Vom Sinn des Lebens: Das Viktor Frankl – Museum in Wien

Am 21. Oktober 1996 hatte ich das Glück und die Freude, einen der letzten Vorträge von Viktor Frankl zu erleben. Dies hat einen nachhaltigen Eindruck in mir hinterlassen. Nur wenige Monate vorher hatte ich erstmals sein wohl bekanntestes Werk Trotzdem ja zum Leben sagen gelesen. Seitdem ist Viktor Frankl zu so etwas wie einem Mentor für mich geworden. Ein Mentor freilich, der am 2. September 1997 verstorben ist.

Nun wurde am 26. März 2015 das weltweit 1. Viktor Frankl – Museum in der Mariannengasse 1 eröffnet. An dieser Adresse hat Viktor Frankl viele Jahre gewohnt und gearbeitet. Nach dem Trubel mit vielen Führungen der ersten Öffnungstage habe ich mich aufgemacht, dieses Museum kennen zu lernen. Ein Museum, das ganz und gar Viktor Frankl und seiner Logotherapie gewidmet ist. Es war schon mal ein Erlebnis, erstmals die Wohnung von Viktor Frankl zu betreten. Und dann sollten zwei spannende Stunden folgen.

In erster Linie dient das Viktor Frankl – Museum dazu, dass sich der Besucher mit existenziellen Fragen beschäftigt. Und dass er vielleicht Antworten auf Fragen findet, die ihm bislang unbeantwortbar schienen. Viktor Frankl hat mit der Logotherapie eine psychotherapeutische Methode entwickelt, die sich ganz an den großen Fragen des Lebens orientiert. Insbesondere an jener: Welchen Sinn hat mein Leben? Kein Mensch kommt um diese Frage herum. Und doch wird sie oft in den Hintergrund geschoben, bleibt für immer unbeantwortet. Beeindruckend sind die Beispiele, welche belegen, wie selbst angesichts des Todes noch ein Sinn das Leben durchleuchten kann. Von einer unheilbaren Krankheit gezeichnete Menschen, die wussten, dass sie nicht mehr lang zu leben hatten, erschufen Kunstwerke für ihnen besonders wichtige Menschen. Jedes Kunstwerk wurde vollendet. Die betroffenen Menschen konnten besser mit ihrem Schmerz, mit ihrem Leid umgehen. Eine sinnvolle Aufgabe hat ihnen die Kraft gegeben, in den letzten Wochen und Monaten ihres Lebens mit sich und den Menschen um sie herum in Einklang zu leben.

Bei der Logotherapie ist der Mensch auf der Suche nach dem Sinn im Mittelpunkt. Dieser Sinn des Lebens ist nicht so leicht erkennbar. Doch er ist da, wenn auch vielleicht im Verborgenen. Eine Aufgabe im Leben zu haben, bedeutet über sich selbst hinaus zu wachsen. Die Liebe vermag dies ebenso. Somit ist auf diesem bemerkenswerten Sinn-Parcours auch sehr viel Liebe im Spiel. Wer liebt, dreht sich nicht mehr ausschließlich um sich selbst. Mehr noch ist der Liebende außer sich. Viktor Frankl war ein großer Liebender, seine erste Frau kam im KZ zu Tode, und mit Elly war er dann bis zu seinem Tode zusammen. Die zwei großen Lieben seines Lebens. Und wie er immer wieder formuliert hat, war der Sinn seines Lebens, andere Menschen mit der Sinn-Frage zu konfrontieren, sodass neue Perspektiven gewonnen werden können.

Jeder Mensch ist dazu aufgerufen, den Sinn seines Lebens aufzuspüren. Viktor Frankl hat den Sinn seines Lebens auch im KZ nicht verloren. Er nahm sich fest vor, von seinen Erfahrungen im KZ zu berichten und damit Menschen zu ermutigen. Das Ergebnis war eben sein Werk Trotzdem ja zum Leben sagen. Ein Besuch des Viktor Frankl – Museums ist nicht mehr und nicht weniger als eine Reise in die vielschichtigen Dimensionen, das Leben mit Sinn erfüllen zu können. Keine noch so aussichtslose Lebenssituation vermag es, diesen Fokus auf den Sinn zu zerstören.

Ich habe einige wunderbare Postkarten mit Zitaten von Viktor Frankl erworben. Auf einer steht: „Zu unserem Schicksal haben wir zu stehen wie zu dem Boden, auf dem wir stehen – ein Boden, der das Sprungbrett für unsere Freiheit ist.“

http://www.franklzentrum.org/index.php?show=1220

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