Demokratie: Die zivilisierte Form des Bürgerkriegs

Wir leben in einer Zeit in der Teile der Bevölkerung denken, dass es ein Spektrum zwischen Männern und Frauen gibt, sprich man 70% Frau und 30% Mann sein kann, aber Konzepte wie Bürgerkriege wären absolut, sprich man sei in einem oder nicht.

Ich denke mindestens eines dieser Konzepte ist offensichtlicher Unsinn und über diesen Unsinn reden wir heute.

Was ist ein Bürgerkrieg? Die klassische Definition ist ein „bewaffneter Konflikt zweiter oder mehrere Gruppen innerhalb eines Staates“.

Die nächste Frage ist was eine Waffe ist, und das österreichische Waffengesetz beantwortet das wie folgt: „Waffen sind Gegenstände, die ihrem Wesen nach dazu bestimmt sind, die Angriffs- oder Abwehrfähigkeit von Menschen durch unmittelbare Einwirkung zu beseitigen oder herabzusetzen […]“.

Das Problem an dieser Definition ist, dass das eine Pistole sein kann, ein Messer aber auch ein Haftbefehl, ein Gesetz oder das Doxxen einer Person. Alle diese Dinge sind designend die Angriffs oder Abwehrfähigkeiten von Menschen zu reduzieren.

Case in Point: das Waffengesetz ist, nach seiner eigenen Definition und im weitesten Sinne, ein Gegenstand der seinem Wesen nach bestimmt ist, die Angriffs- und Abwehrfähigkeit eines Menschen zu reduzieren und ist damit, im eben weiteren Sinne, eine Waffe, genauso wie ein Raubüberfall in dem ein Räuber einen Hammer schwingt typischerweise schwerer wiegt als einer in dem der Räuber keine Waffe hat, denn der Hammer, obwohl keine Waffe laut Rechtsmeinung, wie eine Waffe benutzt wird und der Hammer damit sowas wie eine Waffe wird.

Juristisch ist das nicht haltbar, aber wir bewegen uns gerade in der Sphäre der Philosophie und als solches ist das zu verstehen.

Die Frage also ab wann ein „bewaffneter Konflikt“ stattfindet, hängt massiv von der Definition ab was wir als Waffe zählen und wen wir zählen: zählen wir einen politisch motivierten Räuber der Waffen benutzt? Wie steht mit einem Räuber der unter einer Flagge diese Überfälle veranstaltet mit dem Zweck politisches Kapital zu erlangen, wie der Fall der RAF 1971?

Je nachdem welche Definitionen man akzeptiert ist man so gut wie nie oder so gut wie immer in einem Bürgerkrieg.

Ich verschreibe mich der letzteren Ansicht und denke, dass wir mehr oder weniger ständig in einem Bürgerkrieg, niedriger Intensität sind.

Case in Point: jede Wahl ist eine verabredete Schlacht, in der derjenige gewinnt, der mehr Unterstützer (das ist der "demos" Teil) aufs Feld bekommt. Der Sieger gewinnt und übernimmt die Herrschaft (das ist der "kratia" Teil) aber macht sich mit den Verlierern ein Rematch aus. Der Verlierer gibt die Macht kampflos ab und rüstet für den nächsten Konflikt, indem er Argumente aus der Opposition heraus schießt die die Angriffs- und Verteidigungsmöglichkeit (also die Fähigkeit Stimmen auf ihre Seite zu ziehen) der Regierung reduziert.

Das ist eine sanfte und zivilisierte Version des Bürgerkrieges. Für die Form braucht es aber Hirn und Vertrauen, deswegen gibt es keine Demokratien in Ländern mit einem Durchschnitts IQ von 95 oder weniger und auch dort nicht wo kein Vertrauen im Volk herrscht.

Die unsaubere Version ist, die in der geschossen wird. Das kann jeder. Auch die Leute mit einem IQ von 95 und weniger.

In solchen Situationen kämpfen wenige Prozent der Bevölkerung gegeneinander. Ein Prozent kämpft unter lila Flagge, eines unter gelber und eines unter schwarzer Flagge, 97% sehen zu und warten ab wer gewinnt (oder werden von den Gruppen als Kanonenfutter missbraucht, wenn sie es schaffen die Leute dazu zu zwingen oder zu nötigen), ein Prozent setzt sich durch, besetzt mit den Mitstreitern alle Positionen der Macht, die 97% fügen sich und akzeptieren das neue Normal und die beiden anderen Gruppen werden umgebracht.

Das ist der Bürgerkrieg an den wir denken, wenn wir Bürgerkrieg sagen.

Es folgt Unterdrückung und im Untergrund wächst eine Rebellion, was dann wieder zu Schüssen führt, typischerweise nach ein paar Jahrzehnten, wenn die alten Rebellen weggestorben sind.

