Von Viktoria Licht

Wir kennen es alle: Der Verkäufer, die Zugbegleiterin, der Frisör, sie alle wünschen uns einen „Schönen Tag noch“, wenn wir ein Geschäft abgeschlossen haben und den Ort des Geschehens verlassen. Diese Menschen tun das keineswegs freiwillig, sie erhalten von ihren Arbeitgebern die Dienstanweisung dazu.

Wir können also davon ausgehen, dass sie es nicht so meinen, dass wir ihnen vielmehr völlig gleichgültig sind und, träfen wir sie irgendwo anders, sie keinesfalls auf die Idee kämen einen ihnen unbekannten Menschen einen „Schönen Tag noch“ zu wünschen.

Ist es dann nicht unhöflich dieses erzwungene „Schönen Tag noch“ mit einem ebensolchen Gruße zu erwidern?

Ist es nicht eine Entwürdigung und eine Entmenschlichung, wenn wir dieses Spiel mitspielen, anstatt den Menschen dahinter zu sehen?

Im Gegensatz zu dem Verkäufer lüge ich bewusst und ohne Zwang, wenn ich dem Dienstleister einen „Schönen Tag noch“ wünsche oder auch schon, wenn ich „Danke gleichfalls“ sage, denn tatsächlich ist es mir gleich, ob dieser mir unbekannte Mensch einen schönen Tag hat oder nicht.

Vielleicht kann man sich damit herausreden, dass es einfach alle Dienstleister verdienen schöne Tage zu haben, doch wer weiß schon, wer sich dahinter verbirgt? Vielleicht tötet der nette Herr hinter dem Tresen Fliegen, oder die freundliche Frau im Geschäft gibt in ihrer Freizeit moralisch verwerfliche Sprüche ins Netz?

Ich bin für mehr Ehrlichkeit. Dieser unsägliche Zwang der Arbeitgeber sollte aufhören und die Dienstleister sollten sich frei dafür entscheiden dürfen, wem sie einen „Schönen Tag noch“ wünschen und wem nicht und ich tue das Gleiche.

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