Wenn ich bade, sind wir eins. Wenn ich arbeiten gehe, sind wir entzweit. Aber sie wartet brav im Badezimmer auf mich. Wenn ich wieder die Haustür öffne, schaukelt sie schon voller Freude, mich zu sehen. Bereits im Vorzimmer höre ich, wie sie ruckelt und die Therme anheizt, um uns ein vergnügliches Badewasser vorzubereiten. Ich suche immer ihre Nähe, weil sie mir etwas gibt, das mir niemand sonst geben kann.
Meine Badewanne heißt Laura – nicht wirklich, aber ich habe ihr diesen Namen gegeben. Sie erinnert mich an eine Laura aus meiner Vergangenheit. Sie hatte auch so eine glatte Haut. Wenn wir uns aneinanderschmiegten, dann bog sich unser Rücken ganz angenehm ineinander. Also eigentlich mein Rücken in ihrem. Und sie war auch so angenehm warm wie Laura. Besonders, wenn wir Badeschaum verwendeten, war es, als könnte ich die Welt da draußen für immer vergessen.
Meine Badewannen-Laura sorgte dafür, dass ich mich absolut entspannen konnte. Sie verstand es, mich auf der Wasseroberfläche schweben zu lassen, als würde mein Körper in der Schwerelosigkeit den Himmel berühren. Laura erlaubte mir auch, bestimmte Kräuter ins Wasser zu streuen, die bei jedem Atemzug meine Atemwege freimachten und mir die Lungenkapazität zurückgaben, die ich seit meiner Jugend besaß.
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Wenn ich stundenlang im warmen Wasser liege und träume, weiß ich dann nicht mehr so genau, ob ich Laura oder die Badewanne sehe. Dann träume ich von Laura, von schönen Zeiten und von zukünftigen Ereignissen, die ich mir herbeiwünsche. Meine Badewanne unterstützt mich bei diesen Imaginationen. Sie sorgt dafür, dass es mir gut geht, und jede meiner Bewegungen, sei es mit den Händen oder den Beinen, ist spielerisch mit dem Wasser verbunden.
Nur nachts, wenn ich im Bett liege, höre ich meine Badewanne, wie sie nach mir ruft – oder ist es Laura? Ich weiß es nicht mehr so genau. Laura, die ich sehr liebte, hörte vor fünf Jahren auf zu atmen. Zu der Zeit schlief ich im Bett und hörte sie nicht. Ich weiß auch nicht, ob sie meinen Namen rief oder überhaupt etwas von sich gab. Die Ärzte meinten, dass sie Wasser in die Lunge bekommen hat. Nicht viel, sagten sie. Es reicht eine Menge von einem Stamperl, wie man bei uns in Wien sagt, damit der Erstickungstod eintritt. Mit so wenig Wasser in der Lunge erstickt oder ertrinkt man – und es gibt keine Rettung.
Ich hörte damals nichts, weder als sie ins Bad ging, noch als alles andere geschah. Sie machte es sich in der Badewanne bequem, gab andere Kräuter hinein als ich und nannte sie Lehrerpflanzen , ich nicht. Ich tauschte die Badewanne danach nicht aus. Sie hatte sich mit meiner Laura verbunden und gab mir auf sonderbare Weise ihre Essenz zurück. Deshalb freue ich mich jeden Tag aufs Neue, wieder in diese Badewanne zu steigen, in der Hoffnung, ihre Wärme auf meiner Haut zu spüren, ihre glatte Haut an meine zu fühlen und zu schweben …
Ich, meine Badewanne und Laura ...