Marlies M.

Die Leber ist nicht nur das größte innere Organ des Körpers, sie ist ein wahres Multitalent. Mit ihren fast 1500 Funktionen ist sie weit mehr als ein reines Stoffwechselorgan, das den Hundekörper „nur“ entgiftet.

Umso schlimmer, wenn die Drüse Schaden nimmt. Obwohl sich Leberzellen, wenn der angerichtete Schaden noch nicht allzu groß ist, mit einem Regenerationspotential von fast 80 Prozent wieder „reparieren“ können, sollte man darauf achten, dass es gar nicht erst so weit kommt. Eine Behandlung der Leber ist auch deshalb so schwierig, weil diese eben so viele Funktionen im Körper ausübt.

Was setzt nun der Leber so zu, dass sie krank wird?

Verschimmelte Lebensmittel zum Beispiel. Aflatoxine, sehr gerne auf verdorbenen, ranzigen Erdnüssen zuhause, forcieren den Untergang der Hepar und bereiten zügig die Grundlage für Leberkrebs. Auch beim Hund.

Aber auch alle anderen Lebensmittel, die schimmeln, sind dazu in der Lage.

Weit gefährlicher ist „Ivermectin“. Dieses in sehr vielen Tierarztpraxen immer noch gängige und gerne unter die Haut injizierte (oder in originalverpackte Ohrentropfen durch den Tierarzt mit der Spritze tropfenweise zugesetzte) Mittel gegen Ektoparasiten (Läuse, Milben, Zecken) und Fadenwürmer (Nematoden), das eigentlich nur für Großtiere (Schweine) zugelassen ist, macht die Leber von Hund (und Katz!) ratzfatz tot.

Der Beipacktext von Ivomec® als Paste für Pferde warnt: „Vorsichtsmaßnahmen für Nicht-Zieltierarten: Nach der Anwendung von Ivermectin bei Hunden - speziell bei Collies und Bobtails sowie bei Schildkröten wurde über Unverträglichkeiten mit Todesfolge berichtet. Ivomec-P ist für Pferde zugelassen und soll nicht bei anderen Tierarten angewendet werden. Hunde und Katzen sollten aufgrund des Risikos von Unverträglichkeitsreaktionen durch Ivermectin weder Pastenreste vom Boden aufnehmen noch Zugang zu gebrauchten Applikationsspritzen haben.“

Und dennoch: Man findet es in Kleintierpraxen wieder, wo man es munter gegen Ohrmilben in die Gehörgänge von Hund und Katze leert, oder unter die Haut gegen Bandwürmer spritzt, ja, immer noch, auch wenn es nicht legal ist, auch wenn es für Kleintiere nicht zugelassen ist, auch wenn es ausreichend Alternativen gibt, auch wenn es Welpen taub macht, auch wenn es lebertoxisch ist und tödliche Schocks hervorrufen kann.

Warum? Weil es früher so gemacht wurde, weil es billig ist, weil es schnell wirkt, weil es keine große Rolle spielt, ob es tödliche Nebenwirkungen hat?

Das Mittel reichert sich in der Leber und im Fettgewebe an und wird von dort langsam freigesetzt. Die Ausscheidung erfolgt über Gallenflüssigkeit, Kot und Harn. Die Leber wird dadurch nachhaltig geschädigt.

Besonders gefährlich ist Ivermectin, wie oben schon erwähnt, bei Hunden mit Gendefekt (MDR1-Defekt), wie Collies, Collie-Mischlingen, Shelties oder Bobtails, bei denen dadurch Todesfälle durch Anaphylaxie (anaphylaktischer Schock) auftreten können.

Bei Hunden kann zusätzlich sechs Stunden nach der Behandlung ein Schock, bedingt durch das massive Absterben von Mikrofilarien, einsetzen.

Erkundigen Sie sich also bitte genau, was man Ihrem Hund verabreicht.

Nicht vergessen: Finger weg von Ivomec!

Auch Bakterien und Viren sowie Vergiftungen und einige Medikamente können die Leberzellen schädigen.

Was tun, wenn der Schaden bereits angerichtet ist?

Jeglicher Stress ist bei leberkranken Tieren fernzuhalten, so gut es geht, da Stress das Immunsystem noch mehr herunterfährt.

