...da steh ich nun am Adventmarkt in der Kälte, dort wo sich die Gänse gute Nacht sagen, und erfreue mich am Treiben der Besucher.
Die meisten sind Durchgeher oder Beimpunschstandstopper. Wir Standler sind eher mehr Aufputz und Deko. Aber egal, wenn die Einheimischen und die Bevölkerung der Umgebung dieser, ohne Konzept und Plan errichteten Bezirkshauptstadt, einen Adventmarkt organisieren, dann folgt das Volk dem Aufruf und...endlich is mal was los in der Stadt. Die Mahü von GF steckt zwar noch in ihren Kinderschuhen, immerhin bekomm ich jeden Tag locker einen Parkplatz gleich neben dem Markt, wo Dank der Gemeinde man nur alle eineinhalb Stunden die Papieruhr weiterstellen sollte. Da ist die Welt noch einfach und in Ordnung. Auch unter den Standlern herrscht hilfsbereites, fast amiikales Klima. Ja, auch wenn alle, ausser die Gastrostandler, einen Scheissumsatz haben,...das verbindet dann. Sudern und Aufpudeln ist und bleibt ein Kollektiv. Da werden Augustinverkäufer zum Punsch eingeladen. Der friert ja auch genauso, also gleiches Schicksal, selbes Boot, besonders in der extremsozialen Adventzeit...red star in a red heart.
Vor genau einem Jahr hab ich noch Hotdogs und Hühnerschnitzelsemmeln verkauft, für die Veggies gebackenen Emmenthaler und Champignon, und Pommes natürlich. Gefroren habe ich nicht, im 14.000 km weit entfernten Goa. Nicht direkt am Beach, aber auf der Mahü vom ältesten Hippiedorf Nordgoas. Dort, wo sich diese, Ende der 60er Jahre angesiedelt haben und teilweise noch dort sind, bzw ihre Regeln aufgestellt haben, und deren Bedürfnisse dem goanesischen Volk verklickert haben. Freedom, Sex, Drugs und cool sein, und alles easy nehmen und why not auf alles antworten und permanent drauf sein...aus Prinzip cooler als alle anderen zu sein, die Weisheit und den Frieden der inneren Mitte gefunden zu haben. Im echten Leben in Europa sind die meisten Saisonarbeiter (Gärtner oder vom Bau), HartzIV Empfänger oder in Rente. Wie cool is das denn? Machen hier einen auf Jimmy oder Mutter Theresa. Doch warum ich mir diese Bude angemietet habe. klar doch. Diese Bedürftigen haben besonders Nachts immer einen Fressflash, auf das kamma sich verlassen, ganz egal auf was sie drauf sind oder waren. Da war meine Imbissbude echt das Richtige. Wollt ich immer schonmal machen. Stand auf der Wunschliste der Lebensträume. Kann ich nun auch abhackerln. War eine geile, versoffene , lustige Zeit. Einfach easy halt.
Jetzt gerade kam ein Nebenstandler zu mir, stellte sich vor meinen Stand und fing an zu erzählen. Er erstand am Kettenbrückengasseflohmarkt einen Gestapomantel um nur 300,- statt 500,-...den hat er auch stolz getragen, bis ihn einestages ein anderer ansprach und ihm 1.000,- dafür bot. Er verkaufte ihn, wahrscheinlich schweren Herzens. Also doch nicht nur ein rein rotes Herz hier in GF.
Auf dem anderen Kontinent liefs aber nicht viel anders, cooler natürlich, aber wenn indische Touris in einer dieser Hippies-Rocker-Bars reinkamen, wurde auch auffällig ignoriert, ausser die hatten nen Joint im Mundwinkel. Also weisse Hippies unter ihresgleichen. Und draussen vor meiner Bude wurde ich von den Einheimischen, die das Bäcker und Greisslergeschäft führten, penibel beobachtet. Und wenn ich eines Nachts vlt zuviel Umsatz machte, wurde mir Müll vor die Bude gekippt oder eingebrochen.
Diese lieben Nachbarn, Neider, Mitmenschen, Mitbürger....
....wären doch alle ein bisschen cooler
in diesem Sinn
Frohe Weihnachten