Aus dem Tagebuch eines Fußgängers......

Einer amerikanischen Filmlegende verdanke ich einen der denkwürdigsten Telefonanrufe meines Lebens. Sie kennen ihn vielleicht: es ist John Williams, Komponist von unvergesslicher Filmmusik und mehrfacher Oscar-Gewinner.

Ich war ab 2001 Produzent der „Hollywood-Classics“, eine Konzertreihe im Klagenfurter Konzerthaus, bei der Filmmusik gespielt wurde. Eigentlich waren wir in Kärnten die „Erfinder“ dieser Konzerte; „Hollywood in Vienna“ kam erst 8 Jahre später……

Im Rahmen des zweiten Konzerts der Reihe hatten wir vor, viel Musik von John Williams zu spielen. Harry Potter, Star Wars, Schindlers List.... standen am Programm. Alles Klassiker der Filmmusik, von einem wahren Genie komponiert. Und ich bildete mir für das Programm ein, von Williams eine Videobotschaft für das Klagenfurter Publikum zu wollen.

Undenkbar war es nicht. Ich hatte zwei Monate vorher einen amerikanischen Dirigenten kennengelernt, der nicht nur bei Williams studiert hatte, sondern der sich auch regelmäßig privat mit ihm traf. Als ich ihm von meiner Idee erzählte, meinte er zu meiner großen Überraschung, daß wäre kein Problem. Ich sollte ihm alle meine Kontaktdaten und meinen genauen Wunsch aufschreiben, er würde das an John weiterleiten.

Da ich dann aber lange Zeit nichts mehr von ihm hörte, begann ich, den Gedanken an eine Videoeinspielung wieder zu verwerfen. Eines Abends schrieb ich die Moderation, die wie immer Frank Hoffmann vortragen sollte, um und ging frustriert ins Bett. Es muß gegen 3 Uhr früh gewesen sein, als mein Handy klingelte. Schlaftrunken nahm ich ab. Eine sonore Männerstimme fragte: "Is this Johannes (dann versuchte er meinen Nachnamen auszusprechen)...." Geistesgegenwärtig schaltete ich auch auf Englisch um. "Yes." - "John speaking..." - "John who?" "John Williams....."

Der Adrenalinstoß war nicht von schlechten Eltern. Er erklärte mir dann in netten Worten, daß er meinen Wunsch erhalten habe, leider aber keine Videobotschaft machen könne, da wir ja das Studio dafür mieten müßten und das doch etwas teuer wäre.... Amerikanische Perfektion! Ich hatte mir keine Gedanken darüber gemacht, wie das Video aufgenommen werden sollte. Wieder was gelernt…… Aber, so Williams weiter, er war bereit, mir einen handschriftlichen Brief zu schicken, in dem er unserem Projekt alles Gute wünscht.

Das Gespräch endete nach einer Minute. An Schlaf war nicht mehr zu denken......

Zwei Wochen später kam das kostbare Schriftstück, mit den von William handschriftlich hinzugefügten ersten Takten des "Imperial March", dann auch wirklich bei mir an.

Der Brief hängt - längst gerahmt - heute im Büro des Musikvereins Kärnten.

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Silvia Jelincic

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Jonny Carinthia

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fischundfleisch

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