Verwaltungsreform ist nötig - Bürger ist kein Bittsteller

Deutschland im 21. Jahrhundert gleich einer digitalen Wüste bzw. der digitalen Steinzeit. Ein Beispiel gefällig?

Heute berichtet der “Tagesspiegel Checkpoint” in maximal gendergerechter und damit politisch korrekter und wegweisender gutmenschlicher Sprache über die digitale Vergabe von Bürgeramtsterminen binnen zwei und fünf Tagen.

Berliner warten aktuell zwischen acht und zwölf Wochen auf einen Termin, um etwa einen Personalausweis, Führerschein oder sonstige Dinge zu beantragen.

Wohlgemerkt: Die langfristige analoge Terminvergabe bzw. diejenige über die Internetseite “Berlin.de” ist nicht der Corona-Pandemie geschuldet. Das gehört im Berliner Verwaltungshandeln, im Umgang mit den Bürgern zum “guten Ton“.

Um die Menschen in Berlin, besonders den englischsprachigen, mit einem kurzfristigen Termin bei “ihrem” Bürgeramt zu versorgen, hat ein in Berlin lebender kanadischenr Softwareentwickler in der letzten Woche eine Internetseite veröffentlicht, die freie Bürgeramtstermine findet.

Das Start-Up nutzt einen Algorithmus, der den Kalender der Berliner Bürgerämter rund um die Uhr „beobachtet“ und so die begehrten Termine herausfiltern.

Das Kuriose, aber in Berlin Erwartbare: Nach sieben Stunden schon wurde der Dienst des Kanadiers wieder eingestellt. Begründet wurde dies damit, dass das Programm den Regeln von „berlin.de“ widerspreche.

Diese Entscheidung akzeptiert der Softwareentwickler nicht und „berlin.de“ in der Hoffnung kontaktiert, dass der Programmierer sein Tool erneut aktivieren darf.

In diesem Berliner Fall wird ein grundsätzlich deutsches Phänomen und Problem deutlich. Der Staat und damit die Behörden, Verwaltungen und Administrationen auf den verschiedenen Ebenen (Kommune, Land, Bund, Europa) entfernten sich extrem von den Bürgern.

Die Verwaltungen sind Dienstleister für die Menschen in Deutschland. Die Behörden behandeln die Bürger wie Bittsteller, arrogant, überheblich und oftmals schlecht gelaunt sowie fachlich inkompetent. Dabei verschanzen sich die in der Verwaltung Tätigen vor ihren “Kunden“, sie verstecken sich.

Wer finanziert die staatlichen Institutionen, die wie in Berlin mit den Terminen geizen? Richtig: Die Steuerzahler, also die Menschen in Deutschland.

Verwaltungen haben rasch zu lernen, dass sie sich wandeln müssen. Ein am Bürgerwohl orientierter Paradigmenwechsel muss her.

Die Bürger, die keine “Kunder der Verwaltung” sind, sollten sich dessen bewusst werden und den neuen Verwaltungs-Blickwinkel auf sie selbst einfordern.

Im Zweifel kommt die nächste Wahl und es findet sich eine Partei oder Wählervereinigung die es mit einer Verwaltungsreform ernst meint.

(zuerst erschienen im Blaulichtblog.de )

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berridraun

berridraun bewertete diesen Eintrag 03.02.2022 10:05:16

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