht gerudert, sondern von einem modernen Außenbordmotor angetrieben wird.

Keine Straße führt vom Flughafen zum einzigen Dorf der Insel, in Fischerbooten muss sie zur Hälfte umrundet werden. Meterhohe Wogen brechen sich an den steil aufragenden Felswänden, die Gischt schäumt hoch, und immer wieder schlägt der Bootsrumpf schwer in ein Wellental.

Vom Meer aus wirkt die Insel wie eine uneinnehmbare Festung. Mit dünnem Grün sind die steilen Berge bewachsen, schwer liegen Wolken auf ihren Gipfeln. Mehrere hundert Meter hohe, kahle Felsklippen fallen steil ins Wasser.

Man sieht dem mehrfarbigen, von Adern durchzogenen Gestein an, dass die Insel vulkanischen Ursprungs ist. Immer wieder diente das Eiland als Schlupfwinkel für Seeräuber. Seit 1966 heißt dieses Eiland, dieser kleine Punkt im weiten Ozean „ Robinson Crusoe“ Heute leben etwa 550 Menschen auf der Insel.

Es gibt nicht viel hier, ein paar Autos, einen Fußballplatz, ein Postamt, ein paar kleine Läden, Restaurant, Hotel und Pension. Kein Kino, keine Drogen, keine Kriminalität. Das wäre es – Willkommen auf Robinson Crusoe Eiland. Auf der Insel, die heute den Namen Robinson Crusoes trägt, soll ein legendärer Schatz des einst mächtigen spanischen Weltreichs verborgen sein.

Und so ist das kleine Eiland vor der chilenischen Küste Treffpunkt zahlreicher Glücksritter. Immer wieder tauchen hier Abenteurer auf, um diesen legendären Schatz zu finden.

Doch diese Insel besitzt viele Geheimnisse, man kann sich hier auch selbst verlieren. Man kann bei dieser Schatzsuche den Verstand verlieren, über die steilen Klippen stürzen, und für immer im Meer versinken.

Diese Insel zu durchstreifen, ist ein besonderes Abenteuer. Man spürt den Geist von Crusoe. Wenn man länger hier bleibt, wird man ein Ruheloser. Jemand, der herum streift in den Bergen, zwischen den steilen Klippen, um Antworten zu finden.

Wenn man ganz oben auf einem Berg dieser Insel sitzt, und in die Unendlichkeit schaut, dann wird einem bewusst, wie winzig man ist, in diesem Spiel der Gezeiten. Man muss innerlich unendlich stark sein, um diese Einsamkeit ertragen zu können. Wer es schafft, der ist der Herr dieses Eilands. Romantik ist da fehl am Platz.

Hier allein zu überleben, ohne verrückt zu werden, das ist eine menschliche Leistung, die nicht erklärbar und begreifbar ist. Ich bin fasziniert, ich spüre das Abenteuer in mir, ich bin jetzt Robinson Crusoe.

Es ist die Fantasie, die keine Grenzen kennt. Deshalb muss man sich auf die Suche machen, um dieses Eiland zu finden. Wer diese Insel findet, hat überlebt, doch dann beginnt für dich die Hölle.

Ist doch schön, nicht wahr?

Falls jemand diese Insel sucht?

Robinsón Crusoe ist mit 96,4 km² die größte Insel des zu Chile gehörenden Archipels der Juan-Fernández-Inseln. Sie liegt im südlichen Pazifik 601 Kilometer westlich der chilenischen Küste.

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