Zusätzliche Belastungen wie Jahresimpfungen und schwere Wurmkuren sollten Sie tunlichst vermeiden. Ihr Hund kann ohne jährliche Impfung leben. Aber ohne Leber nicht. Gutgemeinte homöopathische oder pflanzliche Medikamente, z.B. Mariendistel - Präparate, können Sie ebenfalls getrost vergessen, damit gehen Sie höchstens Ihrem Tier auf die Nerven und es frisst vielleicht sogar noch schlechter.

Wurden bei Ihrem Hund nun schlechte Leberwerte im Blutbild festgestellt und ihm eine Leberdiät nahegelegt, hat man Ihnen vermutlich im gleichen Atemzug mitgeteilt, er müsse ab sofort lebenslänglich das superteure Spezialfutter (Nur beim Tierarzt erhältlich!) fressen, weil er sonst auf der Stelle stirbt.

Vergessen Sie den Satz einfach wieder. Hunde und Katzen mit der Diagnose "Leberschaden" können sehr häufig noch viele Jahre bei guter Lebensqualität weiterleben. Nämlich wenn Sie zuhause ein paar Dinge beim Futter beachten.

Es gibt Diätfutter für Hunde mit schlechten Leberwerten oder Erkrankungen der Leber zu kaufen wie Sand am Meer, allerdings ist das Futter sehr teuer und wird meist auch nicht besonders gerne (oder gar nicht) gefressen. Nicht fressen ist besonders bei Leberproblemen eine zusätzliche Belastung für den Hundekörper, da durch das Hungern noch mehr Stoffwechselprodukte anfallen und die ohnehin schon überanstrengte Leber noch mehr Arbeit bekommt, anstatt sie zu entlasten.

Zudem ist es ganz leicht möglich, eine Diät selbst zuzubereiten.

Eine Leberdiät ist eine hochverdauliche, mäßig proteinreiche Diät, und zwar auf der Basis von Reis und Milchprotein, weniger auf der Basis von Fleischprotein.

Wichtig ist, mehrmals täglich kleine Portionen über den Tag verteilt zu füttern, besonderer Augenmerk liegt auf Lebensmittelqualität der Nahrung (Achtung, Schimmel!).

Vier Eckpfeiler (Energiezufuhr, Eiweißzufuhr, Ballaststoffe und Fette) sind zu beachten, dann kann nichts schiefgehen:

1. Energiezufuhr, damit der Hund sein Gewicht halten kann und nicht verliert, weil sonst unerwünschte Stoffwechselprodukte entstehen würden, die die Leber noch mehr belasten.

Energieliefernde Lebensmittel:

• Reis

• gekochte Kartoffeln

• Haferflocken (zart, nicht Vollkorn!)

• Maismehl

2. Eiweißzufuhr, damit der Hund alle Aminosäuren bekommt, die er braucht und nicht selbst herstellen kann.

Eiweißreiche Lebensmittel:

• Fettarmes Fleisch (mit einer Karotte (Möhre) und einer Prise Salz gar gekochte Hühnerbrust, gekochtes Rindfleisch, gekochtes Pferdefleisch, gekochte Putenbrust; die weichgekochte Karotte kann zerdrückt und mitgefüttert werden!)

• Topfen (Quark)

• Naturyoghurt, cremig, 1,5%-3,6%

• Hüttenkäse

3. Ballaststoffe

Dazu zählt die mitgekochte Möhre oder eine Prise Weizenkleie

4. Fettergänzung

Erledigt ein Hauch Maiskeimöl ins Futter

Eigentlich gar nicht so kompliziert, wenn man ganz genau hinschaut, oder?

Natürlich ist es einfacher, einen Sack Trockenfutter oder eine Dose zu kaufen. Aber wer seinen Hund liebt, der scheut weder Kosten noch Mühen, um ihn glücklich und gesund zu machen. Und kocht selbst.

Frisch gekocht schmeckt übrigens auch viel besser. Nicht nur uns Menschen.

Frei von der Leber weg gesagt: Liebe geht durch den Magen...

Herzlichst Bela Wolf,

Tierarzt, Autor und Tiergesundheitsjournalist

www.tierarzt-wien.com/

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