Weil gerade die OSCARS waren und Wolfgang Puck mit seinen kulinarischen Kreationen wieder im Mittelpunkt stand - ihn durfte ich auch kennenlernen. In LA, in seinem Lokal am Rodeo Drive. Wir waren auf einer Rundreise durch den Westen der USA und mein Bekannter hatte für unsere kleine Gruppe einen Tisch reserviert. Das muß man normalerweise so 4-6 Wochen vorher machen. Wir kamen mit großen Erwartungen in das "Spago", war dieses Lokal doch bekannt für den Ansturm an Prominenten. Wie in den USA üblich wurden wir an die Bar gebeten, bis unser Tisch – pünktlich zur bestellten Zeit – frei war. Eine attraktive Schwarze touchierte mich beim Umdrehen mit ihrer großen Handtasche und hauchte mir ein "So sorry!" entgegen. Ich dachte mir nix dabei, nur einer aus unserer Gruppe sagte: "Jonny, jetzt rennst sogar schon die Naomi Campell über den Haufen....."
Wir waren mit großem Hunger und noch höheren kulinarischen Erwartungen hingekommen; das Essen war auch sehr gut nur - es war bodenständig Kärntnerisch. Was für die Amerikaner - jedenfalls an diesem Abend - High End Cuisine war, war für uns gehobene Landgasthausqualität.
Für drei "giant Carinthian Farmers noodles" (sprich Kasnudel) verrechnete Herr Puck damals übrigens wohlfeile 75 Dollar.....
Wie es der Zufall wollte, war Wolfgang Puck an diesem Abend selbst anwesend (er stand persönlich in der Küche) und deswegen durften ich und der Rest der Gruppe ihn auch persönlich kennenlernen. Er freute sich, wieder einmal "Kärntner" zu Gesicht zu bekommen, setzte sich zu uns und plauderte eine Weile. Eine mitreisende Journalistin packte die Gelegenheit am Schopf und führte gleich ein Interview mit ihm. Er gab auch seine "Erfolgsgeschichte" zum Besten, die ich ihm auch 100% glaube.
Sein erstes "Spago" eröffnete Puck an einem wenig prominenten Platz in Hollywood. Dazu muss man wissen, daß Hollywood eigentlich Suburb ist, also keine besonders feine Gegend. Einige Wochen schon schleppte sich das Geschäft mühsam dahin, bis eines Abends ein älterer weißhaariger Herr in das Lokal kam und zu Puck sagte: "Ich höre, Sie machen Wiener Tafelspitz und Apfelstrudel?" Puck bejahte. "So wie meine Mama ihn halt macht..." und der Gast ließ es sich schmecken. Als er fertig war, sagte er zu Puck: "Sie mach ich berühmt!" Puck zuckte mit den Schultern. Der Alte: "SIe kennen mich nicht, oder?" Puck: "Sorry, nein!" - "Ich bin Billy Wilder......"
Und, so Puck weiter, was glauben Sie? Innerhalb von drei Wochen saß halb Hollywood in meinem Lokal und aß Tafelspitz und Apfelstrudel......
PS: Zur damaligen Zeit (2000) war für Besucher aus Kärnten immer ein Tisch reserviert. Man brauchte nur zum Empfang gehen. Ob es heute noch so ist? Ich stellte diese Frage meinen Freunden auf Facebook und siehe da - ja, immer noch.....PPS: "Aus dem Tagebuch eines Fußgängers....." war eine Zeitungskolumne, die mein verstorbener Vater in den 1960iger Jahren für die Kärntner Volkszeitung verfasste. Ich lasse sie mit diesem Blog wieder auferstehen.