... fragte einst Lenin in seinem Hauptwerk. Was immer eine gute Frage ist, ehe man zu tun beginnt.

Ich selbst stellte mir diese Frage vorhin, als ich anderswo las: "Was nützt es?". Es ging um Auswüchse im Internet, unflätige, sexistische Bemerkungen. Und ich konnte jene verstehen, die sich echauffierten genau wie jene, die da fragte "Bewirkt diese Aufregung etwas?".

Ich erinnerte mich an meine eigene Erziehung und die meiner Kinder (weil ich meine eigene ganz gut gefunden hatte, übernahm ich vieles). Damals wurde schlechtes Benehmen nebst einer ungehörigen Wortwahl mit Nichtachtung rezipiert. Weder Aufregung, noch Tadel, wenn das Kind zum ersten Mal "Scheiße" ausprobierte. Und wenn es damit nicht aufhören wollte, allenfalls der Hinweis "So etwas sagen wir hier nicht." . Dem Kind verging so ganz ohne Beifall oder Aufregung die Lust an solcherart Wortwahl von allein.

Ähnliches habe ich im Hinterkopf, wenn ich Unflat im Internet sehe und frage mich:

Tun wir denen, die diesen Unflat schmeißen, wohl wissend, dass das unkorrekte Aufreger sind, nicht unnötig Ehre an, wenn wir sie aktiv bekämpfen, ihren Unflat weiter auf andere Plattformen tragen, wenn sie womöglich Eingang finden in die Berichterstattung der großen Medien (Fernsehen)?

Ist es nicht genau das, was sich so ein ungehöriges Würstchen, das wahrscheinlich sonst keine Höhepunkte in seinem Leben hat, wohl wünschen mag?

Andererseits:

Ist das Unterdrücken solch Unflates durch Löschen und Sperren ein wirklich probates Mittel gegen diese latent oder offen zur Schau gestellte Aggression? Wird das auf diese Weise zum Schweigen gebrachte Würstchen dann nicht erst recht zur Tat schreiten, wo ihm Worte vorher zum Aggressionsabbau genug waren?

Und, ja, vermutlich funktioniert es nur durch eine adäquate Rechtsverfolgung, die dann aber eben auch funktionieren muss und nicht, wie so oft, im Sande verlaufen darf. Instanzen, die schnell und mit Nachdruck klar machen: "So etwas dulden wir hier nicht! Da verstehen wir keinen Spaß, weil so etwas keiner ist."

Am Ende, darin, denke ich, sind wir uns doch mehrheitlich einig, sind Unmutsäußerungen und Diskussionen auf einer solch unterirdischen Verbalbasis weder erforderlich, noch der Sache dienlich. Wir verfügen über anderes Vokabular. Sogar jene, die sich auf diese Weise - allzu oft gebilligt und ungestraft - verlautbaren.

Und eigentlich, denke ich mir, geht es dabei weniger um Sachthemen als um die Form, die in keinem Zusammenhang hingenommen werden darf, um echte oder zur Schau gestellte Drohgebärden.

Denn wenn Würstchen in unserer Gesellschaft die Oberhand kriegen, gehen wir vor die Hunde.

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