Sieht man Bürgerkriege in einem Spektrum ist der „kinetische Bürgerkrieg“ eine Eskalation eines Konfliktes der auch anders gelöst hätte, werden können. Im Grunde findet man sich immer genau dann in einem kinetischen Bürgerkrieg wenn eine Gruppe denkt dass sie nur bekommen kann, was sie will, wenn sie kämpft. Das kann einen von drei Gründen haben.

a) Ihre Forderungen sind vernünftig aber die Machthabenden sind unvernünftig

b) Ihre Forderungen sind unvernünftig und die Machthabenden können nicht zustimmen

c) Ihre Forderungen sind unvernünftig und die Machthabenden sind es auch

Werden also die irrationalen Teile des Volks zu mächtig oder erlangen sie gar die Machtposition, kommt es fast zwingend, zu einer Form von Bürgerkrieg oder brutaler Unterdrückung, in jedem Fall aber zum Ende der Demokratie. Die Varianten a) und b) sind ein Problem, Variante c) ist aber eine unlösbare Katastrophe.

Und wie oben beschrieben: man bewegt sich in die oben beschriebenen Varianten nicht in einem Sprung, man gleitet ab.

Forderungen die vernünftig und akzeptabel sind, können degenerieren und inakzeptabel werden, oder Gruppen die dafür bekannt waren, sinnvolle Forderungen zu stellen können, weil sie beginnen absurde Dinge zu fordern. Man kann vom grünen Bereich in den gelben Bereich gleiten, ohne es zu merken, aber wenn man weiter in den roten Bereich rutscht, werden, je nach Sensibilität, Menschen nervös.

Ich bin nervös.

Ich will keinen Bürgerkrieg, nicht nur weil ich dafür zu alt und zu unsportlich bin, sondern schon auch aus Prinzip. Ich finde es nicht gut wenn wir unsere Probleme mit Morden lösen. Ich bin was das geht altmodisch.

Ich denke wir befinden uns in der gelben Zone in Europa und ich denke die USA ist schon in der hellroten Zone. Die Geschichte lehrt uns aber, dass der Weg von grün zu gelb sehr viel länger dauert als von gelb zu rot. Den ersten hundert Schüssen folgen die nächsten tausend in Tagen, nicht in Jahren.

Ich denke es wäre vernünftig zu akzeptieren, dass wir uns in einem ständigen Konflikt befinden.

Wir müssen aufhören so zu tun, als wäre Demokratie eine Party die man alle paar Jahre veranstatlet um eine Regierung zu wählen die sich dann um das Wohl aller kümmert. Das ist nicht was Demokratie ist. Demokratie ist Krieg, aber der angenehmste den es gibt.

Demokratie ist eine Regierungsform in der der Herrscher ein Ablaufdatum hat und er genau deswegen den Bogen nicht überspannen kann. Nicht weil er nicht will oder nicht könnte, sondern weil das politischer Selbstmord wäre. Deswegen geben sowohl die Grünen wie auch die FPÖ die Macht ab, wenn sie abgewählt werden, deswegen sind sowohl "links außen" wie "rechts außen" so harmlos wie sie sind und beide Seiten mutieren über Nacht zu Monstern die über Leichen gehen, wenn wir beginnen die Regeln zu ändern, eine Lektion die Deutschland gerade wieder mit der AFD Debatte neu lernen möchte.

Verbietet man Parteien, verschwinden deren Wähler nicht: sie geben nur den demokratischen Prozess auf und überlegen sich Alternativen und die sind kinetisch.

Niemand teilt gern Macht aber die Alternative ist zu schießen. Die meisten von uns wollen das nicht, aber das führt eben dazu, dass man als einer der 97% endet und zusieht welcher der Vollidioten die schießen, gewinnen, um dann von besagten Vollidioten beherrscht zu werden.

Die Schlussfolgerung wäre, dass wir die Gruppen die absurde Forderungen stellen unter Kontrolle bringen können, was daran scheitert, dass für Menschen mit absurden Weltbildern, vernünftige Dinge absurd wirken und ich befürchte das Internet hat uns alle verrückt gemacht: wir alle haben absurdere Vorstellungen als vor 30 Jahren, wir alle denken wir haben vernünftige Argumente und schlittern auf einer Rampe hin zu einem Szenario in dem Menschen aufeinander schießen.

Nicht weil wir das wollen, sondern weil wir scheinbar kollektiv verrückt geworden sind. Oder zu dumm. Oder philosophisch zu heterogen.

Egal was es ist: wir rutschen in die falsche Richtung und wenn ich mich umsehe sehe ich kein Entsetzen darüber, ich höre Grölen wie auf der Achterbahn wenns steil nach unten geht und frage mich ob ich verrückt bin oder alle rund um mich.

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