Dominostein Zielpunkt

Das Zielpunkt jetzt den Konkurs angemeldet hat, macht mir klar, warum wir meistens die Zielpunktfiliale und nicht eine andere, eigentlich nähere Lebensmittelkette bevorzugt haben. Das Sortiment war zugegeben eingeschränkt, nichts ist mit speziellen Käse aus Frankreich oder exklusiven Marken. Doch das Personal war entspannt, freundlich - ‚kommens, ich führ sie zu ihren Produkt’ - hie und da sah man auch das Personal miteinander reden. Kurzum, auch wenn die Beleuchtung nicht so grell war und keine Musik aus den Lautsprechern dudelt, die Stimmung in der Warteschlange war immer noch freundlich.

Missmanagement, so sagen Fachleute, habe Zielpunkt zu dieser misslichen Lage gebracht. Wahrscheinlich hat die Leitung kein Geld gehabt, um ihr Personal zu ‚optimieren’ wie es bei anderen Handelsketten schon geschehen ist. Zielpunkt hat - ob Missmanagement, ob Geldmangel, vielleicht sogar versehentlich, alte, aber noch einigermaßen menschliche Strukturen aufrecht erhalten, die in unserer Zeit nicht mehr gewünscht sind. Und das ist schade und jetzt auch verheerend für die Mitarbeiter.

Die Insolvenz von Zielpunkt ist symptomatisch für die Maximierung der Profite und der Minimierung von Mitarbeitern bei den großen Supermarkt- und Handelsketten.

War früher der Verkäufer ein gelernter Kaufmann, so ist heute der Beruf zum Kassierer, zum Regalbetreuer, zum Hilfsarbeiter regrettiert. Weiters setzen die Ketten auf die Unterbesetzung ihrer Geschäfte. Übervolle Regale mit möglichst vielen Artikel erhöhen zwar den Warenumsatz, belasten die Mitarbeiter und führen zu Waren, die wegen abgelaufenen Datums weggeworfen werden müssen. Regalauffüllen und Kassieren ist nur mehr stumpfe Fließbandarbeit. Man merkt den Stress, dem die Mitarbeiter ausgesetzt sind, erhält bei Fragen diffuse Antworten ‚oder das ist nicht mein Revier’. Beschweren kann man sich bei der Beschwichtigungs-Hotline.

Manche Konzernmanager warten schon auf automatische Regalauffüller und Selbstzahlerkassen. Nur mehr eine Person wird benötigt: Der Filialleiter, vielleicht sogar eine Filialleiterin. Und der/die ist nur wegen der Optik vorhanden, notwendig wäre es auch nicht mehr. Die vollautomatische Handel hat nur einen Nachteil: Wer gibt der arbeitslosen Bevölkerung Geld zum Einkaufen?

2
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen
Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag vor 9 Jahren

fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag vor 9 Jahren

1 Kommentare
User
Mention
Hash-Tag
Tippe @ für Erwähnungen, # für Hashtags.
  • 👍
  • 🤗
  • 😉
  • 😂
  • 🙁
  • 😀
  • 😋
  • 😗
  • 😎
  • ❤️
  • 🤮
  • 😡

Mehr von Ricwis